Klaus Armbruster will die Treppen zum Rathaus bald als Bürgermeister erklimmen. Foto: Reinhard

Bürgermeister-Kandidat und Gemeinderatsmitglied Klaus Armbruster will sich in die Lokalpolitik einbringen

Er gab seine Bewerbung zwei Minuten vor Ende der Frist ab, doch er wurde eigentlich schon lange als Kandidat gehandelt. Gemeinderatsmitglied Klaus Armbruster aber haderte eine Weile mit sich, bis er den Entschluss fasste. Und das hatte seinen Grund.

Mühlenbach. Während seine Konkurrenten von Außerhalb kommen, ist Armbruster ist ein Mühlenbacher durch und durch. Er ist in der Gemeinde geboren, seine Eltern betrieben im Nebenerwerb eine kleine Landwirtschaft. Im Sommer half er dort und bei den Nachbar als Erntehelfer aus. Eine typische Dorfkindheit eben. "Mühlenbach war meine Welt", erzählt er, er sei aber immer neugierig auf die Welt gewesen. Diese Neugier hat er bis heute erhalten, auch wenn er nach einigen Zwischenstationen wieder in der kleinen Welt Mühlenbach gelandet ist.

Bevor er den Rest der Welt erkundete, machte er nach seinem Hauptschulabschluss eine Lehre als Mechaniker. Eigentlich hatte er Radio- und Fernsehtechniker lernen wollen, aber dafür hätte er die Realschule besuchen müssen. Dumm war er nicht, aber er war das, was man als Klassenclown bezeichnen würde, wie er sagt. In der fünften Klasse merkte er zwar, dass er nicht so bildungsresistent war, wie die Lehrer bisher geglaubt hatten, aber sein Interesse zielte auf einzelne Fächer wie Physik und Chemie ab.

"Man muss doch wissen, wie es funktioniert"

Während der Lehre bemerkte Armbruster schnell, dass er damit "nicht sein Leben verbringen" wollte und allmählich packte ihn der Ehrgeiz. Er machte sein Fachabi, studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der FH in Gegenbach und gründete 1992 schließlich seine eigene Software-Firma. Als er 35 Jahre alt war, zog der heute 54-Jährige Armbruster wieder zurück nach Mühlenbach. Vor drei Jahren kam er für die Freien Wähler in den Gemeinderat. Dort hebt er sich als engagiertes Mitglied hervor, das sich in seiner Freizeit mit vielen verschiedenen Themen beschäftigt. So hat er beispielsweise vor anderthalb Jahren in Eigenregie einen Erdgeschichteweg gebaut und sich so intensiv mit dem Thema TTIP auseinander gesetzt, dass er zusammen mit anderen Interessierten diesbezüglich zu einem Vortrag mit Gespräch einladen konnte. "Wenn man sich mit etwas beschäftigt, muss man doch wissen, wie es funktioniert, um entscheiden zu können", meint Armbruster. Er habe sich selbst irgendwann dabei ertappt, gewisse Dinge einfach hinzunehmen und hinterfrage seitdem lieber, überlegt in Ruhe, setzt sich mit dem Problem auseinander und kommt erst dann zu einer Antwort. "Meine Frau beklagt sich manchmal, dass sie manchmal erst nach 30 Minuten eine Antwort auf eine Frage bekommt", gesteht der Mühlenbacher schmunzelnd. Aber dann habe seine Antwort wenigstens Hand und Fuß.

Ähnlich sei es mit seiner Entscheidung gewesen, doch noch als Bürgermeister zu kandidieren. Lange habe er mit der Frage gehadert, schließlich habe er ja noch seine Firma, die er als einer von zwei Geschäftsführern leitet. "Aber dann habe ich mich entschieden, da reinzufuchsen", erklärt Armbruster – so wie er sich schon in andere Themen "eingefuchst" hat. Und: "Ich will mich in die Lokalpolitik einbringen und bin bereit, Verantwortung zu übernehmen."

Zwei Minuten vor Ende der Bewerbungsfrist gab Armbruster seine Bewerbung ab, was in Mühlenbach einerseits für Belustigung, andererseits auch für Verärgerung sorgte. Dass er sich so spät bewarb, habe aber nichts damit zu tun, dass nicht wirklich Bürgermeister werden will und sei auch keine Taktik gewesen, wie Armbruster betont. Es habe einfach viel zu organisieren gegeben.

Jetzt will er aber durchstarten, seine Familie stehe hinter ihm. Und er schätzt seine Qualifikation für das Amt als gut ein. "Ich habe durch meine Firma 25 Jahre Erfahrung als Führungskraft und die Tätigkeit als Gemeinderat in der Kommunalpolitik hat mir immer Spaß gemacht."

