Ulrich Müller bewirtet den Ramsteinerhof bei Fischerbach. Er ist Vorsitzender des Kreisverbands Wolfach im BLHV. (Archivfoto) Foto: Beule

"Im Moment ist Vieles schwierig." Versorgung der Tiere läuft weiter.

Mittleres Kinzigtal - Die Corona-Krise macht auch vor den Landwirten nicht Halt. Dass viele von ihnen hinsichtlich der Verfügbarkeit von Erntehelfern große Sorgen haben, ist bekannt. Wie sieht’s im Kinzigtal aus?

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Die Erdbeer- und anderen Obstbetriebe sorgen sich um die Saisonarbeitskräfte. Der Vorsitzende des Kreisverbands Wolfach im Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV), Ulrich Müller, ist im Gespräch mit unserer Zeitung allerdings optimistisch. Immerhin habe der BLHV in dieser Hinsicht Lockerungen erreicht und den Einsatz nach Corona-Richtlinien "kriegen wir hin", so Müller. Auswirkungen der Restaurantschließungen: Trotzdem stehen vor allem die Obstbauern aktuell vor einem anderen großen Problem, weiß Müller. Gerade die Beerenproduzenten liefern einen großen Teil ihrer Ernte an die Gastronomie. Da diese ebenfalls von den weitreichenden Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie betroffen ist, sind große Teile des Markts lauf Müller "weggebrochen". Milchmarkt unter Druck: Vor ähnlichen Problemen stehen auch die Milchbauern. Die Gastronomie als entscheidender Wirtschaftsfaktor liegt faktisch lahm. "Im Moment sind einfach viele Dinge schwierig", sagt Müller.  Holzmarkt ist betroffen: Der Holzmarkt hängt durch, berichtet Müller. Einige Sägewerke haben geschlossen oder arbeiten nur noch im Ein-Schicht-Betrieb. Der Grund: Durch die Pandemie ist beispielsweise der französische Markt eingebrochen. In der Folge müssen für das geschlagene Holz Nasslager eingerichtet werden. "Diese kosten täglich", so Müller. Gleichzeitig ist der Holzpreis weiterhin niedrig.   Versorgung gesichert: In dieser vertrackten Situation ist eine Sache immerhin gesichert: Die Versorgung der Tiere. Die Landwirte sind als systemrelevant eingestuft worden und haben daher in dieser Hinsicht keine Probleme. Müller befindet, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) die Landwirte vor deutlich größere Herausforderungen stellen würde. "Hoffentlich bleibt sie weiterhin weg", sagt er.

Die Afrikanische Schweinepest tritt laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft seit 2014 in diversen EU-Staaten auf. Die Virusinfektion stellt zwar keine Gefahr für Menschen dar, verläuft aber für Haus- und Wildschweine tödlich. ASP ist bisher nicht in Deutschland aufgetreten, allerdings gibt es Seuchengeschehen in Belgien und Polen. Der Erreger bleibt laut Bundesministerium recht lange ansteckend und kann über Speisereste, aber auch Kleidung und Werkzeuge verbreitet werden. Vorbeugung steht an erster Stelle. Alles ist anders: Dankbar sind die Landwirte den vielen treuen Kunden. Damit meint Müller ausdrücklich nicht nur die der Marktscheune, sondern auch die der vielen Hofläden in der Region. Trotzdem habe sich die Situation völlig verändert. Denn "Social Distancing" und die Aufrufe, den Aufenthalt beispielsweise beim Einkauf zu reduzieren, haben eine ganz andere Art der Kommunikation mit den Kunden zur Folge. "Der Smalltalk fehlt", macht der BLHV-Kreisvorsitzende deutlich und spricht von einer schwierigen Situation für alle.

Über allem schwebe zudem die Ungewissheit, verbunden mit der Frage, wie es überhaupt weitergehen soll. "Aber da sind wir ja nicht alleine", sagt Müller. "Jeden beschäftigen momentan ganz eigene Sorgen." Es bleibe im Grunde nichts weiter übrig, als nach vorne zu schauen.

"Wir sind jedenfalls für den Tag gerüstet, an dem wir wieder aufmachen dürfen. Und dann freuen wir uns auf den persönlichen Kontakt zu den Kunden, die wir gerne wieder verwöhnen", ist Müller optimistisch.

Auf den Feldern zählen die Landwirte in Deutschland normalerweise auf den Einsatz von Erntehelfern, um beispielsweise Spargel oder Erdbeeren zu ernten. Diese Saisonarbeitskräfte stammen meist aus dem Ausland. Durch umfassende Einreisebeschränkungen im Zuge der Bekämpfung der Corona-Pandemie ist zuletzt jedoch die Befürchtung laut geworden, es kämen nicht genügend Erntehelfer, um den Bauern im Land zu helfen – das hätte Auswirkungen auf die Ernte. Schätzungen zufolge fehlten in Deutschland bis zu 300-000 entsprechende Arbeitskräfte. Das Innenministerium die Einreise von 80 .000 Personen bis Ende Mai erlaubt. Diese sollen unter strengen Vorkehrungen als Erntehelfer arbeiten dürfen.