Die Teilnahme am Zensus ist verpflichtend. Wer bei der Stichprobe ausgewählt wird, muss auch teilnehmen und bei der Befragung mitmachen. Eine Verweigerung führt zu einer drastischen Geldstrafe. Foto: Archiv

Tausende Menschen im Ortenaukreis sind auserwählt: Sie müssen sich beim Zensus 2022 den Fragen der Interviewer stellen. Auch LZ-Redaktionsmitglied Jonas Köhler wurde ausgelost. Das Fazit: Die Befragung verläuft kurz und schmerzlos.

Kippenheim - Die Unterlagen zum Zensus entdeckte ich an einem Donnerstagabend in meinem Briefkasten. "Wichtige amtliche Information für Ihren Haushalt" war auf dem Umschlag zu lesen. Dessen Inhalt: Ein Anschreiben mit Zeitpunkt der Befragung sowie den Kontaktdaten und Namen meines Interviewers Marcel Pinneker, ein Informationsblatt mit rechtlichen Hinweisen zur Volksbefragung und eine Broschüre mit den wichtigsten Informationen auf einen Blick.

Der Termin: Ein Mittwochabend sollte es sein, an dem der Interviewer – offiziell Erhebungsbeauftragter genannt – von 19 bis 20 Uhr bei mir vorbeikommen wollte. Eine vernünftige Zeitspanne, auf die man sich gut einstellen kann. Das Problem: Ich wusste bereits, dass ich an diesem Termin nicht zu Hause sein werde. Also musste ich mit Pinneker Kontakt aufnehmen, um den Termin zu verschieben. So wurde es zumindest auf dem Anschreiben vorgeschlagen. Glücklicher Zufall, dass als "Erreichbarkeitszeiten" donnerstags, 18 bis 20 Uhr angegeben war. Ich konnte also direkt anrufen, erreichte Pinneker und wir vereinbarten einen neuen Zeitpunkt.

Die Befragung: Zum Termin selbst erschien Pinneker eine halbe Stunde eher, als ich erwartet hatte. Offenbar hatte er sich den Zeitraum 18 bis 20 Uhr notiert, während ich wieder von 19 bis 20 Uhr ausgegangen war – klassisches Missverständnis. Die Befragung selbst war genauso schnell wie unspektakulär. Pinneker erkundigte sich nach meinem Geburtsdatum, meinem Familienstand, meiner Staatsangehörigkeit und meinem Geschlecht – nichts, was man nicht preisgeben könnte. Außerdem sollte ich angeben, wie viele Menschen in meinem Haushalt leben. Da ich alleine wohne, musste niemand sonst mehr befragt werden und das Gespräch war nach nicht einmal fünf Minuten vorbei. Das lag sicher auch daran, dass ich lediglich für die Kurzbefragung ausgelost wurde. Einige Ausgewählte müssen im Anschluss an die normale Befragung noch einen Online-Fragebogen ausfüllen mit Informationen beispielsweise zur Schulausbildung.

Der Interviewer: Pinneker selbst erzählte anschließend von seinen Erfahrungen als "Erhebungsbeauftragter". Sonderlich spannende Zwischenfälle habe er noch nicht erlebt. Vermutlich war dieser Besuch bei einem Journalisten der kurioseste. "Die meisten Menschen sind gut informiert und sehr offen", berichtete er. Von anderen Interviewern habe er gehört, dass manche Befragten nicht auskunftswillig seien und dafür sogar die fällige Geldstrafe bewusst in Kauf nehmen. "Das sind aber die Wenigsten. Vielleicht zwei von 100", schätzte er. Eine Familie sei von seinem Besuch überrascht gewesen und hätte angeblich die Ankündigung nicht bekommen. Entsprechend wollte sie auch zunächst keine Auskunft geben. Deshalb habe Pinneker einen neuen Termin ausgemacht. Dieser stehe jedoch noch aus.

Die Motivation: Der 23-Jährige hat sich als Interviewer beworben, weil er "mal was Ehrenamtliches machen wollte". Es gebe lediglich eine kleine Aufwandsentschädigung. Insgesamt 37 zuvor ausgeloste Anschriften muss Pinneker aufsuchen. Diese verteilen sich auf vier Straßen in Kippenheim. Seine erste Aufgabe sei eine "Begehung" gewesen, bei der er auch die Ankündigungen in die Briefkästen warf. Bei dieser Begehung habe er festgestellt, dass eine ausgeloste Anschrift gar nicht mehr existiere. Dies hat er dann so gemeldet.

Das Fazit: Während des gesamten Prozesses gab es keinerlei Probleme, abgesehen von Pinnekers etwas verfrühtem Besuch. Der Interviewer war freundlich und höflich, die Kommunaktion klar und die Prozedur schnell vorbei. Tatsächlich war es spannend, Teil der Befragung zu sein und auch von Pinneker einige Hintergründe zu erfahren.

 Der Hintergrund: "Der Zensus liefert verlässliche Bevölkerungszahlen für die Gemeinden, die Bundesländer und für Deutschland", heißt es in der Infobroschüre. Dies sowie die Angaben zur Demografie, wie Alter oder Geschlecht sei wichtig, um Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu treffen. Unter anderem dienen die Informationen dazu, Altersheime, Schulen und Kindergärten besser planen zu können. Deutschland ist durch die EU alle zehn Jahre zu einem Zensus verpflichtet. Auch für die Bürger ist der Zensus verpflichtend: Wer bei der Stichprobe ausgewählt wird, muss auch teilnehmen. Wer sich weigert,, bekommt zunächst ein Erinnerungsschreiben. Danach folgen eine erste sowie eine zweite Mahnung. Als letzter Schritt ist dann ein Zwangsgeld fällig.