INFO

Der Bürgermeister-Kandidat gibt Antwort auf Fragen, die viele Mühlenbacher bewegen

> In welchen Formen können Sie sich eine Beteiligung der Bürger an Entscheidungsprozessen vorstellen?

In vielen Fälle handelt es sich um Routine-Entscheidungen wie zum Beispiel die Behandlung eines Bauantrags. Da entscheidet der Gemeinderat. In den anderen Fällen stelle ich mir vor, dass über Arbeitskreise fachkundige Bürger an der Erarbeitung von Konzepten oder der Lösung von Problemen mit einbezogen werden. Es geht darum, möglichst alle Aspekte zu berücksichtigen, um optimale Lösungen zu finden. In Einzelfällen kann ich mir auch eine Bürgerbefragung vorstellen. Doch Vorsicht: Nicht alle Themen eignen sich zur öffentlichen Diskussion und auch nicht alle Bürger wollen beteiligt werden. Bürgermeister und Gemeinderat wurden ja dazu gewählt, Entscheidungen im Sinne der Bürger zu treffen.

 > Stichwort Finanzen: Sparen oder investieren? Wofür sollte das Geld verwendet werden?

Nachdem in den vergangenen Jahren einige Großprojekte durchgeführt wurden, ist es grundsätzlich an der Zeit, sparsamer mit den Gemeindefinanzen umzugehen. Es gibt einige Aufgaben, an denen grundsätzlich nicht gespart werden darf. Zum Beispiel bei der Unterhaltung und Instandsetzung der Infrastruktur. Wenn hier gespart wird, kostet das in der Zukunft mehr und wäre damit nur das Verschieben der Lasten in die Zukunft. Ob und welche Projekte außerhalb des Pflichtprogramms in nächster Zeit angegangen werden, möchte ich mit dem Gemeinderat und über das vorgesehene Dorfentwicklungsprojekt klären.

> Einige Menschen, gerade Zugezogene und junge Familien, wohnen in Mühlenbach, nehmen aber nicht am Gemeindeleben teil. Wie könnten sie besser eingebunden werden?

Das scheint mir eine allgemeine Entwicklung. Das alternative Freizeitangebot ist inzwischen sehr groß und nicht zuletzt gehen schon die Kinder oftmals andernorts zur Schule und bauen so soziale Kontakte im ganzen Kinzigtal auf. Das ist nicht verkehrt, und auch nicht aufzuhalten. Ich bedaure aber den schrittweisen Verlust der Dorfgemeinschaft. Dem will ich mit dem vorgesehenen Dorfentwicklungsprogramm entgegen wirken. Die Menschen sollen eingebunden werden, dabei Anerkennung und Beachtung finden. So wird es gute Gründe geben, sich vermehrt in Mühlenbach aufzuhalten.

 > Wie könnte Mühlenbach den Weg ins digitale Zeitalter besser finden?

Mühlenbach ist doch schon ganz gut im digitalen Zeitalter angekommen. Für circa 90 Prozent ist derzeit ausreichend Internet vorhanden. Bei den restlichen zehn Prozent arbeitet die Gemeinde zusammen mit der Breitband GmbH an einer Lösung. Daneben gibt es durch den technischen Fortschritt weitere Möglichkeiten, gerade die zehn Prozent der nicht optimal angebundenen Bürger befriedigend anzubinden (LTE zum Beispiel). Doch steigen die Begehrlichkeiten in diesem Bereich sehr schnell, sodass der Bedarf an schnellem Internet steigen wird. Richtig schnelles Internet gibt es aber nur mit Glasfaser zumindest bis weit in die Täler. Da müssen wir am Ball bleiben.

> Mit welchen Strategien könnte die Gastronomie in Mühlenbach gestärkt und gefördert werden?

Das ist eine schwere Frage. Gaststättensterben ist ein Vorgang, der seit Jahren in dörflichen Gemeinden um sich greift. Was sind die Gründe? Vor allem ein geändertes "Konsumverhalten" der Gäste. Viel Leben fand früher in den Gaststätten statt. Man traf Freunde, tauschte sich aus und erfuhr Neues. Dafür gibt es heute viele andere neue Angebote, so dass das frühere "Wirtschaftsleben" heute nur noch eingeschränkt besteht und damit das Leben als Gastwirt schwerer macht. Er muss ja davon leben können. Dazu kommen noch umfangreicheren Vorschriften beim Betrieb einer Gaststätte und der Beschäftigung des Personals. Eine Strategie habe ich noch nicht. Wer kann mir helfen?