Die fünf Windräder zwischen Kippenheim, Mahlberg und Ettenheim sind mittlerweile abgebaut. Die neuen Anlagen können wegen des Vetos aus Lahr noch nicht genehmigt werden Foto: Joscha Bold/Ettenheimer Bürgerenergie

Die Ettenheimer Bürgerenergie macht dem Lahrer Flugplatz im Windpark-Streit nun ein Angebot: Nach Inbetriebnahme der Windenergieanlagen würden sie ihm CO2-freien Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen liefern, falls dieser das wolle.

Ettenheim - Erwartungsgemäß nahm in der turnusmäßig abgehaltenen Generalversammlung der Ettenheimer Bürgerenergiegenossenschaft am Montagabend das Thema Windpark Schnürbuck breiten Diskussionsraum ein. Mit Beteiligung der Ettenheimer Bürgerenergie ist dort eine Anlage mit drei großen Windrädern als Nachfolgerin von früher sechs kleineren Anlagen geplant. Dazu haben die Bürgerenergie und ihre Projektpartner bereits eine ganze Menge an Gutachten und planerischen Vorleistungen erbracht und im Juni 2021 den Antrag auf Genehmigung gestellt. Doch der Flughafen Lahr hat gegen das Vorhaben sein Veto angemeldet (wir berichteten).

Flugplatz lehnt Anpassung des Steigwinkels ab

Bürgerenergie-Vorsitzender Jörg Bold hatte für die Hauptversammlung die Einwände des Flugplatzes ebenso visuell aufgearbeitet wie die Sichtweise des eingeschalteten Gutachters. Der Flughafen Lahr lehnt die Anpassung des Steigwinkels ab, da er eine wirtschaftlich relevante Einschränkung bei den Frachtflügen des Flughafens sieht. Die Anpassung des Mindeststeigwinkels ist ein notwendiger und üblicher Vorgang, wenn neue Hindernisse auf Flugrouten entstehen.

Das beauftragte Fachbüro in Berlin untersuchte die Einwände und stellte fest: In den vergangenen vier Jahren haben insgesamt nur drei Flugzeuge vom Flugplatz Lahr aus das Gebiet des geplanten Windparks überflogen und dabei einen deutlich höheren Steigungswinkel aufgewiesen, als zur Debatte steht. Die Anpassung des Steigungswinkels hätte demnach rückblickend keinerlei wirtschaftliche Auswirkungen auf den Flughafen gehabt. Auch für die Zukunft kommt der Sachverständige zu dem Ergebnis, dass "eine Erhöhung des Mindeststeigungsgradienten keine signifikanten Auswirkungen auf den örtlichen Flugbetrieb sowie die Flugsicherheit hat".

Verständnis für Bürgerenergie

Zunehmend mehr Experten (unter ihnen Piloten) und Politiker signalisieren für die Bestrebungen der Betreiber der neuen Windkraftanlage ihr Verständnis, wie Bürgermeister Bruno Metz auch bei der Bürgerenergie-Hauptversammlung berichtete. Im Gegensatz dazu konnten weder Metz noch Bold Verständnis für ein lapidares Amtsdeutsch-Schreiben einer Ministerialebene in Stuttgart aufbringen. Wie Metz ging es vielen anderen Diskussionsteilnehmern am Montagabend: Mit den derzeit allerorten geforderten Möglichkeiten regenerativer Energiegewinnung seien solche bürokratische Schreiben ebenso wie wenig überzeugende Blockade-Argumente schlicht und ergreifend einfach nicht mehr in Einklang zu bringen. Einige Diskussionsteilnehmer bei der Bürgerenergie waren sich sicher: "Hier missbraucht Martin Herrenknecht seine Position als Geschäftsführer des Flugplatzes für seine persönliche Ablehnung von Windrädern im Schwarzwald".

Gesprächsfaden soll nicht abreißen

Neben der Einschaltung weiterer politischer Ebenen ist es den Betreibern der Schnürbuck-Windkraftanlage wichtig, den Gesprächsfaden zum Lahrer Flugplatz nicht abreißen zu lassen. Nach einer lebhaften Diskussion unter den Energiegenossen wurde bei drei Enthaltungen ohne Gegenstimme beschlossen, dem Flugplatz ein Angebot zu unterbreiten. Nach Inbetriebnahme der Windenergieanlagen bieten die künftigen Betreiber auf den Schnürbuck an, CO2

-freien Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen für die Stromversorgung des Flughafens zu liefern, falls dieser das wolle. "Auch die Luftfahrtbranche steht vor der großen, gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, den CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren. Gerne unterstützen wir diese Bemühungen", begründete Bold dieses Angebot.

Bei allem Ärger über die unbegründet erscheinenden Einwände des Flughafens, der daraus resultierenden finanziellen Mehrbelastungen für weitere Gutachten sowie der lapidaren Stellungnahme aus Stuttgart: die Hoffnung, bei ihrem konkreten Beitrag für die Gewinnung regenerativer Energie absehbar weiterzukommen, lässt sich die Ettenheimer Bürgerenergiegenossenschaft nicht nehmen. Die Hoffnung basiert auch auf inzwischen erfolgten Zusagen ihrer Unterstützung durch wichtige politische Instanzen wie Regierungspräsidium und Umweltministerium.

Mitgliederrekord

Im elften Jahr ihres Bestehens verzeichnet die Bürgerenergiegenossenschaft mit derzeit 314 Mitgliedern den absoluten bisherigen Höchststand. Ein Mitgliederzuwachs um 30 innerhalb des letzten halben Jahres bedeutet ebenso Rekord.