Rollen künftig noch mehr Lkws durch Ichenheim und andere Neurieder Ortsteile? Das ist die Befürchtung der Gemeinde anlässlich eines Beschluss des Meißenheimer Gemeinderats. Dieser hat dem Bau einer Straße zum neuen Kieswerk zugestimmt. Foto: Lehmann

Neurieds Bürgermeister ist schockiert über Pläne der Gemeinde Meißenheim. Der Kies aus deren neuen Kieswerk soll über die Straße abtransportiert werden, was viel Lkw-Verkehr in Neuried bedeuten würde. Meißenheim relativiert die Vorwürfe.

Meißenheim/Neuried - Ein Beschluss des Meißenheimer Gemeinderats alarmiert die Gemeinde Neuried. Der Rat hatte am Montagabend dem Bau einer Zielführungsstraße zum neuen geplanten Kieswerk Riedmatten zugestimmt (wir berichteten). Die Gemeinde Neuried interpretiert den Beschluss so, dass der Kies über den Landweg abtransportiert werden soll. Das bedeutet für Neuried, dass "zwölf Lkw pro Stunde durch Ichenheim, Dundenheim und Altenheim in Richtung Rheinhafen Kehl" unterwegs sein werden, befürchtet die Gemeinde in einer Pressemitteilung von Freitagvormittag. Aus Neurieds Sicht wäre es sinnvoller, für den Abtransport den Wasserweg über den Meißenheimer Rheinhafen zu nutzen.

Auch Stadtteile von Kehl wären betroffen

"Wir sind ziemlich schockiert", sagt Neurieds Bürgermeister Tobias Uhrich über die Nachricht aus der Nachbargemeinde. "Es sollen weit über 20 000 Lkw pro Jahr durch unsere Ortschaften brettern – die Rückfahrt ist da noch nicht einmal eingerechnet". Die Rechnung ergebe sich aus den zwölf angekündigten Lastwagen pro Stunde, was bei acht Stunden pro Tag und 220 Arbeitstagen 21 120 Lkw ergibt. Die Rückfahrt verdoppele diese Zahl.

"Es gibt keine Argumentation, die diese Bewegungen rechtfertigt", sagt Uhrich. "Die Lärm-, Abgas- und Staubbelastung für die Neuriederinnen und Neurieder wird erheblich sein." Hinzu kämen Gefahren für die schwächsten Verkehrsteilnehmer. "So ein LKW bremst nicht so schnell, wenn mal ein Kind auf die Straße läuft. Die Katastrophe ist vorprogrammiert."

Mit Neuried habe darüber in den vergangenen Monaten niemand aus Meißenheim gesprochen. "Das ist kein guter Stil", sagt deshalb Bürgermeister Uhrich. "Unter Nachbarn spricht man miteinander und findet gemeinsame Lösungen. Wir sind über die Vorgehensweise irritiert. Vor allem, dass man davon über Zufall am vergangenen Wochenende von Dritten erfahren muss."

"Der Abtransport muss über das Wasser erfolgen", so Uhrich weiter. Es gebe keine erkennbaren Gründe, die dagegen sprechen. In Altenheim gehe man exakt diesen Weg bei der zukünftigen Erweiterung eines Baggersees. Angedacht sei seitens der Gemeinde Neuried ein Schulterschluss mit der Stadt Kehl, welche dieses Szenario in gleichem Umfang betreffen würde.

Unsere Redaktion hat sich nach Bekanntgabe der Vorwürfe an das Meißenheimer Rathaus gewandt. Am Freitagmittag reagierte Meißenheims Bürgermeister mit einer eigenen Pressemitteilung. Darin relativierte er vor allem die Zahl Lkw-Fahrten. "Die Kalkulation der Verkehrsbelastung sieht als Maximalwert den Transport von durchschnittlich 5,4 Fahrten pro Stunde vor", heißt es. Demnach wären nur halb so viele Fahrten vorgesehen wie die Gemeinde Neuried befürchtet.

Wie viele davon überhaupt nach Norden, das heißt durch die Neurieder Ortsteile führen, sei von der konkreten Nachfrage abhängig. Ebenso, ob ein Abtransport überhaupt über den Landweg erfolge. Denn auch die Gemeinde Meißenheim – dabei freue man sich über "die Unterstützung aus Neuried" – bevorzuge den Abtransport über das Wasser.

Der Beschluss für die Zielführungsstraße, so geht aus der Pressemitteilung hervor, sei zudem nicht zwangsläufig ein Anzeichen dafür, dass der Abtransport vom Kieswerk über Land erfolgt. Mit einer Zufahrt wie dieser werden "viele Gewerbeflächen erschlossen, um die Ortslagen zu entlasten. Diese Maßnahme ist Gegenstand einer jahrzehntelangen Planung", heißt es. Dazu seien die Nachbargemeinden gehört worden. Zuletzt weist die Gemeinde darauf hin, dass der Antragsteller des Kieswerks in den Riedmatten sich gegenüber der Gemeinde Meißenheim vertraglich verpflichtet, bei Bedarf auch die wesentlichen Kosten einer Vollumfahrung der Ortslage zu übernehmen, um ohne Querung und Belastung weiterer Kommunen über die Autobahn das Ziel Rheinhafen anfahren zu können.