Karl-Rainer Kopf empfahl sich als Lobbyist für den ländlichen Raum. Foto: Decoux-Kone

Bewerber für SPD-Kandidatur, Karl-Rainer Kopf und Christian Pollack, stellen sich vor

Mahlberg - Der interne Wahlkampf um eine Kandidatur für den Lahrer Wahlkreis läuft bei der SPD auf Hochtouren. Sowohl Karl-Rainer Kopf als auch Christian Pollack wollen bei der baden-württembergischen Landtagswahl für die Partei antreten.

Nachdem sich die beiden Bewerber bislang nur im Juli im Lahrer Ortsteil Mietersheim gemeinsam öffentlich vorgestellt haben, taten sie das am Mittwochabend auf Einladung des Ortsvereins Kippenheim/Mahlberg auch in Mahlberg. Heinz Siefert, der Vorsitzende der dortigen SPD, begrüßte 21 Mitglieder und Gäste im Mahlberger Hallenfoyer. Er wertete Kandidaturen der beiden Bewerber als "Zeichen lebendiger Demokratie". Im Anschluss erhielten die beiden Konkurrenten Gelegenheit, sich dem Publikum zu präsentieren.

Der 53-jährige in Schwanau lebende Kopf stellte sich selbstbewusst als Ortenauer SPD-Kreisvorsitzender vor und verwies auf seine Mitgliedschaft in zahlreichen Vereinen und seinen Bekanntheitsgrad: "Ich kenne alle Wahlkreis-Bürgermeister persönlich!", erklärte er.

SPD-Mitglieder besser motivieren

Zudem sei er bestens vernetzt und pflege intensiv Kontakte mit Bürgern aller Schichten. Das komme auch daher, weil er den größten südbadischen SPD-Kreisverband mit 38 Ortsvereinen leite und in dieser Funktion unzählige Termine wahrgenommen habe. Kopf erklärte, dass er damit rechne, bei dem komplizierten baden-württembergischen Landtagswahlsystem einen prozentual zweiten Platz zu erringen und somit "ein sicheres Mandat" für den Landtag zu haben. Denn: Die Ortenau solle nach der früheren Erfolgsgeschichte von Walter Caroli endlich wieder mit einem SPD-Abgeordneten im Landtag vertreten sein.

Kopf skizzierte auch seine politischen Vorstellungen. So kritisierte er etwa Kultusministerin Susanne Eisenmann ("Idealbesetzung für eine Schulpolitik der 50er-Jahre") und den Grünen-Verkehrsminister Winfried Hermann, der den öffentlichen Personennahverkehr nicht voranbringe. Sandra Boser als Grünen-Landtagsabgeordnete trage die verfehlte Bildungspolitik mit, obwohl sie es besser wissen müsste. Auch wirtschaftspolitisch müsse man das Ruder herumreißen. Kopf verstand sich als Lobbyist für den ländlichen Raum und empfahl sich als "Mensch mit Augenmaß und gesundem Menschenverstand" samt SPD-Zweitkandidatin Diana Frei.

Sein parteiinterner Gegenkandidat ist Christian Pollack, 34 Jahre alt. Der in Oberschopfheim wohnende Kommunalbeamter erklärte, dass er zwar seine politische Sozialisation in Nordrhein-Westfalen erlebt habe, jedoch seit drei Jahren in der Ortenau heimisch sei. Ihn störte, dass die SPD ihr "Kern-Klientel" bei den Wahlen nur noch zwölfprozentig überzeugt habe. Da müsse das SPD-Profil deutlich nachgeschärft werden.

Themen waren für Pollack unter anderem soziale Gerechtigkeit, Bildungspolitik, Ökologie mit Menschen im Mittelpunkt und eine starke Gesellschaft mit aktivem Staat. Kopf hielt er vor, als SPD-Kreisvorsitzender zu vieles so weitergelaufen lassen zu haben "wie immer".

Ansonsten verstanden sich die beiden Bewerber gut, inhaltliche Unterschiede ergaben sich vor allem bei der Frage, wie man am besten die verlorengegangenen Wählerstimmen für die SPD zurückgewinnen und die eigenen Mitglieder besser motivieren könnte. Pollack äußerte sich unter Applaus klar: "Wenn ich unterliegen sollte, werde ich selbstverständlich Karl-Rainer Kopf mit all meinen Kräften im Wahlkampf unterstützen."

Info: Entscheidung

Bei der Diskussion  stellte sich heraus, dass die  Bundespolitik den SPD-Mitgliedern wesentlich mehr Sorgen bereitet als die Landespolitik. Angesprochen wurden etwa der Zwiespalt zwischen Ökologie und Wirtschaft, der Datenschutz, sowie vor allem die  soziale Gerechtigkeit. Fest steht, dass die Ortenauer SPD am 19. September ihre Kandidaten-Nominierungskonferenz in Gengenbach abhalten wird –  nicht nur für den Lahr-Wolfacher Wahlkreis, sondern auch gleich  für die zwei benachbarten. Dafür wurde die  Parteisatzung  geändert. Nun dürfen  alle SPD-Mitglieder  stimmberechtigt anreisen, sofern sie sich vorab coronagerecht dazu anmelden.