Eine "Buchtankstelle" befindet sich in der Kirchstraße 5. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Hobby: In Meißenheim finden sich zwei "Buchtankstellen" / Mitnahme ist kostenlos

Meißenheim (cbs). Meißenheim ist ein Fundus für Bücherwürmer und das ist gerade in der aktuellen Zeit ein großer Vorteil. Büchereien und Buchhandlungen haben derzeit geschlossen. Nicht in Meißenheim – dort haben mittlerweile zwei öffentliche Buchtankstellen geöffnet. Eine Telefonzelle und ein Nachtschränkchen laden zum Griff in die Schmökerkiste ein.

Im Sommer ist die gelbe Telefonzelle auf dem öffentlichen Platz zwischen Kirche und Rathaus offiziell der Öffentlichkeit übergeben worden. Öffentlich weil sie auf einem öffentlichen Platz steht und die Gemeinde die beiden Initiatorinnen Herta Wagner und Angelika van Veen in ihrem Vorhaben unterstützt haben. Mitarbeiter des Bauhofs haben die alte Telefonzelle abgeholt und platziert. Bestückt und betreut wird die öffentliche Bücherei von Herta Wagner, Angelika van Veen und jenen, die ein gutes Buch bringen.

Wer ein gutes Buch zuhause nicht mehr braucht und davon so begeistert ist, dass es unbedingt weitere Leser braucht, bringt es einfach vorbei. Aber es darf auch nur geholt werden.

Auf wundersame Weise, einem guten Füllhorn gleich, füllt sich die Telefonsäule regelmäßig. Wer den Schwenk Richtung Kirche unternimmt und rechts in die Kirchstraße einbiegt, erfreut sich am Kindergarten an den kleinen Wichteln aus Blättern und Holz.

Eva Roth-Bleckwehl betreut "Nachtschrank"

Schräg gegenüber öffnet sich ein ganz privates Nachtschränkchen von Eva Roth-Bleckwehl. Wo sonst, wenn nicht auf dem Nachtschränkchen stapeln sich normalerweise die Bücherberge? Auf und in dem Nachtschrank in der Kirchstraße 5 ist mit Hochspannung zu rechnen. Die Meißenheimerin lacht: "Leute bleiben tatsächlich davor stehen und trauen sich im ersten Augenblick nicht." Alles sei darin zu finden. Einige Thriller verheißen blutrünstige Ausmaße, weitere Buchrücken verkünden eher heitere kriminalistische Spannung. "Nehmen Sie sich ein Buch mit", lädt Eva Roth-Bleckwehl ein. "Gern auch zwei. Ich habe noch genug", sagt sie lachend. Außerdem bringe der ein oder andere manches Buch aus seinem eigenen aktuellen Fundus. Gerade komme sie vom Spaziergang und streift nur kurz den kleinen Bücherschrank mit einem Blick. "Morgen früh wird wieder aufgefüllt", sagt sie. Seit Juli 2019 erfreut der kleine alte Nachtschrank die Leseratten und obendrauf sitzt die Hochspannung.