Allgemeinmedizinerin Anke Markones hat ihre Arztpraxis geschlossen. Ab dem 1. Juli wird sie in einer Gemeinschaftspraxis in Ichenheim sein. Die Praxis von Allgemeinärztin Edda Rieth im Ortsteil Kürzell ist damit die einzige in der Gemeinde Meißenheim. Foto: Goltz

Versorgung: Allgemeinmedizinerin Anke Markones schließt ihre Praxis / Keine Sorgen in Nachbargemeinden

Meißenheim/Neuried - Der Ärztemangel im ländlichen Raum macht sich bemerkbar: In Meißenheim gibt es nun keine Arztpraxis mehr. Um dies vorzubeugen, werden in Neuried immer wieder Treffen zum diskutieren über die Zukunft der Arztpraxen veranstaltet.

Die Rollläden sind heruntergelassen, an der Tür hängt ein Notizzettel für die Patienten und vor der Tür steht ein "Zu-Vermieten"-Schild. Dass es in der Lahrer Straße 2a in Meißenheim keine ärztliche Versorgung mehr gibt, ist kaum zu übersehen. Anke Markones hat ihre Praxis – die einzige, die es noch in Meißenheim gab – geschlossen. Dem Notizzettel an der Tür ist zu entnehmen, dass sie sich derzeit im Urlaub befindet. Danach, ab dem 1. Juli, wird sie in eine Gemeinschaftspraxis mit Karin Garve in Ichenheim umsiedeln.

  Meißenheim: "Wir bedauern, dass vorerst im Ortsteil Meißenheim keine Versorgung durch einen Arzt gegeben ist", äußert sich Meißenheims Bürgermeister Alexander Schröder zur Ärzte-Situation. Die Gemeinde möchte nun versuchen, die Lücke wieder zu schließen. Dass, das nicht leicht werden wird, sei Schröder bewusst. "Die Gespräche der vergangenen Monate sowie die allgemeine Situation im Bereich ärztliche Versorgung im ländlichen Bereich haben gezeigt, dass die Nachfragen von suchenden Gemeinden deutlich das Angebot an suchenden Medizinern übersteigt. Wir müssen von Seiten der Gemeinde versuchen, unseren Ort für einen jungen Arzt so attraktiv zu gestalten", so Schröder. Diese Weichen zu stellen würde nun Aufgabe des neuen Gemeinderats und der Gemeindeverwaltung sein. Die bisherige Suche nach einem neuen Hausarzt blieb laut Schröder erfolglos.

Um vor allem den älteren Bewohnern eine Möglichkeit zu bieten, in die Nachbargemeinden und damit unter anderem zu Ärzten zu kommen, wurde vor geraumer Zeit der "Riedbus" eingesetzt. Die mangelnde Resonanz aus der Bevölkerung habe aber gezeigt, dass dahingehend derzeit kein Bedarf bestehe. Aktuell wäre deshalb kein mobiler "Arztbus" oder ähnliches geplant.

  Neuried: Nicht ganz so dramatisch sieht es in der Nachbargemeinde Neuried aus. Dort wurde im vergangenen Jahr im Ortsteil Ichenheim ein Treffen organisiert, um die Zukunft der Arztpraxen zu diskutieren. Eingeladen waren unter anderem Allgemeinärzte, Zahnärzte, Physiotherapeuten, Homöopathen, Apotheken, Ortschaftsräte und auch die Generationengemeinschaft Ichenheim. "Es hat sich dabei gezeigt, dass hier die Versorgung sehr gut ist. Bei zwei Allgemeinmedizinern ist beispielsweise die Nachfolge durch deren Kinder gewährleistet", resümiert Neurieds Bürgermeister Jochen Fischer auf Nachfrage. Ein ähnliches Treffen wäre für Altenheim vorgesehen gewesen – von den Ärzten allerdings nicht für notwendig erachtet. "Ich halte es in jedem Fall für sinnvoll, in bestimmten Abständen solche Gespräche zu führen, um die Lage in der medizinischen Versorgung im Blick zu haben", so Fischer.

Ebenso wie in Meißenheim, werde auch in Neuried ein angebotener Fahrdienst – dort von der Generationengemeinschaft Ichenheim – kaum in Anspruch genommen. "In aller Regel werden solche Dienste anscheinend innerhalb der Familie oder der Bekanntschaft geregelt", erklärte sich dies der Neurieder Rathauschef. Und dennoch will er die Möglichkeit, eine gute Anbindung an die jeweiligen Ortsteile zu haben, auch weiterhin anbieten und ausbauen. Für die Zukunft plant Fischer einen Bürgerbus, der dann auch für Fahrten zu den Ärzten genutzt werden könnte.   Schwanau: "Wir haben derzeit drei Hausärzte und vier Zahnärzte, also noch eine sehr gute Versorgung", erklärt Schwanaus Bürgermeister Wolfgang Brucker. Die Versorgung decke nicht nur die 7100 Einwohner ab, sondern gehe auch darüber hinaus.

In Schwanau würde man alles für eine ausreichende ärztliche Versorgung tun. Bei Fragen zur weiteren Entwicklung stehe die Gemeinde jedoch nicht ganz alleine für Entscheidungen in der Verantwortung: "Insbesondere der Zulassungsausschuss der kassenärztlichen Vereinigung ist hier ein wichtiger Mitspieler auf dem Feld."

Im Gegenteil zu den beiden anderen Gemeinden würde der angebotene Fahrdienst in Schwanau gerne angenommen: "An zwei Tagen in der Woche fährt ein Bürgerbus insbesondere auch die Arzt- und Zahnarztpraxen an", sagt Brucker.

Info: Stipendium

Mehr junge Mediziner für die Arbeit in einer Landarztpraxis zu begeistern – das ist das Ziel des Ministeriums für Soziales und Integration des Landes Baden-Würrtemberg. So wurde ein neues Stipendienprogramm aufgelegt: Die Landesregierung stellt hierfür 300 000 Euro zur Verfügung. Das Förderprogramm stehe allen Studenten des Studiengangs Humanmedizin offen, die an einer Hochschule im Bundesgebiet mindestens im siebten Fachsemester eingeschrieben sind. Sie müssen sich verpflichten, im Anschluss an das Studium die fachärztliche Weiterbildung in den ausgewiesenen baden-württembergischen Fördergebieten zu absolvieren und nach deren Abschluss eine hausärztliche Tätigkeit in diesen Fördergebieten aufzunehmen.