Zwei, die sich perfekt ergänzen: Sänger Bernd Walter und Christof Winkler am Flügel. Foto: Masson Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Bariton Bernd Walter und Pianist Christof Winkler lassen 24 Werke Schuberts erklingen

Rund 70 Zuhörer haben sich jüngst im Saal des evangelischen Gemeindehauses St. Jakobus eingefunden, um eine besondere Musik-Soiree zu genießen. Die beiden Akteure sind zwei absolute Könner ihres Fachs.

Mahlberg. Der vor zwei Jahren in Ruhestand gegangene Pfarrer Walter trug an alter Wirkungsstätte als Bariton sämtliche 24 Lieder der "Winterreise" von Franz Schubert vor, am Flügel trefflich begleitet vom Kammermusiker und Organisten Christof Winkler. Da sang kein Laie. Vor seiner Hinwendung zu Theologie und Pfarramt hatte Walter einst Musik studiert, samt Gesangsausbildung. Diese Leidenschaft hat ihn bis heute nicht losgelassen.

Das stellte Walter ganz besonders unter Beweis. Denn die 24 von Wilhelm Müller vor zwei Jahrhunderten verfassten und von Schubert kurz vor seinem eigenen frühen Tod vertonten Gedichte sind Inbegriff der frühen Romantik, ausdrucks- und gefühlsstark. Es sind Eindrücke eines Wanderers, von der Zurückweisung eines geliebten Mädchens aus der Stadt in die Landschaft hinaus getrieben. Melancholische "Gute Nacht", "Die Wetterfahne" und "Gefrorne Tränen" samt "Erstarrung" zeugen von einem emotionalen Kreuzweg des Lebens und der Liebe, von Walter trefflich interpretiert. Da hat sich seit 1981 also nichts geändert, als es in einer Heidelberger Konzertkritik über ihn bei der damaligen Winterreise hieß: "Er besitzt eine ausgeglichene, kultivierte und für einen Bass auffallend schlanke und geschmeidige Stimme."

Von der "Wasserflut" bis zum "Leiermann"

Der ins Volksliedertum eingegangene "Lindenbaum" am Brunnen vor dem Tore erhält seine wehmütige Bedeutung zurück. Die "Wasserflut" der Tränen, das leise "Auf dem Flusse", ein trauriger "Rückblick", das "Irrlicht" mit Freuden und Leiden sowie die müde "Rast" in der Kälte lassen im "Frühlingstraum" von bunten Blumen träumen, bis es beim Erwachen wieder kalt und finster wird. Auch dabei verlor Walter seine Ausdruckskraft nicht, ebenso wenig wie Winkler bei seiner stets einfühlsam und emotional Akzente setzenden Klavierbegleitung, bis hin zur traurig-elenden "Einsamkeit" und der darauf folgenden verdienten Pause.

In der später entstandenen "zweiten Abteilung" hatte Schubert weitere zwölf Müller’sche Gedichte vertont, etwa die munter am Herzen vorbeikutschierende "Post" , den reifgrau gewordenen "Greisen Kopf", die "Krähe" als Todesvorbote und eine "Letzte Hoffnung", die wie ein herabfallendes Blatt stirbt.

Weiter führte die lyrisch- schmerzliche Wanderung nächtlich "Im Dorfe" mit Kettenhundegebell über eine schnellen "Stürmischen Morgen" und die "Täuschung" zum "Wegweiser" auf versteckten Wegen bis hin zu einem "Friedhof", den der Wanderer todessehnsüchtig als letztes "Wirtshaus" empfindet. Doch kein Grab ist frei.

Fröhlicher "Mut" soll dann die Seelenschmerzen vertreiben. Jedoch endet nach zwei optisch täuschenden "Nebensonnen" der Winterreise- Zyklus mit der Begegnung eines "Leiermann", der trotz permanenten Drehens seines Instrumentes doch nicht voran kommt, wiederum wehmütig.

Technisch und auch interpretatorisch gilt Schuberts "Winterreise" unter Fachleuten als große Herausforderung für Sänger und Pianisten gleichermaßen. Walter und Winkler meisterten sie beide souverän und ausdrucksstark, mit großer Bravour zwischen Poesie, Stimmungsschwan-kungen und wechselnden Tempi. Langer Schlussapplaus dankte es ihnen.