Autorin Sabrina Beck mit ihrem Erstlingswerk "Die große Stadt" Foto: Armbruster Foto: Lahrer Zeitung

Porträt: Sabrina Beck schreibt unter männlichem Pseudonym

Für die Leser könnte "Die große Stadt" ein ganz gewöhnliches Fantasy-Buch sein. Seine Entstehung und die Geschichte seiner Autorin sind jedoch außergewöhnlich. Sabrina Beck arbeitete unter dem Pseudonym Severin Halbritter ihre Identitätskrise auf.

Mahlberg. In ihrem Erstlingswerk, erschienen im August 2018, verarbeitet die junge Autorin Sabrina Beck die Unsicherheit über das eigene Geschlecht. "Ich konnte in diesem Körper nicht mehr leben", beschreibt die Mahlbergerin ihre Situation, bevor sie als Severin Halbritter begann ihr Buch zu schreiben. Sie habe lange darunter gelitten, dass ihre männliche und weibliche Seite miteinander stritten. "Zeitlebens war diese Zerrissenheit nur furchtbar", erzählt Beck. Beziehungen und Freundschaften seien daran zerbrochen und sie selbst habe sich deswegen immer wieder miserabel gefühlt. Seit ihrer Jugend habe sie Gedichte, Kurzgeschichten und auch längere Texte geschrieben um irgendwie damit umzugehen. "Da habe ich festgestellt, dass meine männliche Seite ganz anders schreibt, als meine weibliche", erklärt Beck. Mit ihrem Buch habe sie ihre persönliche Identitätskrise aufgearbeitet, indem sie ihre männliche Seite als Autor ausleben konnte. Mit der Veröffentlichung ihres Buches habe sich ein Schalter in ihrem Kopf umgelegt. "Vor diesem Buch war diese Unklarheit ständig ein belastendes Thema für mich. Jetzt bin ich mit mir selbst im Reinen", erzählt die 29-Jährige mit einem Lächeln. Ihre männlichen Persönlichkeitsteile könne sie nun durch das Schreiben in ihre Texte kanalisieren. Gute Freunde könnten ihre zwei Seiten jedoch immer noch unterscheiden.

Klassische Märchen dienen ihr als Quelle der Inspiration

Sie habe lange überlegt, ob sie ihre eigene Geschichte mit ihrem Buch öffentlich machen solle. Zunächst habe sie sich entschieden unter einem Pseudonym aufzutreten. "Halbritter ist der Nachname meiner Großmutter", erklärt die Autorin die Wahl ihres Pseudonyms. Severin sei die latinisierte Form ihres Vornamens, sagt sie weiter.

"Das Schreiben macht nicht immer Spaß", stellt Beck fest. Wenn sie eine Idee habe, müsse sie diese wie besessen sofort schriftlich festhalten - egal was sie gerade tue. Zudem könne sie nicht chronologisch schreiben. Ideen zu Szenen oder Handlungssträngen kämen ihr einfach in den Sinn, erklärt die Mitarbeiterin einer Marketing Agentur. "Die Unnachgiebigkeit meiner Figuren zwingt mich auch mal nachts um 3 Uhr Stift und Papier zur Hand zu nehmen" Bei der Arbeit mache ihr das bisher jedoch keine Probleme. "Ich war immer ein relativ disziplinierter Mensch und wollte meine Arbeit richtig machen", sagt sie über sich selbst.

Aus der Faszination für Märchen und Sagen heraus habe sie beschlossen, für ihr Buch die Geschichte des Rattenfängers von Hameln aufzugreifen. "In Märchen tut sich das Urmenschliche auf", stellt Beck fest. Das Genre der Märchen sei für sie ideal um das Konzept von Gerechtigkeit von verschiedenen Seiten zu beleuchten. "Mein Buch soll auch Anlass sein, Ungerechtigkeiten zu hinterfragen." Gleichzeitig wolle sie Märchen und das Einandererzählen derselben wieder populär machen. Ihre Charaktere seien nicht schwarz oder weiß, sondern ebenso zerrissen wie sie es war. Jede Figur habe auch Züge von ihr selbst, konkrete Begebenheiten verarbeite sie aber nicht. "Das ist mir dann doch zu privat", fügt sie mit einem Schmunzeln hinzu.

Das Buch handelt von Numiar, einem Mitglied der Stadtwache von Hämelin und den aus der Stadt verschwundenen Kindern in der fantastischen Welt von Abisma. Der Stoff basiert in groben Zügen auf dem Rattenfänger von Hameln und anderen Märchen. Das 240 Seiten umfassende Buch ist bei Stuber Publishing als Taschenbuch erschienen. Unter der ISBN 1946332232 kann es für 12,99 Euro im Buchhandel erworben werden.