Die Mitglieder des Mahlberger Orchesters zeigen mittlerweile Leistungen weit über denen einer Durchschnittskapelle. Am Samstag bewiesen sie das bei ihrem Frühjahrskonzert in der bestens gefüllten Stadthalle. Foto: Decoux-Kone

Mahlbergs Musiker brillieren in der Stadthalle / Dirigent treibt Orchester zu Höchstleistung

Ein "Frühjahrskonzert der Sinne" hatte der Mahlberger Musikverein versprochen – mit dem ganzen Klangreichtum der sinfonischen Blasmusik. Es wurde Wort gehalten. Das 51-köpfige Orchester riss sein Publikum in der Stadthalle zu Beifallsstürmen hin.

Mahlberg. Gleich mit "Flight of the Piasa" des zeitgenössischen Amerikaners Robert Sheldon ließen die Instrumentalisten ein der Indianer-Sage nach menschenfressendes Ungeheuer durch die Lüfte fliegen. Das Stück zwischen Angst, Schrecken und Sieg über den Riesenvogel wurde nicht nur technisch meisterhaft bewältigt, sondern mit großer Ausdruckskraft interpretiert. Als trefflich vom Orchester unterstützte Solistin im "Concertino für Flöte" von Cecile Chaminade brillierte anschließend Annette Burger. Sie beherrschte souverän auch schwierigste, temporeiche Passagen des lyrisch-heiter daherkommenden, jedoch technisch höchst anspruchsvollen Stücks und erntete verdiente Bravo-Rufe.

"The last Letter from Murdoch", einen von einem Titanic-Offizier fiktiv geschriebenen letzten Brief, hat der Japaner Masanori Taruya musikalisch interpretiert. Das Werk strotzt vor Emotionen. Auch dabei glänzte das Orchester neben makellosem Zusammenspiel mit hoher Ausdruckskraft, wie sie sonst meist nur von nur internationalen Profis dargeboten wird.

Kommentiert wurde das Ganze von Inci Bozkaya, die seit wenigen Tagen den Doktor der Philosophie in der Tasche hat.

Seit annähernd 15 Jahren drückt Dirigent Rüdiger Müller dem Mahlberger Orchester schon seinen musikalischen Stempel auf, mit anspruchsvoller und trotzdem ansprechender Stücke-Auswahl samt immer höheren Anforderungen. Sämtliche Akteure ziehen dabei sichtlich und hörbar begeistert mit. Sie haben eine Qualitätsstufe erreicht, die weit über den einer Durchschnittskapelle hinausgeht.

Das bewiesen sie auch mit "Dreamland" des jungen Komponisten Michael Markowski in deutscher Uraufführung, gespickt mit Takt- und Tempiwechseln samt Disharmonien. Auch mit "The Sea of Marmara" des kanadischen Komponisten Allan Gilliland stellten die Musiker ihr sinfonisches Zusammenspiel in allen geforderten Registern mit Tempo und Temperament unter Beweis. Nicht minder bei "Songs from the Catskills" des Niederländers Johan de Meij, das ganz vortrefflich die Auswanderung seiner Landsleute nach Amerika im 17. Jahrhundert thematisiert.

Nach lang anhaltendem Schlussapplaus durften Zugaben nicht fehlen. Zur Belustigung des Publikums bewiesen neun Trompeter, dass man auch bloß mit Mundstück blasen kann, wenngleich eher nach Enten klingend. Schließlich setzte das Orchester noch eine quirlige Arabesque drauf. Die MV-Vorsitzende Tanja Lehmann und Dirigent Müller durften gleichermaßen stolz auf die konzertanten Spitzenleistungen ihres Orchesters sein.