Interessiert hörten die Mühlenbacher den drei Bewerbern zu, die in den vergangenen Wochen einen umfangreichen Wahlkampf geführt haben. Foto: Reinhard

Großer Andrang in der Gemeindehalle / 20 Minuten Redezeit, 15 Minuten Fragen

Wer wird Mühlenbachs neuer Bürgermeister? Am Sonntag, 24. September, wählen die Mühlenbacher einen neuen Rathauschef. Am Dienstagabend schien ganz Mühlenbach sie bei der offiziellen Kandidaten-Vorstellung kennen lernen zu wollen.

Mühlenbach. Für 450 Zuhörer war die Gemeindehalle laut Hauptamtsleiter Christian Hofstetter bestuhlt worden, doch nicht alle fanden einen Platz. Ein paar Mühlenbacher mussten mit einem Stehplatz vorlieb nehmen.

Die Moderation des Abends übernahm der scheidende Bürgermeister und Wahlausschussvorsitzende Karl Burger, der sich nach 24 Jahren im Amt aus Altersgründen entschieden hatte, sich nicht mehr zur Wahl zu stellen. Er nahm in seiner Eröffnungsrede Bezug auf das große Interesse der Mühlenbacher an der Veranstaltung und meinte: "Das zeigt, dass es so eine Veranstaltung seit 24 Jahren nicht mehr gegeben hat."

Die drei Bewerber hätten in den vergangenen Wochen einen umfangreichen Wahlkampf geführt, hob er lobend hervor.

So waren die drei Kandidaten, die Rathausmitarbeiterin Angelika Grießbaum der Reihenfolge des Eingangs ihrer Bewerbungen nacheinander auf die Bühne führte, den meisten Mühlenbachern wohl keine Unbekannten mehr. Alle bekamen jeweils 20 Minuten Redezeit. Danach standen den Zuhörern 15 Minuten Zeit zur Verfügung, um den Bewerbern Fragen zu stellen.

Den Anfang machte die Juristin Helga Wössner aus Lahr. In ihrer Rede beantwortete sie die Frage, warum sie sich gerade für eine Kandidatur in Mühlenbach entschieden habe, damit, dass sie "Dorfkind" aus Dörlinbach auch nach Mühlenbach passe. Auch auf ihre Qualifikationen als Verwaltungsjuristin und ehemalige Lahrer Stadrätin ging sie ein. Selbstbewusst meinte sie: "Ich kann Verwaltung, Politik und Wirtschaft."

Der zweite Bewerber, Martin Göhringer, der derzeit als Hauptamtsleiter von Hofstetten tätig ist, gab an, in dieser Position auch die wichtigsten Projekte in Mühlenbach begleitet zu haben. Deswegen habe er sich bewusst für Mühlenbach entschieden. "Die Gemeinde ist bürgernah und gefällt auch als Ort zum Leben", sagte er.

Klaus Armbruster hielt wohl die launigste Rede. Bezug nehmend auf seine Kindheit und seinen Werdegang erzählte er immer wieder von großen Ereignissen der Weltgeschichte wie die Geiselnahme bei den olympischen Spielen 1972, die ihn nachhaltig beeindruckt hatten. Dennoch gelang es ihm immer wieder, den Bogen zur Kommunalpolitik zu spannen.

"Wir müssen dafür sorgen, dass der Außenbereich nicht abgehängt wird", betonte Wössner. Dafür müssten unter anderem die dortigen Straßen gepflegt werden. Außerdem wolle sie dafür sorgen, dass die Mühlenbacher Schule und der Kindergarten auf jeden Fall erhalten bleiben. Desweiteren soll ein Konzept erarbeitet werden, mit dem die Gastronomie erhalten und weiterentwickelt werden kann. Die Gemeinde brauche Platz zum Bauen, weswegen eien weitere Bebauungsfläche erreichen will. Sie stehe für eine ausgeglichene Haushaltpolitik, betonte Wössner: "Investitionen, wo es nötig ist, Sparen, wo es geht", fasste sie zusammen.

 > Reaktion auf Bürgerfragen:

Augustin Matt nahm Bezug auf Wössners Aussage, dass sie die Bevölkerung bei wichtigen Fragen einbeziehen wolle. "Wie genau stellen Sie sich das vor?", wollte er wissen. Wössner verwies auf die Möglichkeit von Arbeitskreisen und sagte: "Das bekommt man auch mit unterschiedlichen Meinungen hin. Wenn man beteiligt wurde, ist hinterher auch der Konsens größer."

Transparenz der Verwaltung und Einbindung der Bürger in Entscheidungen seien ihm wichtig, erklärte Göhringer. So will er in einer jährlichen Bürgerversammlung über wichtige Projekte informieren. Die jüngere Bevölkerung könnte durch moderne Kommunikationsmittel wie Apps ins Gemeindeleben eingebunden werden. Klassische Infrastruktureinrichtungen wie Straßen müssten erhalten bleiben. Auch für schnelles Internet für den Außenbereich will der Kandidat sich einsetzen. Um das Dorfleben zu erhalten, denkt Göhringer an ein weiteres Neubaugebiet. Desweiteren müssten im Sinne der Nahversorgung die bestehenden Geschäfte erhalten bleiben.

  > Reaktion auf Bürgerfragen:

Bruno Messmer wollte wissen, was der Kandidat gegen die Raser auf der B 294 tun wolle. Göhringer sprach sich gegen feste Blitzer aus, da die Gemeinde diese selber bezahlen müsse. Stattdessen könne er sich Messtafeln, Schikanen und Schwellen vorstellen. Auf Anfrage könnten mobile Blitzer beim Landratsamt angefordert werden.

Den "Service an den Bürgern" bezeichnete Klaus Armbruster als einen seiner Schwerpunkte. Er sehe es als seine Pflicht an, die Abläufe zu analysieren, neu durchzudenken und gegebenenfalls neue Wege zu gehen. Als Problem sah er an, dass es wenig bis keine Fläche für Gewerbe und Baugebiete gebe. Beim Thema Internet versage der Markt. Die Außenbereiche müssten nach Marktversagen von den Kommunen angehängt werden. Nachdem Armbruster all diese Probleme aufgezählt hatte, betonte er, dass er nichts als Lösung versprechen könne. "Vorher zu glauben, man kennt die Lösung schon, ist immer gefährlich", meinte er. "Ich will daher auch Bürgerbeteiligung."

  > Reaktion auf Bürgerfragen:

Aus der Bevölkerung gab es keine Frage, aber Armbruster wollte erklären, warum er seine Bewerbung erst so spät, zwei Minuten vor Ende der Frist, abgegeben hatte. "Ich habe es einfach nicht früher geschafft", sagte er. Er habe aufgrund seiner eigenen Firma lange gehadert, ob er kandidieren wolle und musste erst einige Dinge abklären.