Willkommen in der eigenen Praxis: Ärztin Amelie Hanke mit Bürgermeister Dietmar Benz (links) und Architekt Heinz Schlager Foto: Masson

Allgemeinmedizinerin Amelie Hanke bezieht Räume in der Karl-Kromer-Straße. Dritte Praxis

Mahlberg - Mahlberg trotzt dem Medizinermangel im ländlichen Raum. Seit Kurzem darf sich das knapp 5000 Einwohner starke Städtchen mit einer dritten Arztpraxis für Allgemeinmedizin schmücken. Möglich wurde das durch erhebliche Investitionen in ein gemeindeeigenes Gebäude.

In der Karl-Kromer-Straße 17 empfängt Amelie Hanke ab sofort ihre Patienten. Die Räume füllten sich zur offiziellen Eröffnung schon mal mit zahlreichen gesunden Gratulanten, darunter auch Bürgermeister Dietmar Benz. Er skizzierte, wie es unerwartet schnell dazu kam. Nachdem die ehemalige Praxis von Heinrich Bert bereits 2002 aufgelöst worden war, standen die Räume nach diversen Zwischennutzungen seit zwei Jahren leer. Da kam es zupass, dass im März vorigen Jahres Hanke als Interessentin anklopfte. Unverzüglich beschloss der Gemeinderat dann nichtöffentlich, einen Mietvertrag einzugehen. Zwei Monate darauf hatte er gleich noch 176 000 Euro locker gemacht, um die verwaisten Räumlichkeiten umzubauen.

Das hatte seinen guten Grund. Auch wenn Mahlberg verkehrstechnisch in Autobahnnähe vergleichsweise attraktiv liegt, war auch hier die Sorge groß, dem ländlichen Ärztemangel entgegenwirken zu können. Doch es gelang schon vor genau einem Jahr, mit Harald Reiß einen neuen Allgemeinmediziner nach Mahlberg zu locken. Dazu hatte die Stadt im – einst von der Post bevölkerten Gebäude – Umbau- und Sanierungsmaßnahmen für rund 450 000 Euro ausführen lassen.

Bei der Hanke-Praxis kam die Stadt nun deutlich billiger davon, auch weil das Schwanauer Architekturbüro Schlager die früheren Praxisräume kostengünstig umplanen konnte. Die 162 Quadratmeter sind nun mit drei Behandlungsräumen, Labor, Technikraum, EKG, behindertengerechtem Eingang und WC ausgestattet.

Ein Selbstläufer sei das nicht gewesen, sagt Benz. Jedoch: "Unsere ärztliche Grundversorgung ist dadurch für Jahrzehnte sichergestellt, wir können uns glücklich schätzen." Auch für die Apotheke, die Ulrike und Martin Müller vor zwei Jahren vor dem Aus bewahrten, sei das sicher hilfreich. Benz: "Ich wünsche mir, dass wir andere städtische Projekte auch so zielstrebig und konsequent umsetzen können wie diese."

Info: Auch privat in Mahlberg daheim

Die 1976 in Freiburg geborene und in Biengen (Bad Krozingen) aufgewachsene Amelie Hanke arbeitete nach erfolgreichem Medizinstudium in Freiburg zwei Jahre im Breisacher Klinikum und anschließend fast ebenso lange in der ländlichen Arztpraxis ihres Vaters. Weil ihr Mann Sebastian in München tätig war, folgten zehn Jahre in der bayerischen Landeshauptstadt. Doch das Heimweh ließ bei der zweifachen Mutter (Sophie, acht Jahre und Philip, sechs Jahre) nie nach. Außerdem, so Hanke, sei es ihr ein Herzensanliegen, dass das Land ärztetechnisch nicht ausblutet. München habe genug. Da sei ihr Mahlberg als kleines Städtchen gerade recht gekommen, zumal die Verwaltung sehr schnell für die räumlichen Voraussetzungen gesorgt hätte. Der Kauf einer laufenden Praxis sei heutzutage finanziell fast unmöglich. Die Familie Hanke baut in Mahlberg, der Rohbau steht bereits.