Der Lahrer Kinderarzt Christof Wettach im Gespräch mit seiner Patientin Enya. Foto: Schabel

Die Corona-Impfungen für Fünf- bis Elfjährige sollten diese Woche auch in Baden-Württemberg anlaufen. Doch in Lahrer Praxen sind noch keine Impfstoffdosen eingetroffen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat vergangene Woche eine Empfehlung für die Impfung von Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren ausgesprochen. Der Corona-Impfstoff für Kinder sollte dabei bis spätestens Mittwoch komplett ausgeliefert worden sein. So lautete zumindest der Plan der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

In Lahrer Kinderarztpraxen war jedoch am späten Mittwochnachmittag kein Corona-Impfstoff für Kinder eingetroffen. Dies bestätigte der Lahrer Kinder- und Jugendmediziner Christof Wettach im Gespräch mit der LZ. "In Lahr ist noch gar nichts angekommen. Es gab auch noch keine Informationen, wann geliefert werden soll", so der Arzt.

Im Gespräch mit Wettach wird deutlich, dass die Informationslage bezüglich des Starts der Kinderimpfkampagne sowie der Impfstoffauslieferung misslich ist. "Die Verunsicherung bei den Eltern kommt durch die Überfrachtung an Informationen durch verschiedene Informationskanäle", mutmaßt Wettach und erzählt von Eltern, die direkt zu Wochenbeginn in seiner Praxis anriefen, um ihr Kind so schnell wie möglich impfen zu lassen.

Vorerkrankte Kinder sollten geimpft werden

Diese wurden vorerst auf Januar vertröstet. Denn ohne Impfstoff kein Vorankommen. Im Januar, so hofft der Arzt, sollte das Vakzin aber dann da sein. Fünf- bis Elfjährige können dann auch in Wettachs Praxis geimpft werden. Aber auch die anderen Lahrer Praxen, Kirsten und Hildebrandt-Grethen, würden Wettach zufolge Impfungen vornehmen. Die Empfehlung der Stiko sieht dabei vor, Kinder zu impfen, die Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf aufweisen oder Angehörige mit einem hohen Risiko für eine Corona-Erkrankung haben. Aber auch gesunde Kinder können laut Stiko nach individueller Aufklärung geimpft werden.

In Wettachs Praxis in der Alleestraße werden im Quartal etwa 1000 Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren untersucht. Laut des Arztes seien davon statistisch gesehen fünf Prozent durch Vorerkrankungen belastet, heruntergerechnet also 50 Kinder. Vorgemerkt für eine Corona-Schutzimpfung im Januar sei allerdings bisher erst ein Kind mit Vorerkrankung. Dafür hätten zwischen Montag und Mittwoch etwa 25 Eltern angerufen, deren Kinder keine Vorerkrankung aufweisen, berichtet der Arzt.

"Es macht auf jeden Fall Sinn, die chronischkranken Kinder zu impfen." Etwa Kinder mit Tumoren, die eine Chemotherapie durchlaufen und deren Abwehrsystem nicht voll funktionstüchtig sei. Auch bei Kindern mit Immunschwäche oder schweren Herzfehlern sei eine Corona-Schutzimpfung sinnvoll.

Eine gewisse Skepsis vernimmt man jedoch, als der Arzt über die Impfung von gesunden Kindern spricht. "Wenn man es ganz genau nimmt, gibt es für Kinder und Jugendliche keinen richtigen Grund, sie zu impfen, weil sie in der Regel gar keine Symptome bei einer Corona-Erkrankung haben", so der Arzt. Von der Corona-Schutzimpfung würden sie ihm zufolge vermutlich mehr Symptome bekommen, als es bei einer Corona-Erkrankung der Fall wäre. "Es gibt einfach keinen Grund, überstürzt einen Impfstoff zum Einsatz zu bringen, den man noch nicht gut kennt." Eltern mit gesunden Kindern empfiehlt Wettach, noch ein paar Wochen zu warten, bis mehr Details zu den Nebenwirkungen bekannt seien. In Israel und Amerika würde aktuell vermehrt geimpft, die daraus resultierenden Daten würde er noch abwarten.

Nachdem 80 Prozent der Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 Jahren nach ihrer zweiten Corona-Schutzimpfung Nebenwirkungen, wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, aufgewiesen hätten, sei der Wirkstoff für Kinder auf ein Drittel der Erwachsenendosis reduziert worden, so Wettach. Verabreicht würden 0,3 Milliliter. Das größte Problem bei den Corona-Impfungen von Kindern sei, dass es keine Einzelimpfdosis gebe. Für Kinder sehe der Hersteller immer zehn Impfdosen pro Fläschchen vor. Ein Fläschchen müsse innerhalb von sechs Stunden aufgebraucht werden, damit der Impfstoff nicht verfalle, so der Lahrer Kinderarzt.