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Gemeinderat: Mahlberg entscheidet sich gegen sofortigen Austritt / Kosten von 26,50 Euro pro Fahrt

Das Anruf-Sammeltaxi fährt auch künftig nach Mahlberg – allerdings auf Bewährung. Die Stadt bleibt ein weiteres Jahr im Verbund, anschließend will man sich die Zahlen noch einmal anschauen und erneut entscheiden.

Mahlberg. Denkbar knapp – mit sechs Ja-, sieben Neinstimmen und zwei Enthaltungen – sprach sich der Gemeinderat am Montagabend gegen einen Austritt aus. Weil Bürgermeister Dietmar Benz der Stadt Lahr das Ausscheiden Mahlbergs zum Jahresende vorsorglich bereits angezeigt hatte, muss er die Kündigung nun wieder zurücknehmen.

Wie berichtet, sah die Stadtverwaltung nach fünf Jahren keinen Sinn mehr in der Zugehörigkeit zum Sammeltaxi. Laut Rathauschef Benz ist die "ursprüngliche Intention", Bewohnern des Pflegzentrums und des Betreuten Wohnens eine Ergänzung zum ÖPNV zu bieten, "nicht mehr gegeben, weil das Sammeltaxi nur abends fährt". Einige Gemeinderäte machten, wie zuvor Lahrs OB Wolfgang G. Müller in einem Schreiben an die Verwaltung, darauf aufmerksam, dass sich diese Bedingungen seit dem Beitritt Mahlbergs kaum geändert haben, das Angebot immer nur am Abend bestand – also zu Zeiten, in denen ältere Menschen eher selten den Drang verspüren auszugehen.

Unzweifelhaft – da war man sich im Ratsrund einig – bleibt die Resonanz auf das Sammeltaxi hinter den Erwartungen zurück. Der von der Stadt Lahr vorgelegten Statistik zufolge gab es in den ersten sechs Monaten 2017 lediglich 102 Fahrten nach Mahlberg (und selbst die wurden nicht belegbar von Einheimischen gebucht). Weil die Stadt, unabhängig davon, wie oft das Sammeltaxi gerufen wird, pro Halbjahr 2700 Euro zuschießt, erleichtert jede Fahrt den Gemeindesäckel um 26,50 Euro. Rolf Baums (CDU) Fazit dieser Rechnung: "Da können wir den Leuten gleich ein normales Taxi zahlen."

Der schlechten Bilanz zum Trotz sträubte sich der Gemeinderat hörbar, den Mahlberger Austritt aus dem Verbund zu besiegeln. Weil die Tendenz nach oben ginge – im zweiten Halbjahr 2016 wurden lediglich 68 Fahrten nach Mahlberg verbucht – wollte Andreas Ruder (CDU) "noch nicht kündigen, sondern die Entwicklung noch ein Jahr beobachten". Nicht wenige sahen das ähnlich, auch wenn Bürgermeister Benz darauf aufmerksam machte, dass eine Umfrage zu Zufriedenheit und Nutzung des Sammeltaxis im Mitteilungsblatt "keine einzige Rückmeldung brachte".

Ulrike Kesselring (BFMO) und Thomas Schwatz (FW) sahen Grund zur (Selbst-)Kritik: Das Angebot sei weder von der Stadt im Speziellen noch vom Verbund im Allgemeinen ausreichend beworben worden. Kesselring: "Ich kenne beispielsweise keinen Schwerbehinderten, der weiß, dass er für zwei Euro abends Taxi fahren kann. Da müssen wir uns auch ein Stück weit an die eigene Nase fassen."

Diskutiert wurden im Rat auch Alternativen zum Anruf-Sammeltaxi. Über den Erfolg der Mitfahrerbank, wie es sie seit Kurzem in Kippenheim gibt, will sich Benz erkundigen, für eine Einführung eines Bürgerbusses, den Jürgen Weber (CDU) ins Spiel brachte, sieht der Bürgermeister indes kaum Chancen: "Da reden wir von ganz anderen finanziellen Dimensionen."

Das Plädoyer des Rathauschefs, "nichts künstlich am Leben zu erhalten, für das es kein Interesse gibt", hatte nicht die gewünschte Wirkung. Der Gemeinderat will dem Sammeltaxi noch eine Chance geben. Derweil kündigte Benz an, "das Thema im nächsten Sommer erneut auf die Tagesordnung zu nehmen". Dann wird sich zeigen, ob sich die Zahlen merklich gebessert haben, oder ob die Stadt dem Sammeltaxi final den Rücken kehrt. Mahlberg wäre die erste Kommune, die ihre Mitgliedschaft aufkündigt.

Neben Lahr und Mahlberg gehören dem Sammeltaxi-Verbund die Gemeinden Friesenheim, Meißenheim, Schwanau, Schuttertal, Seelbach und – als zweite Gemeinde aus der südlichen Ortenau – Kippenheim an. Auch dort ist die Resonanz auf das Sammeltaxi überschaubar. Dennoch hat sich Kippenheim "bislang noch nicht mit einem Austritt beschäftigt", wie Bürgermeister Matthias Gutbrod auf LZ-Nachfrage erklärte. Er schließt aber nicht aus, "dass auch bei uns das Thema irgendwann aufkommt und wir über einen Austritt diskutieren werden".