Die elf Frauen und sechs Männer des Kammerchors im evangelischen Bezirkskantorat Lahr wussten in der Mahlberger Schlosskirche zu überzeugen. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Zuhörer in der Mahlberger Schlosskirche begeistert / Eigenkompositionen kommen gut an

Rund 60 Zuhörer haben sich am Samstag in der Mahlberger Schlosskirche eingefunden, um dem Kammerchor des evangelischen Bezirkskantorats zu lauschen. Es war ein besonderes Hörerlebnis, dank stimmstarker elf Damen und sechs Herren.

Mahlberg. Sie präsentierten sich mit spannendem Programm zwischen protestantischen Kirchenliedern und Moderne. Dafür hatte Bezirkskantor Hermann Feist als Leiter gesorgt. Eine Motette des Engländers Thomas Atwood, zu seinen Lebzeiten Mozart- Student, stimmte auf den Abend ein. Sodann stieg der Chor auf Mendelssohn-Bartholdy um, als zum Christentum konvertierter Jude einst evangelische Kirchenmusik komponierend. Nach dessen froher Motette "Jauchzet dem Herrn" zeichnete sich Sopranistin Katie Hockenhull beim ergreifendem "Lass, O Herr, mich Hilfe finden" als Solistin aus, so wie später auch bei Bartholdys Hymne "Hör mein Bitten", nicht nur souverän und stimmstark, sondern auch mit hoher Ausdruckskraft – wie der gesamte Chor.

Eine durchweg reife Ensemble-Leistung

Schöner Programm-Einschub waren dann Eigenkompositionen von Dirigent Feist. Die hatte sich der dynamische Bezirkskantor zur musikalischen Ansprache für Jugendliche ausgedacht, klar, mit religiös motivierten Anschüben. Etwa schwungvollem "Ich danke Dir, o Herr" oder "Wir tanzen auf den Mauern" als Reminiszenz an den Berliner Mauerfall mit Lachen und Weinen. Nicht minder beeindruckend war Feists "Unfrieden auf der Erde herrscht", an weltweite Kriege erinnernd, oder "Einer hat uns angesteckt", nämlich Jesus mit der Flamme der Liebe.

Zwischendurch brillierte Kantorin Anna Myasoedova an der Orgel mit Improvisationen von verspielt-meditativ mit gelegentlich asiatisch herauszuhörenden Klangfolgen, und später auch mit einer ebenso spannenden Komposition des russlanddeutschen Komponisten Constantin Homilius. Kantorin Myasoedova entlockte der Mahlberger Orgel des Meisterbauers Jürgen Ahrend erstaunliche Registertöne.

Alexander Greschanikows kraftvolles "Gloria" begeisterte in reifer Ensemble-Leistung ebenso wie eine Mottette von Charles Wilp "O thou, the central orb" mit einem feierlich-getragenen Amen.

Reise nach Litauen:  Der Kammerchor des evangelischen Bezirkskantorats Lahr reist seit Jahren gern und viel – gelegentlich auch ins Ausland. So schon 2015 und dann im vergangenen Jahr erneut nach Litauen zur dortigen deutsch-litauischen Sing-Woche. Es gab zahlreiche Auftritte, etwa in der Hauptstadt Vilnius, Kaliningrad, aber auch benachbartem estländischem Tallinn. Überall dort ist die noch christlich gebliebene Bevölkerung zu 95 Prozent katholisch. Doch das tat den Auftritten des Lahrer Chors keinen Abbruch.

Gegenbesuch scheitert an Kosten: Dass nun in Mahlberg das in Litauen präsentierte Programm der "Sing-Woche Palanga 2018" ohne Beteiligung der dortigen Sängerfreunde wiederholt wurde, lag schlicht an den zu hohen Reisekosten der Chormitglieder an der fernen Ostsee und horrenden Visa-Gebühren.

Orgel für die Freunde:  Aber die Kontakte werden weiter gepflegt. Eine geschenkte Orgel aus der Freiburger Friedenskirche wartet nur noch auf zu begleichende Transportkosten zur evangelisch-lutherischen K.-Donelaitis-Kirche in Jurbarskas. Es fehlen noch 1500 Euro für den Transport und 35 000 Euro für den Aufbau, Anpassung und Stimmung durch eine deutsche Orgelbaufirma.

Weitere Informationen: www.bezirkskantorat-lahr.de