Mehr Nektar für Insekten als die meisten überzüchteten Geraniensorten bietet Goldlack. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: BUND hält Vortrag über für Bestäuber nützliche Pflanzen / Auftrag für Sportplatz vergeben

Dass nicht nur Bienen, sondern auch andere Bestäuber immer mehr auf die Hilfe von Menschen angewiesen sind, erklärte Angelika Kalmbach-Ruf vom BUND den Mühlenbacher Räten. Sie zeigte auf, was jeder tun ►kann, um zu helfen.

Mühlenbach. Dass Bienen wichtig für die Bestäubung sind, sei mittlerweile bekannt, meinte Angelika Kalmbach-Ruf. Doch sie allein würde nicht genügen. "Jede Pflaume, jeder Apfel muss bestäubt werden und wenn keine Insekten da sind, müssen Menschen das übernehmen, wie es zum Beispiel in China schon der Fall ist", sagte Kalmbach-Ruf. "Die Artenvielfalt sei relevant für die Landwirtschaft, erklärte die Vorsitzende des BUND Mittleres Kinzigtal. Auch Schmetterlinge und Wildbienen seien bedeutende Bestäuber, aber für diese sorge kein Imker, sondern nur der Naturschutz.

Insekten bräuchten zum Überleben geeignete Futterpflanzen, die im Austausch für die Bestäubung Nektar anböten. Dazu gehörten unter anderem Eisenkraut, Borretsch und Wiesenglockenblumen – Gewächse, die jeder zu Hause in den Garten oder in Blumenkübel pflanzen könnte.

Überzüchtete Pflanzen geben keinen Nektar

Beim Bepflanzen des eigenen Gartens und Balkons empfahl Kalmbach-Ruf: "Augen auf beim Geranienkauf!" 80 Prozent der verkauften Geranien seien mittlerweile so überzüchtet, dass sie gar keinen Nektar mehr produzierten. Glücklicherweise würden die Sorten, die noch Nahrung für Insekten produzierten, mittlerweile gekennzeichnet werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt für das Fortbestehen von Schmetterlingsarten seien die Raupen. "Die sind Spezialisten. Die Raupen des Kaisermantels fräßen zum Beispiel ausschließlich Veilchenarten. Andere Futterpflanzen wie das Mädesüß litten unter der Konkurrenz zu invasiven Arten wie dem Springkraut oder dem Knöterich.

"Ob Schmetterling oder Falter – sie alle sind am Limit: jeder Blumenkasten mit entsprechenden Blumen hilft", sagte Kalmbach-Ruf.

Auch Gärtnereien habe sie bereits auf das Problem angesprochen und viele würden bei der Kennzeichnung insektenfreundlicher Pflanzen helfen. Nichtsdestotrotz könne jeder den Insekten helfen. Auch in Mühlenbach könne in Anbetracht der Gestaltung der Grünflächen einiges verbessert werden, meinte sie und stellte ihre Expertise zur Verfügung.

Desweiteren besprach das Gremium die Vergabe von Arbeiten für den Neubau eines Kleinspielfelds und die Sanierung der Tennenlaufbahn auf dem Mühlenbacher Sportplatz. Laut Bürgermeisterin Helga Wössner hatten fünf Firmen ihr Angebot fristgerecht eingereicht – teilweise mit "riesigen Preisunterschieden", wie Wössner sagte. Günstigster Bieter war Rievo aus Oberried mit 79 212 Euro. 30 Prozent der Kosten übernähme die Sportstättenförderung, zehn der Verein, den Rest die Gemeinde. "Die Maßnahme soll zügig ausgeführt werden, damit alles für die Spielsaison fertig ist", erklärte die Bürgermeisterin. Geplant ist, am 1. April zu beginnen, am 30. sollen die Arbeiten beendet sein.

Thomas Keller (Freie Wähler) meinte, dass bei früheren Besprechungen doch davon die Rede gewesen sei, dass der SV Mühlenbach 20 Prozent der anfallenden Kosten hatte übernehmen wollen. Er fragte nach, ob auch 20 Prozent für den Verein machbar wären. Anwesende Vorstandsmitglieder bestätigten das, "aber nur mit einem gehörigen Anteil Eigenleistung", erklärten sie.

Keller und sein Parteikollege Klaus Armbruster kritisierten schließlich, dass in der Beschlussvorlage nicht aufgeführt sei, was die Baumaßnahme genau beinhalte und erklärten, dass sie sich für die Zukunft ausführlichere Unterlagen wünschten.

Schlussendlich stimmten die Räte geschlossen der Auftragsvergabe an Rievo zu.

Nach Untersuchungen in NRW ist die Biomasse der Fluginsekten seit 1989 mancherorts um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Nicht nur die Zahl der Arten, sondern auch die der Individuen befindet sich in einem dramatischen Sinkflug. Zu den möglichen Ursachen gehören die Fragmentierung und Zerstörung von Lebensräumen, möglicherweise aber auch der Einsatz von hochwirksamen Insektiziden, den sogenannten Neonicotinoiden. Das Insektensterben hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Bestäubung von Pflazen und damit auch auf die landwirtschaft, sondern auch auf Tiere. Viele Vögel finden beispielsweise nicht mehr gnügend Nahrung.