Corona: Manfred Schoor bringt Senioren zu ihrem Piks / Schon mehr als 150 Menschen begleitet
Friesenheim/Meißenheim - Einige Senioren würden sich zwar gerne impfen lassen, sind jedoch nicht mobil und kommen nicht ins Impfzentrum. Manfred Schoor schafft Abhilfe. Er vereinbart Termine und bringt seine Kunden mit seinem Busunternehmen zur Impfung – kostenlos.
Bislang mehr als 150 Senioren in die Impfzentren gefahren
Normalerweise fährt der Meißenheimer Manfred Schoor mit Reiselustigen an den Gardasee oder ins Erzgebirge. In Corona-Zeiten sind diese Ausflüge natürlich nicht möglich. Der Busunternehmer hat sich stattdessen etwas anderes einfallen lassen: Unter dem Motto "Erst impfen, dann reisen" bietet er allen über 80-Jährigen ein Komplettpaket an. Schoor vereinbart Termine, holt die Senioren zu Hause ab, bringt sie mit seinem Bus ins Impfzentrum, begleitet sie bei der Impfung und bringt sie anschließend wieder nach Hause. Geld verlangt er dafür nicht.
"In dieser Pandemie sollte sich jeder fragen: ›Was kann ich tun?‹", erklärt Schoor seine Motivation für dieses großzügige Angebot. Auf die Idee gekommen sei er durch den Kontakt mit zwei langjährigen Fahrgästen, die sich gerne vor dem Virus schützen wollten, aber nicht wussten, wie sie ins Impfzentrum kommen sollen. Daraus habe sich dieses Projekt entwickelt.
Schoor, der sein Reisebüro in Friesenheim betreibt, sagt, er habe bislang mehr als 150 Senioren in die Impfzentren in Offenburg, Freiburg und Lahr gefahren. An einem "Großkampftag" begleite er bis zu 16 Menschen. Pro Fahrt könnte er dabei maximal fünf Fahrgäste in seinem Bus unterbringen, schließlich müsse der Mindestbstand eingehalten werden.
"Ich kann den Leuten die Nervosität nehmen. Viele wissen gar nicht, wie es abläuft und sind überfordert", sagt Schoor angesprochen auf die Betreuungsfunktion seines Angebots. So könne er im Vorfeld genau erklären, wie die Impfung abläuft. Hinterher informiere er die Geimpften, dass sie nun vor einem schweren Verlauf der Krankheit geschützt seien, es aber trotzdem noch ein Restrisiko gebe.
Schoor freut sich sehr über die Dankbarkeit, die ihm von den älteren Menschen entgegengebracht wird. Viele geben eine kleine Spende, die Schoor jedoch keineswegs einfordere. "Das bisschen Diesel, das ist vernachlässigbar", beantwortet er die Frage, wie er es denn finanziell schaffe, dieses Angebot aufrecht zu erhalten. Er ist optimistisch, dass sein Unternehmen die Krise übersteht, solange die neuen Überbrückungshilfen ankommen.
Schoor möchte Kontakt zu Kunden erhalten
Hinzu komme, dass seine Fahrten einen gewissen Werbeeffekt mit sich bringen. Schließlich stehe sein Bus häufig vor dem Impfzentrum und gelegentlich würden Leute ihn ansprechen und nach einem Programm fragen. Wichtiger sei Schoor jedoch, den Kontakt zu seinen Kunden aufrecht zu erhalten.
Für seine Impffahrten ernte der Unternehmer jedoch nicht nur Zuspruch: Schoor berichtet, er habe bereits höhnische Zuschriften erhalten und hätte sich ein paar geschmacklose Kommentare gefallen lassen müssen. Diese ließen ihn jedoch kalt. Die große Dankbarkeit, die ihm die Senioren nach der Impffahrt entgegen bringen, gebe ihm die nötige Genugtuung, um über jeglichen Anfeindungen zu stehen. "Wer nur meckert, der kommt nicht weit", sagt Schoor im Bezug auf Gegner der Corona-Maßnahmen.
Noch bis zum 30. April möchte er ältere Mitbürger zu ihren Impfterminen bringen. "Was ich angefangen habe, das bringe ich auch zu Ende", erklärt Schoor. Danach, so hofft er, kann die Gastronomie wieder öffnen und die geplanten Reisen und Ausflüge können stattfinden. Dann sollen wieder malerische Berg- oder Seenlandschaften angesteuert werden und nicht mehr die Parkplätze der Impfzentren.
Senioren über 80 Jahren können sich unter Telefon 07821/993908 von Busreisen Schoor einen Impftermin vermiteln lassen. Die schriftlichen Angelegenheiten werden vom Unternehmen erledigt. Die Senioren werden dann über den Termin informiert, zu Hause abgeholt und bis zur Heimfahrt betreut.
