Mahlberg - Am Ende waren es der Probleme doch zu viel: Entgegen aller Versprechungen muss die Stadt Mahlberg die Übergabe des Neubaugebiets Orschweier-Nord um zwei Wochen verschieben. Erst am 18. November sollen die Grundstücke frei sein.

Die Hiobsbotschaft kam am frühen Dienstagnachmittag. Schriftlich informierte Bürgermeister Dietmar Benz die Presse darüber, dass die Erschließungsarbeiten "nicht, wie gewünscht, zum Abschluss gebracht werden konnten". Als Grund nennt der Rathauschef die "schlechten Witterungsbedingungen" in den vergangenen Tagen. Dass die geplante Übergabe des Neubaugebiets am morgigen Donnerstag buchstäblich ins Wasser fällt, ist bei genauerem Hinsehen aber nur die halbe Wahrheit. Denn: Wäre durchgängig sauber gearbeitet worden, hätte man den Termin halten können.

Der Reigen der schlechten Nachrichten aus "Orschweier-Nord" begann am Dienstag vergangener Woche. Bei der Ortschaftsratssitzung teilte die Verwaltung mit, dass die zum Schallschutz an der Kreisstraße errichtete Gabionenwand ein Verkehrsrisiko darstelle und deshalb gekürzt werden müsse (siehe Info).

Wenige Tage später erfuhr die LZ vom nächsten Ärgernis: Wie gestern berichtet, musste die Anfang vergangener Woche aufgetragene Straßendecke wenige Tage später zu einem beträchtlichen Teil schon wieder abgetragen werden. Grund: mangelhafter Asphalt. Laut Benz war es in einer Mischanlage der Firma Vogel-Bau, die das Material geliefert hatte, zu einem Fehler gekommen, sodass der Feinbelag zu grobkörnig war – was erst nach dem Einbau bemerkt wurde. Gut die Hälfte des Belags auf der Haupterschließungsstraße (etwa 600 Quadratmeter) musste abgefräst werden.

"Trotz aller Probleme" (Benz) im Neubaugebiet, die der Bürgermeister dem Gemeinderat am Montag noch einmal dezidiert auflistete, hielt die Verwaltung bis zuletzt am 31. Oktober als Übergabetermin fest. Benz wiederholte bei der Sitzung am Montagabend, was er am Nachmittag bereits gegenüber der LZ erklärt hatte: "Eventuell ist die Abnahme der Straßen- und Tiefbauarbeiten bis dahin noch nicht möglich, aber am Donnerstag machen wir die Übergabe."

Weil die mit den Straßenbauarbeiten betraute Waldshuter Firma Schleith kein Personal für ein neuerliches Auftragen des Feinbelags abstellen konnte, hatte man sich mit Vogel-Bau darauf geeinigt, dass das Lahrer Unternehmen seinen Fehler selbst ausmerzt. Am gestrigen Dienstag sollten die Arbeiten über die Bühne gehen. Einen Plan, den die besagten "schlechten Witterungsbedingungen", sprich Regen, zunichte machten. Dass die Liste der Probleme noch länger ist, wird aus Benz’ Pressemitteilung deutlich: "Die Straßenleuchten sind durch die NetzeBW noch nicht in Dienst gestellt und bei den Pflasterarbeiten muss nachgearbeitet werden."

Übergabe soll jetzt am 15. November sein

Die Verzögerungen bei den Erschließungsarbeiten, die im August vergangenen Jahres begonnen haben, schmerzen vor allem die künftigen Bauherren, die bereits in den Startlöchern stehen. Nach Angaben der Verwaltung sind 26 der 41 Grundstücke im Orschweierer Neubaugebiet verkauft. Versprochen war, dass ab Anfang November die Bagger rollen können.

"Wir bedauern die Absage und das Verschieben des Übergabetermins", heißt es aus dem Rathaus, man habe aber den Anspruch, "dass die Übergabe erst dann erfolgt, wenn die Erschließungsarbeiten komplett fertiggestellt, die Baugrundstücke geräumt und dann auch ohne Einschränkungen anfahrbar sind".

Der neue Zeitplan der Stadtverwaltung, der seit Dienstag gültig ist: Übergabe am 15., möglicher Baubeginn am 18. November.

Mauer-Zoff: Planer sollen zahlen

Die zeitlichen Verzögerungen sind nicht die einzigen Sorgen, die die Mahlberger im Neubaugebiet "Orschweier-Nord" plagen. Am Montag gab es im Gemeinderat Zoff über die neue – zu lange – Gabionenwand. Wie mehrfach berichtet, hat sich gezeigt, dass die zum Schallschutz am westlichen Rand des Baugebiets errichtete Steinmauer zu nah an einem stark frequentierten Feldweg ("Rebweg") steht, sodass die Ausfahrt auf die Kreisstraße zum Verkehrsrisiko wird. Konsens besteht darüber, dass die Wand deshalb um drei Meter gekürzt wird. Die Frage: Wer zahlt die geschätzten Kosten von rund 10 000 Euro? Für Bürgermeister Dietmar Benz lag der Fall klar: "Die Wand stand so im Bebauungsplan, das hätte uns auffallen müssen." Ergo wollte er die Rechnung an den Erschließungsträger weitergeben – und rief damit Unmut bei mehreren Stadträten Unmut hervor. Etwa bei Nikolaj Blasi (BFMO): "Das ist für mich ein klarer Planungsfehler, es kann nicht sein, dass der zulasten der Bauherren geht." Ähnlich argumentierten Andreas Ruder (CDU) und Thomas Schwarz (FW). Auch sie sahen den Fehler beim verantwortlichen Ingenieurbüro Zink. Ruder: "Wir sind doch nicht die Experten." Der Disput ging mehrfach hin und her, bevor Benz deutlich angesäuert einlenkte: "Von mir aus – schreibe ich dem Büro eben, dass sie zahlen müssen."