Architekt Benjamin Schmider erklärt Zweigstellen-Leiterin Kathrin Krichel den Fortschritt beim Umbau der Alten Kaplanei. Den Übergang vom Büroanbau ins Treppenhaus will er als eine Art Zeitschleuse gestalten. Foto: Störr

Übergabe für 1. Januar 2022 geplant.  "Jeden Tag ist es etwas anderes, das macht die Sache spannend".

Hausach - Die Fassade ist vom Putz befreit, der Aufzugsschacht gebaut und das entkernte Haus in Teilen wieder aufgebaut. Die Kaplanei in Hausach wird gerade saniert und umgebaut, später wird dort die Musikschule einziehen.

Das künftige Büro von Zweigstellen-Leiterin Kathrin Krichel ist im Rohbau fertig - und sie sieht beim Baustellenbesuch bereits den Platz für ihren Schreibtisch und die Kaffeemaschine vor sich. "Am liebsten wäre es mir, wenn die Räume jetzt schon fertig wären", erklärt sie Architekt Benjamin Schmider. Gerade jetzt sei die Raumbelegung in der Schule schwierig und mit hohem organisatorischem Aufwand verbunden.

Übergabe der Musikschule vermutlich erst September 2021

Aber noch ist Geduld gefragt, denn Schmider rechnet mit Übergabe an die Musikschule zum 1. Januar 2022. "Wenn alles gut läuft, vielleicht auch schon im September des kommenden Jahres", hält er sich etwas vage. Aufgrund der Corona-Pandemie hätten sich bereits im Frühjahr unvorhergesehene zeitliche Verzögerungen ergeben, die mittlerweile aber wieder aufgeholt wären. Was sich an möglichen Verzögerungen aufgrund von künftigen Lieferengpässen noch ergebe, könne er nicht vorhersagen. "Gerade läuft es richtig gut, man sieht ordentliche Fortschritte", betont der Architekt.

Die Außenfassade der alten Kaplanei wird gerade vom letzten Putz befreit und anschließend mit einem Besenstrich neu gestaltet. Die Arbeiten haben mit Sandsteinquadern an den Hauskanten eine Überraschung frei gelegt, die am Ende teilweise sichtbar bleiben soll. Bei einem alten Gebäude wie der Kaplanei, die aus dem Jahr 1784 stammt und damit eines der ältesten Gebäude der Stadt ist, gibt es immer wieder Unvorhergesehenes. "Jeden Tag ist es etwas anderes, das macht die Sache spannend", sagt Schmider und verweist auf den Sandsteinbogen am Kellerabgang oder handgeschmiedete Nägel, die im Gebälk zum Vorschein kamen.

Wie umfangreich die Arbeiten bisher waren, wird an der Schilderung des Architekten deutlich. Das Gebäude wurde ganzheitlich entkernt, was einen Blick vom Erdgeschoss bis unters Dach frei gegeben hatte. Anschließend wurde es statisch auf Vordermann gebracht. "Die untersten Hölzer lagen im Dreck, die schadhaften Balken mussten ausgetauscht und das Gebäude in Teilen neu fundamentiert werden", erklärt Schmider. Für diese Arbeiten wurden die Wände mit Spanngurten unters Dach gehängt.

Denn die Auflage des Denkmalamtes ist eindeutig: Was nicht defekt ist, wird erhalten. So wurden in den Wänden nur die schadhaften Balken erneuert und anstatt der zuvor verwendeten Eiche in Tanne-Fichte ersetzt. Sichtbar bleibt am Ende nichts von den Wänden, aufgrund der Dämmung und des Schallschutzes für die Musikschule sind entsprechende Aufbauten notwendig.

Steine aus der Burg im Gebäude verbaut

"Im ehemaligen Bad wurde die Wand quasi nur noch vom Putz zusammengehalten", verweist Benjamin Schmider dann auf den nächsten Stock. Ihm sei erzählt worden, dass Steine aus der Hausacher Burg im Gebäude verbaut wären, was die unterschiedliche Form und Größe erklären würde. "Auch waren in den Deckenbalken Schlitze für Zapfen eingebracht, was für eine Decke keinen Sinn macht und auf eine vorherige, anders geartete Verwendung schließen lässt", erklärt der Architekt. Als aktuelles Highlight bezeichnet er das Dachgeschoss, das in Teilen endfertig ist. Die ungedämmt aufgebrachten Ziegel wurden komplett entfernt und ein relativ unbeschadetes Gebälk freigelegt, was äußerst bemerkenswert sei. Anschließend wurde das Gebälk zentimeterweise abgestrahlt und damit gereinigt, denn schließlich bleibt es bis in den Giebel sichtbar und wird mit entsprechender Beleuchtung in Szene gesetzt.

Auf der rückwärtigen Seite des Daches wird als nächstes die Verglasung eingebaut, außerdem die Lattung samt Dämmung auf der Seite zur Hauptstraße hin aufgebracht. 80 Prozent der Gewerke seien bereits vergeben und der Kostenplan lediglich um 0,8 Prozent überschritten. "Für eine Altbau-Sanierung ist das eine Punktlandung", findet Benjamin Schmider. Alle offenen Positionen wie beispielsweise die Bodenbeläge wären kostenmäßig gut steuerbar.

Die Fenster sind gezeichnet und befinden sich aktuell in der denkmalrechtlichen Prüfung. Die Grundinstallation fürs Wasser/Abwasser und die Heizung ist verbaut, jetzt geht es mit der Elektroinstallation weiter. Das Gewerk Elektro hatte aufgrund der Datentechnik den größten

Nachtrag verursacht. Künftig wird in allen Räumen der Musikschule ein multimediales Arbeiten möglich sein.