Viele Zuhörer interessierten sich für die Baggerseen. Foto: Bühler Foto: Lahrer Zeitung

Wirtschaft: Kieswerke informieren über gemeinsame Pläne für den weiteren Abbau / Beginn wohl Ende 2019

Kies für die nächsten 45 Jahre: Die Baggerseen in Meißenheim und Ichenheim sollen zusammengelegt werden. Das Konzept wurde vor mehr als 50 Interessierten in der Meißenheimer Festhalle vorgestellt.

Meißenheim/Ichenheim. Die verschiedenen Stufen des Konzepts für die Zusammenlegung wurde von den beteiligten Firmen Rhein Main Kies und Splitt (RMKS) und Blatt im Rahmen einer Informationsveranstaltung vorgestellt. Die Zuhörer erfuhren, was mit ihren Baggerseen, dem Blatt-See in Ichenheim, sowie dem Vältinschollensee in Meißenheim, passieren soll.

Für die Firma Blatt, die den Ichenheimer Baggersee betreibt, waren die Geschäftsführer Dietmar Köster und Mario Schulz erschienen, für die am Vältinschollensee Meißenheim tätige Firma RMKS Heinz Schlecht und Gerd Hagenguth. Die Präsentation des Vorhabens übernahm Joachim Corbe vom Planungsbüro Wald und Corbe.

Das neue Konzept sieht einen Abbau in mehreren Schritten vor. Wie es bei der Präsentation hieß, arbeiten beide Firmen dafür eng zusammen. Vorgesehen sei zum einen die Tiefenbaggerung in beiden Seen bis auf 90 Meter, zum anderen der Abbau des noch bestehenden 75 Meter breiten Trenndamms.

Die Besonderheit dabei sei, so Corbe, dass die beiden Firmen für den Abbau des Trenndamms aus betriebswirtschaftlichen Gründen vereinbart hätten, jeweils einige Jahre lang auf Flächen der Partnerfirma zu baggern, also Flächen zu tauschen. Die Firma Blatt stehe unter einem höheren Druck, weil die Abbaukapazität auf ihrer Seite nur noch für zwei bis drei Jahre reiche. So müssten Zug um Zug die jetzt schon zwischengelagerten Feinsande, die man nicht vermarkten könne, in den See eingebaut werden.

Zuhörer stellten zahlreiche Fragen

Wie es bei der Präsentation hieß, hatte das Büro Wald und Corbe hydraulische Untersuchungen vorgenommen und war den Fragen nachgegangen, wie sich der Abbau des Trenndamms auf das Grundwasser auswirkt und ob der vorhandene Überlauf aus dem Blatt-See in den Altrhein offen bleiben sollte.

Laut Joachim Corbe verhindert die Offenhaltung des Überlaufs im Hochwasserfall einen Anstieg des Grundwassers. Wenn der Überlauf geschlossen werde, sei mit einem Anstieg des Grundwasserstandes um bis zu acht Zentimeter zu rechnen.

Auf Nachfrage der Zuschauer, ob es zu Interaktionen mit dem Polder Ichenheim-Meißenheim komme, sagte Corbe, dass er durch den weiteren Kiesabbau keine Auswirkungen auf den Rückhalteraum erwarte. Das Zusammenlegen der beiden Seen wirke sich positiv aus. Wie den Zuhörern gezeigt wurde, hat der künftige Abbau erhebliche Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt.

Das Landschaftsarchitekturbüro Spang, Fischer, Natzschka hatte das untersucht und berichtete über die verschiedenen Auswirkungen auf die Schutzgüter Mensch, Tiere, Pflanzen, Böden und Landschaft. Etwa 21 Pflanzenarten, die auf der Roten Liste stehen, seien von den Maßnahmen betroffen, dazu bei den Vögeln 15 Reviere bestandsbedrohter Arten sowie mehrere Amphibienarten.

Dafür sowie für 1,4 Hektar Biotoplandschaft und 5,5 Hektar Wald müsse ein Ausgleich geschaffen werden. Wie es weiter hieß, sei das eine insgesamt recht anspruchsvolle Aufgabe.

Die Vereinsvorsitzenden der Angelsport-, Segel- und Surfvereine baten darum, ihre Belange zu berücksichtigen. Manfred Reichenbach vom Angelverein Ichenheim beklagte, dass durch den Abbruch des Trenndamms ein langer Uferbereich wegfalle. Sein Kollege aus Meißenheim bat dagegen um die Einrichtung von mehr Flachwasserzonen und dass diese mit einem größeren Relief versehen wer de. Darüber hinaus sei es auch für die Fische wichtig, dass der Überlauf des Blatt-Sees offenbleibe.

Auf die Frage nach den am Baggersee aufgestellten und als Vereinsheim genutzten Containern beruhigte Heinz Schlecht von der Firma RMKS die Zuhörer: "Dieses Gelände ist erst in 40 Jahren dran. Bis dahin sind die Container längst verrostet."

Viele der Zuschauer sind auch als Badegäste an beiden Seen und hoffen darauf, diese auch in Zukunft weiter zum Baden nutzen zu können.

Laut Planungsbüro Corbe bauen die beiden Firmen RMKS und Blatt bereits seit den 1960er-Jahren Kies ab – mit einer Jahresproduktion von jeweils 250 000 Euro Kubikmetern. Gut 90 Prozent davon werden mit dem Schiff über den Rheinhafen abtransportiert. Wie Corbe prognostiziert, wird in rund 45 Jahren jeder der beiden Seen etwa 50 Hektar groß sein. Heute seien es 42 bis 44 Hektar.