In Meißenheimer Zunft rumort es zwischen der Führungsspitze und früheren Vorstandsmitgliedern
Fünf Jahre lang feiern die Meißenheimer Hubmatte-Hexen schon Fasent. Doch statt munterem Narrentreiben herrscht im Verein derzeit eine buchstäblich verhexte Stimmung. Narrenverband und Bürgermeister mahnen jetzt zu gütlichen Gesprächen.
Meißenheim. Wer sich mit den Querelen bei den Meißenheimer Narren beschäftigt, erkennt schnell eines: Durch den Verein geht ein tiefer Riss, zwischen der aktuellen Vorstandschaft mit Marion Schauer als Vorsitzender an der Spitze und zahlreichen Ex-Mitgliedern, die sich erbittert und heftig die Meinung sagen. Und dies seit der jüngsten Hauptversammlung am 11.11. nun auch öffentlich.
Nichts Ernsteres als die Narretei: Dieser Spruch, den altgediente Fasnachter landauf, landab kennen, scheint auch in Meißenheim seine Gültigkeit zu bewahren. Gerade in noch jungen Gruppen, wo Zusammengehörigkeit und Einigkeit in den steinigen Anfangsjahren meist auf harte Proben gestellt werden, rumpelt es zuweilen schnell. "Es menschelt halt, wie überall", weiß Berthold Schneider, der Präsident der Europäischen Narrenvereinigung aus Whyl, dem die Meißenheimer Hexen angehören.
Bei den Hubmatte-Hexen rumort es jedoch ungewöhnlich laut. Zwar schon seit geraumer Zeit, doch nach außen hin vernehmbar erst seit Kurzem. Auslöser der aktuellen Turbulenzen war die Jahreshauptversammlung der Zunft, bei der die Vorsitzende Marion Schauer deutliche Worte sprach. Sieben Hexen, so sagt sie, hätten aus dem Verein hinausgeworfen werden müssen, weil sie sich ungebührlich verhalten hätten. Von Verstößen gegen die Zunftsatzung ist die Rede, von Pöbeleien, gar Schlägereien und sogar von Diebstahl.
Das ist starker Tobak. Den wollen sich mehrere Ex-Mitglieder so nicht gefallen lassen. In einem Gespräch mit unserer Redaktion rückten ein halbes Dutzend frühere Vorstandsmitglieder ihre Sicht der Dinge ins Licht. Sie haben Sorge, dass sie im Dorf nach dem Rundumschlag der Vorsitzenden schräg angeschaut werden. Und so zeichnet sich ein anderes Bild, wenn man den Ex-Mitgliedern zuhört.
Die Chefin agiere selbstherrlich, wettern sie. Marion Schauer führe den Verein praktisch in Eigenregie. Neue Ideen und Vorschläge würden abgebügelt, andere Meinungen nicht akzeptiert. Vorstandsbeschlüsse seien ignoriert worden und nicht immer gehe es im Verein satzungsgemäß zu. Von "Ungereimtheiten und Differenzen" ist die Rede. Es seien auch keine sieben Mitglieder rausgeworfen worden, sondern nur zwei. 17 hätten dem Verein von sich aus den Rücken gekehrt. Mit Diebstahl, Schlägereien und Pöbeln hätten sie null und nichts zu tun. Beim Thema Finanzen der Hubmatte-Hexen haben die Ex-Vorstandsmitglieder Sorgenfalten auf der Stirn, wenn man mit ihnen spricht. Der Verein sei finanziell schwach und es fehle an Transparenz bei der Kassenführung.
Marion Schauer als Vereinschefin hat von diesen Vorwürfen schon anderweitig gehört, erklärt sie im Redaktionsgespräch. "Eine bodenlose Unverschämtheit!", poltert sie in Richtung ihrer Kritiker. Die Vereinskasse sei "sauber geführt" und es stecke "viel privates Geld" von ihr im Verein, erklärt sie. Der Verein sei wirtschaftlich nicht klamm und komme seinen Verpflichtungen stets nach.
Auch die anderen Vorwürfe schmettert sie zurück. Alles laufe satzungsgemäß. Tatsächlich seien sieben Mitglieder rausgeworfen worden, wiederholt sie. "Und jetzt herrscht wieder Ruhe im Verein, es läuft gut. Da gab es einige, die nur Böses wollten", schimpft sie merklich wütend.
Meinung hin, Meinung her. Im Verein mit seinen aktuellen und früheren Hexen prallen die Ansichten aufeinander. Das ist nichts Ungewöhnliches, weiß Berthold Schneider von der Europäischen Narrenvereinigung in Wyhl, dem die Meißenheimer angeschlossen sind. Er weiß von den Hexen-Querelen schon seit längerem. "Wir haben vorgeschlagen, sich mit allen Beteiligten an einen Tisch zu setzen und die Sache gütlich und zielführend zu besprechen", erklärt der Verbandspräsident. Doch dazu sei es nicht gekommen. Dabei könne man doch für alle Streitigkeiten Lösungen finden, ist sich der Chef des Narrenverbands sicher, dem 178 Zünfte angehören. "Man muss einfach vernünftig miteinander reden", weiß er.
Ins gleich Horn stößt auch Meißenheims Bürgermeister Alexander Schröder: "Ich habe dem Verein angeboten, ein Gespräch zu moderieren, um Strittiges gemeinsam zu besprechen und zu klären ". Dieses Angebot stehe weiterhin. Nun liegt es an den Hexen, es anzunehmen.
INFO
Hubmattehexen
Der Narrenverein wurde vor fünf Jahren von sechs Fasentfreunden gegründet, unter anderem der Vorsitzenden Marion Schauer. Zuvor hatte sich der einzige Meißenheimer Narrenverein, die "Eisbären", aus Finanzgründen aufgelöst. Die Hubmatte-Hexen haben derzeit rund 35 aktive Mitglieder. Sie berufen sich auf die Legende, wonach im Gewann Hubmatten und im nahen Wald nachts Hexen, Trolle und eine weiße Frau spuken und ihr Unwesen treiben.