Viel mehr als die Witwe eines berühmten Mannes: Barbara Siebeck ist am Dienstag 80 Jahre alt geworden. Foto: Masson Foto: Lahrer Zeitung

Geburtstag: Barbara Siebeck feiert in Mahlberg ihren 80.

Mahlberg (mm). Barbara Siebeck ist eine außergewöhnliche Frau. Nicht nur, weil sie auf der Mahlberger Burg lebt oder mit dem gefürchteten Gourmet-Kritiker Wolfram Siebeck verheiratet war. Sie war, ist und bleibt emanzipiert. Im Gespräch an ihrem 80. Geburtstags am Dienstag nahm sie kein Blatt vor den Mund.

Die Fakten vorneweg: 1940 kam Barbara Siebeck als Brabara Wilke in der Künstlerkolonie Worpswede zur Welt. Der Vater war Kunstmaler, in erster Ehe mit der Sängerin Lale Andersen verheiratet. Die Kindheit? "Ich bin im Künstlermilieu auf- und hineingewachsen." Mit viel Freiheit, aber wenig zu essen. Als 16-Jährige verweigerte die pubertierende Barbara einen weiteren Waldorf-Schulbesuch und beschäftigte sich stattdessen mit – welch’ Wunder – Kunst und Malerei.

Als 18-Jährige absolvierte sie ein Volontariat in einer namhaften Berliner Antiquitätenhandlung. Dort lernte Barbara den amerikanischen Fotografen Will McBride kennen: "Daraus wurde Liebe." Es kamen drei Söhne zur Welt. Während McBride berühmt wurde, eröffnete Barbara 1968 erst in Starnberg und später in München ihre Kunstgalerie "Die Insel".

Bei einer Vernissage lernte sie Wolfram Siebeck kennen, der mit seiner damaligen Frau gekommen war. Es funkte sogleich, sagt die Jubilarin: "Wir waren füreinander bestimmt." Deshalb trennten sie sich von ihren damaligen Ehepartnern: "Das hat schon Mut gebraucht."

Zu Hause auf der Burg wurde selbst gekocht

Auch Wolfram Siebeck brachte drei Jungen mit. "Wir haben gemeinsam ein ganz neues Leben gestartet", sagt Barbara Siebeck. 1986 wurde in Mahlberg geheiratet. Voraus war ein Umzug aus Bayern nach Baden gegangen: Sie hatten einen renovierungsbedürftigen Trakt der mittelalterlichen Mahlberger Burg als neuen Wohnsitz gefunden, nahe bei Barbara Siebecks Mutter in Staufen.

Aber nicht den einzigen. In der Provence bei Montélimar ließ sich das Paar zusätzlich nieder. Mehr als knapp 50 Jahre war es unzertrennlich, bis zu Siebecks Tod vor vier Jahren. Der erfolgreiche Gastronomie-Kritiker und "Kochbuch-Papst" mit gefürchtet spitzer Feder testete Gourmet-Tempel nur in Begleitung seiner Frau – auch, weil er seinem Urteil nach Getränkekonsum nicht mehr alleine trauen wollte.

Es stimmt entgegen aller Legenden: Auch zuhause in der Mahlberger Burg wurde selbst gekocht: "Immer wieder hat Wolfram neue Rezeptbücher ausprobiert." Wer Spitzenköche fundiert kritisieren will, müsse schließlich etwas vom Geschäft verstehen. Das hat die 80-Jährige unter anderem auch im Paar-Buch "Gemeinsam vierhändig kochen" festgehalten.

Heute reist Barbara Siebeck nicht mehr pausenlos umher, in Mahlberg fühlt sie sich wohl. Auch geschmacklich übrigens: "Hier in der wunderbaren Gegend gibt es kulinarische und viele andere Erlebnisse, auch deshalb bleibe ich sehr gerne hier." Ihr Lebensmotto bleibt: "Nicht nach dem Sinn suchen!"