In einem offenen Brief hat sich Mühlenbachs Bürgermeisterin nun an die Landtagsabgeordneten Sandra Boser und Marion Gentges gewandt. Darin kritisiert sie die Corona-Maßnahmen. Foto: Störr

Bürgermeisterin wendet sich an Landtagsabgeordnete. Maßnahmen treffen Ländlichen Raum hart.

Mühlenbach - Die Corona-Maßnahmen, die am Mittwoch bei der Ministerpräsidentenkonferenz getroffen wurden, sind hart – und auch umstritten. Besonders im Ländlichen Raum. Mühlenbachs Bürgermeisterin Helga Wössner hat einen offenen Brief verfasst.

In ihrem Appell wendet sich die Bürgermeisterin an die Landtagsabgeordneten Sandra Boser (Grüne) und Marion Gentges (CDU) und fordert Unterstützung. Demnach sei sie überzeugt, dass die neuen Regelungen und die daraus resultierenden Einschränkungen das private und wirtschaftliche Leben zwar stark beeinflussen, sich aber auf die Ausbreitung des Coronavirus nur unerheblich auswirken, so Wössner. Man werde das Gefühl nicht los, dass die Situation in den Städten der Maßstab der Corona-Verordnung darstellt. Die Besonderheiten im Ländlichen Raum würden hingegen weniger Berücksichtigung finden.

Kompletteinstellung nicht nachvollziehbar

Wössner greift in dem Brief, der der Redaktion vorliegt, zwei Maßnahmen auf, um ihren Standpunkt zu unterstreichen. Zum einen sollen die Übernachtungsangebote nur noch für notwendige und ausdrücklich nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt werden. "Hierzu fällt einem sofort der berühmte Vergleich von ›Äpfeln mit Birnen‹ ein", schreibt Wössner. Das Angebot von Ferienwohnungen im Ländlichen Rauem habe mit der Hotellerie in Großstädten recht wenig zu tun – ersteres würde verstärkt von Familien oder Ehepaaren gebucht und befindet sich auf Bauernhöfen mitten in der Natur. "Die Mieter suchen Ruhe und das Naturerlebnis, aber keine Partyszene", so die Bürgermeisterin. Das Angebot jetzt komplett einzustellen, sei nicht nachvollziehbar, zumal die Betriebe alle über ein sorgfältig ausgearbeitetes Hygienekonzept verfügen.

Weiterhin richtet sich Mühlenbachs Bürgermeisterin gegen die Maßnahme, Einrichtungen des Freizeit- und Amateursports zu schließen. Gerade bei diesem Punkt müsse auf die räumlichen Verhältnisse Rücksicht genommen werden. Ein Reitstall mit großer Freifläche etwa oder der Bogenparcour in Mühlenbach, der ohnehin nur von kleinen Gruppen auf dem weitläufigen Waldgelände genutzt wird, müssten auch weiterhin geöffnet bleiben.

Bitte um Rücksicht auf ländliche Besonderheiten

An das Ende des offenen Brief stellt Wössner zwei Forderungen an das Land Baden-Württemberg. Zum einen müsse im Vorfeld von künftigen Verhandlungen verstärkt auf die Besonderheiten des Ländlichen Raums eingegangen werden. Zudem sollte das zuständige Ministerium mit Vernunft und Maß die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz umsetzen und die Besonderheiten auf dem Land berücksichtigen.

Am Mittwoch hat sich die Ministerpräsidentenkonferenz auf weitere Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus verständigt. Dazu gehören unter anderem die Beschränkung von Kontakten, das Schließen der Gastronomie und der Verzicht auf Reisen. Zudem werden Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen geschlossen. Die Maßnahmen gelten ab kommenden Montag, 2. November, bis Ende des Monats.