Eine japanische Delegation hat am Mittwoch Mühlenbach besucht, um sich über die FVS zu informieren. Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Forstwirtschaft: Japaner informieren sich über die FVS / Preiseinbrüche verblüffen die Delegation

Einen weiten Weg haben die Gäste, die Bürgermeisterin Helga Wössner am Mittwoch in Mühlenbach begrüßte, hinter sich gehabt. Die 15-köpfige Delegation war aus Japan angereist.

Mühlenbach. Die Verwaltungsmitarbeiter aus Nishimera waren in den Schwarzwald gereist, um sich über die Strukturen Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald (FVS) und des Holzverkaufs zu informieren.

Vor dieser Vorstellung informierte Helga Wössner kurz über Mühlenbach. Das Dorf verzeichnet immerhin 25 000 Übernachtungen von Touristen im Jahr. Als neueste Attraktion stellte die Bürgermeisterin den Bogenparcours vor. Da Bogenschießen in Japan eine hohe kulturelle Bedeutung besitzt, wurde dieser sehr aufmerksam betrachtet. Auch der Mühlenbach-Imagefilm fand großen Zuspruch.

Dolmetscherin Shigeko Maeda von der deutsch-japanischen Gesellschaft Freiburg sorgte dafür, dass die Verständigung zwischen Deutschen und Japanern reibungslos ablief. So scheute sie sich auch nicht, noch einmal nachzufragen, wenn die Ausführungen von FVS-Mitarbeiter Thomas Weißer etwas zu spezifisch wurden. Die Japaner dürften jedenfalls einen neuen deutschen Begriff gelernt haben: "Brotbaum" – der Baum, der im hiesigen Wald momentan die größten Erträge abwirft.

Überraschend: Es gibt auch weibliche Revierleiter

Wie Weißer am Rande der Veranstaltung informierte, wird die genossenschaftliche Vereinigung regelmäßig – etwa einmal im Jahr – von japanischen Gruppen besucht.

Nach einem Abriss über Geschichte, Gebietsgröße und Umsatz der FVS verdeutlichte Weißer, dass die regionale Wertschöpfung ein großes Anliegen ist. Der Löwenanteil der Hölzer, die die FVS vermarktet, werde in einem Radius von 80 Kilometern abgenommen. Es sei im Interesse sowohl der FVS als auch ihrer Kunden, diese Strukturen zu erhalten. Allerdings zeige sich auch an dieser Stelle, dass es gerade bei kleinen Sägewerken meist keine Nachfolger gebe. Diese fielen weg.

Die erste Frage aus dem Plenum zielte genau darauf ab. Denn auch in Japan ist das Problem der Nachfolge groß. Weißer erklärte, dass im Mittleren Schwarzwald die gesamte Fläche vererbt wird, also keine Realteilung vorliegt. Trotzdem sei dadurch nicht gewährleistet, dass der Erbe vor Ort – und in der Forstwirtschaft aktiv – sei. Die FVS bietet daher Pflegeverträge an.

Überraschend fanden die Japaner den Preiseinbruch beim Fichtenholz. Auch wenn sie noch der "Brotbaum" ist, macht der Klimawandel ihr Probleme.

Klimawandel sorgt für anhaltende Probleme

Höhere Kalamitäten drücken den Preis. Vor zwei Jahren brachte der Festmeter noch fast 100 Euro ein, jetzt sind es im Durchschnitt 50 Euro. Eine solche Entwicklung habe es in Japan nicht gegeben, hieß es aus dem verblüfften Plenum. "Wir haben damit auch nicht gerechnet", sagte Weißer. Das Problem sei, dass die Kalamitäten in ganz Europa auftraten.

Der erhöhte Einschlag durch die Kalamitäten zieht innerhalb der vergangenen zwei Jahre steigende Unfallzahlen nach sich, die leider auch mit Todesfällen einhergingen, sagte Weißer auf Nachfrage eines Arztes. Aktuelle Unfallzahlen habe er aber nicht. Zur Risikominimierung gebe es regelmäßige Schulungen, beispielsweise zum Umgang mit der Kettensäge.

Dass es in Deutschland sogar Revierleiterinnen gibt, sorgte für ein großes "Oho" bei der männlich dominierten japanischen Delegation.

Die Delegation ist aus dem japanischen Nishimera in der Präfektur Miyazaki angereist. Der Ort hat knapp 1000 Einwohner – und 80 Verwaltungsmitarbeiter, sagte Mühlenbachs Bürgermeisterin Helga Wössner. Nishimera besteht aus insgesamt sieben Weilern, die entlang des Hitotsuse-Flusses im Ichifusa-Gebirge liegen. Das Gebiet des Orts umfasst 272 Quadratkilometer, die durch Wälder, Gewässer, Reisfelder und Weinberge geprägt sind.