Was das Buch von Astrid Lindgren verschwiegen hat: Pippi Langstrumpf hat mehrere Schwestern. Foto: Decoux-Kone

Umzug der Narrenzunft Hornig bringt in Orschweier rund 6000 närrische Menschen auf die Beine

Orschweier - Närrisches Großaufgebot in Orschweier: Beim Straßenumzug haben am Sonntag 6000 aktive und passive Frohnaturen die Ortsmitte in ein farbenfrohes Bild verwandelt. Da geriet die einheimische Bevölkerung des Dorfs doch glatt in die Minderheit.

Wetterglück: Beim großen Umzug der Narrenzunft Hornig Orschweier (NZO) strahlte die Sonne mit geschätzten knapp 4000 Zuschauern an den Straßenrändern um die Wette, nur zwischendurch schneite es mal kurz. Für närrische Laune beim Spektakel waren 50 fußlaufende Fasent-Gruppen und Guggemusiken zuständig, gefolgt von 13 großen rollenden Wagen. Allein schon sie sorgten mit rund 2000 aktiven Narren für ein volles Dorf.

Traditionell wurde der bunte Zug vom aktuellen Prinzen Felix (Schaub) und seiner Prinzessin Madleine (Heitz) samt Narrenrats-Gefolge, Jockeli und Kühen angeführt. Dann folgte ein zweistündiger bunter Querschnitt durch badisch-alemannisches Fasent- Brauchtum der Region. Den kommentierte Simon Metzger, erstmals in väterliche Fußstapfen tretend, blendend vom zentralen Festwagen aus. Seine Liste war lang, denn da verbreiteten allein schon elf Hexengruppen Furcht und Schrecken, ob Bahlinger, Kippenheimer, Altdorfer, Grafenhausener, Steinacher und viele mehr. Übrigens zumeist aktuell politisch korrekt gewandet, in schwarz-roten Gewändern nämlich. Teufel ließen sich nur wenige in Orschweier blicken, etwa aus Freiburg oder Heimbach.

Ob Wittenweierer Gulleköpf, Schweighausener Geisenmeckerer oder Lahrer Risigwibli, Kippenheimer Moorebätscher, Hoorige aus Ettenheim und Ottenheimer Schnooge-Hanseli: Da hatte das Straßenpublikum gehörig Regionales zu sehen bekommen – ganz ohne früheren Konfettisegen, höchstens gab es mal ein zartes Streicheln etwa mit kuscheligen Maiskopfwedeln. Historische Reminiszenz war Trumpf, ob beim weinseligen Ringsheimer Rämässer, Ettenheimmünsterer Wälle-Bengel als Rebstock- Instrument oder Kürzeller Riddl-Stägge, ebenso nur zum Winken gedacht. Auch manch private Narren-Gruppen lief mit, etwa knackige Rhinwaldmaidli, bunte Bouncing-Balls und Grafenhausener Carambas als gehörnte afrikanische Wildtiere.

Weil Orschweier nun mal nicht mehr Narren fassen kann, mussten längst vorab zahlreiche Umzugs-Teilnehmeranfragen abschlägig beschieden werden. Gewohnt dabei waren schräge Guggemusiken von Ettenheimer Suffonikern, Kippenheimer Moorebätschern, Wittenweierer Gullekepf (mit Haupt-Hahn) bis zu Ringsheimer Ohrequälern, den Namen prächtig verdient. Stets zum überörtlichen Straßenereignis gehören trotzdem stets auch städtische Gruppen wie der TuS Mahlberg dazu, nun mit Altherrenmannschaft als inbrünstig singenden Nonnen.

Der Orschweierer Sportclub als lokaler Fußballsieger hatte seine Könige samt neuer Wagenburg zu feiern. Am Ende des langen Zuges fanden sich 13 Themenwagen, darunter Partychoppers und Partey Piepelz, Kappeler Hodebätscher und FSV- Piloten samt Stewardessen vom Flugplatz "Air Altdorf". Mit Riesen-Segelschiff steuerten die Jungwinzer aus Pfaffenweiler als Piraten durch die Dorfstraßen, gleich gefolgt von nicht minder kleinem Wikinger-Seegefährt samt nordischer Insassen.

Nach zwei Stunden derart bunter Straßen-Narretei strömten die auswärtigen NZO-Gäste längst nicht alle gleich wieder zum kleinen Dorf hinaus. In der Festhalle wurde lange weiter gefeiert, bisweilen noch bis in den Abend hinein.