Der Meißenheimer Jonathan Fischer (in Blau) und die SG BBM Bietigheim spielen auch in der kommenden Saison in der zweiten Liga. Denn Platz drei in der Endabrechnung reicht nicht zum Aufstieg.Foto: Eibner Foto: Lahrer Zeitung

Handball: Ortenauer Profis zum Bundesliga-Abbruch / Pech für Teams von Jonathan Fischer und Frederik Simak

Seit Dienstag haben Fans und Spieler Gewissheit: die Handball-Bundesliga ist abgebrochen. Davon sind auch einige Profis aus der Region betroffen, zwei von ihnen verpassen mit ihren Teams durch die Wertung sogar die gesetzten Ziele.

Bei einem sind sich Jonathan Fischer, Frederik Simak und Domenico Ebner einig: die Entscheidung zum Abbruch der ersten und zweiten Handball-Bundesliga war nicht überraschend – und alternativlos. "Die Gesundheit von allen in der Gesellschaft geht vor", fasst der Friesenheimer Simak, der bei den Füchsen Berlin in der Bundesliga spielt, zusammen.

Frederik Simak

Er und seine Berliner Kollegen sind bei der Wertung sowas wie die großen Verlierer. Mit 35:19-Punkten standen sie eigentlich auf Rang fünf, die Rhein-Neckar-Löwen waren aufgrund eines Spiels weniger (34:18-Punkte) dahinter. Die Quotienten-Regelung lässt die beiden Teams aber die Plätze tauschen, die Füchse haben dadurch die direkte Qualifikation für den europäischen Wettbewerb verpasst. Dennoch zeigte Simak am Dienstagmittag Verständnis für die Entscheidung, im Falle einer Saison-Fortsetzung hätte das Sportliche nicht mehr im Vordergrund gestanden, sagt der 22-Jährige Friesenheimer.

Komplett begraben ist die Hoffnung auf Europa bei den Füchsen aber noch nicht. Denn im EHF-Cup, der noch nicht abgebrochen ist, sind die Berliner noch im Rennen. Das Final-Four-Turnier ist derzeit für Ende August in der Bundeshauptstadt geplant. So richtig klar, wie es nun weitergeht, ist es Simak aber noch nicht. Derzeit ruht der Trainingsbetrieb bei den Füchsen. Wie lange, ist unklar. Bei einer längeren Pause würde Simak wohl in den Heimaturlaub in der Ortenau fahren, so der Friesenheimer.

Jonathan Fischer

Seit Wochen in der Ortenau befindet sich dagegen der Meißenheimer Jonathan Fischer in Diensten des Zweitligisten SG BBM Bietigheim. Im Gegensatz zu den Füchsen rutschen die Schwaben in der Abschlusstabelle nicht ab, zu den Gewinnern des Abbruchs zählen aber auch sie nicht. Denn als Drittplatzierter der zweiten Liga sind sie das erste Team, das nicht aufsteigt.

Doch auch Fischer zeigt Verständnis für die Situation. "Es war ja klar, dass es soweit kommt. Ob wir es über die reguläre Saison gepackt hätten, stand ja auch noch in den Sternen." Er sei jetzt auch gespannt, wie es mit der Vorbereitung auf die neue Saison laufen wird und wie die Bundesliga-Vereine die Krise überstehen werden. Um die Zukunft der SG macht er sich aber keine Sorgen. "Ich denke, wir haben auch nächste Saison einen guten Kader, um wieder oben mitzuspielen. Essen und Coburg sind dann weg – es kommt niemand runter. Dann sind wir die natürliche Reihenfolge und nächste Saison hoffentlich Erster", sagte er mit Blick auf die kommende Runde, in der dann wieder der Erstliga-Aufstieg auf der SG-Agenda steht.

In den kommenden Wochen werde er sich individuell fit halten. "Ich mache jeden zweiten Tag Crossfit und Sprints", ansonsten steht Krafttraining und Joggen in und um Meißenheim auf dem Plan. "Ich hoffe nur, dass auch die Uni ausfällt", sagte er lachend. Denn aus seiner Wohnung in Bietigheim geht er Ende Mai raus, erst zum Vorbereitungsstart im Juli hätte er im Schwabenland wieder ein Dach über dem Kopf. "Ich hoffe einfach, dass es ein Online-Semester gibt", so der Lehramtsstudent.

Domenico Ebner

"Ich habe damit gerechnet, dass es so passiert", sagt der Torwart der TSV Hannover-Burgdorf am Dienstag. Mit 133,3 Punkten steht sein Team auf Rang vier und spielt damit in der kommenden Runde im europäischen Wettbewerb. Und auch wenn sich der ehemalige Spieler der SG Köndringen/Teningen über die "tolle Saison" von Hannover freut, so habe die ganze Sache doch einen "faden Beigeschmack". "Aber natürlich freuen wir uns auch", so Ebner. Viel lieber hätte er die Platzierung jedoch auf dem Platz verteidigt.

Für den Abbruch zeigte auch er großes Verständnis, "der Handball kann nicht nur von den TV-Geldern leben", so der italienische Nationalspieler. Außerdem wäre das Verletzungsrisiko für die Sportler nach einer so langen Pause zu groß gewesen. "Diese Saison werden wir so schnell nicht vergessen", sagt Ebner. Er selbst hält sich derzeit in Hannover individuell fit, zudem probiert er, "die Zeit anderweitig zu nutzen" und sein Studium der Wirtschaftsinformatik weiter voranzutreiben.

Wie es weitergeht, wissen er und sein Kollegen noch nicht, "die neue Saison ist derzeit noch kein Thema". Eines aber ist klar: "Wir freuen uns, wenn es wieder losgehen kann." Diese Aussage werden wohl die Sportler – ob Profi oder Amateur – auf der ganzen Welt unterschreiben.