Die Ortenauer Kreisräte kritisierten das geplante Neun-Euro-Ticket, mit dem Menschen ab Juni für nur neun Euro in ganz Deutschland den öffentlichen Nahverkehr nutzen können. Foto: Köhler

Die geplante Einführung eines Neun-Euro-Tickets stößt bei den Ortenau Kreisräten auf wenig Gegenliebe. Sie würden das Geld lieber in eigene Projekte investieren.

Offenburg - "Der Ausschuss für Umwelt und Technik begrüßt die Einführung des Neun-Euro-Tickets" – so sollte der Beschluss eigentlich lauten. Doch nach Stellungnahmen der Fraktionen formulierte Landrat Frank Scherer den Satz bei der Sitzung am Dienstag um: "Der Ausschuss beschließt die Umsetzung."

Der Landrat hatte die Kreisräte informiert, dass bei der Einführung des geplanten Neun-Euro-Tickets, mit dem die Menschen für neun Euro im Monat bundesweit alle öffentlichen Nahverkehrsangebote nutzen können, auf die Verwaltung ein gewisser Aufwand zukommen werde. Es gelte unter anderem, das Geld, mit dem der Bund die Verluste der Verkehrsgesellschaften ausgleichen will, an diese zu verteilen.

In der anschließenden Diskussion wurde generelle Kritik an diesem Vorhaben der Bundesregierung laut – aus allen Fraktionen. Stefan Hattenbach (CDU) hinterfragte, ob es tatsächlich sinnvoll sei, die Bevölkerung "nichts von der Krise spüren zu lassen". Er sieht die Investition als "von der Zukunft geliehenes Geld" und befürchtet sogar überfüllte Busse und Bahnen, sodass diese eher unattraktiver als attraktiver wirken. Matthias Gutbrod (Freie Wähler) schloss sich dem an. "Irgendjemand muss die Zeche zahlen", sagte er. Dorothee Granderath (Grüne) mahnte an, dass eine mögliche Steuersenkung auf Spritpreise und das Neun-Euro-Ticket sich möglicherweise gegenseitig aufheben. Dennoch habe sie Hoffnung, dass einige erkennen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel für sie attraktiv genug sind, um sie häufiger zu nutzen.

Karl-Heinz Debacher (SPD) befürchtet einen hohen Verwaltungsaufwand, Sven Rothmann (AfD) bedauerte, dass der Ortenaukreis das Geld nicht in eigene Verkehrsprojekte stecken kann. Auch Carsten Erhard (FDP) hätte sich einen "nachhaltigen Ausbau der Infrastruktur" gewünscht.

Trotz aller Kritik an dem Vorhaben der Bundesregierung will der Ortenaukreis das Neun-Euro-Ticket umsetzen. Dafür sprachen sich schließlich auch die Kreisräte einheitlich aus.