»Besonders vermisse ich die Grünfinken«, sagt Udo Baum, Vorsitzender des Naturschutzbunds Lahr. Foto: Merz

Trotz des bisher milden Winters in diesem Jahr  nimmt  der Bestand vieler Vogelarten weiter ab.  Die Tiere sind jetzt und das ganze Jahr über auf Hilfe angewiesen. Was jeder in seinem eigenen Garten tun kann, verrät Udo Baum, Vorsitzender des Naturschutzbunds Lahr.

Lahr - Schon beim Einbiegen in den Schillingsweg sind deutlich die lauten Vogelstimmen zu hören. Die Tiere scheinen sich am Lahrer Hohbergsee wohlzufühlen – der Naturschutzbund Lahr (Nabu) hat dort seinen Stützpunkt.

"Den Vögeln geht es nicht gut, genauso wie in den vergangenen drei Jahren", erklärt Udo Baum bei einem Treffen mit unserer Redaktion. Grund dafür seien in erster Linie die vielen trockenen Jahre. Für die Vögel sei es immer schwerer, an Nahrungsmittel zu kommen, nicht nur wenn der Boden gefroren ist. Das "konsequente Ausräumen von Kleingärten" und Privatgärten, in denen hauptsächlich Steine und ausländische Pflanzen vorzufinden sind, würden einen großen Teil zu dem Problem beitragen. In diesen Gärten würden die Vögel weder etwas zum Essen, noch eine Unterschlupfmöglichkeit finden. "Dazu kommt die konzentrierte Bebauung, die Monokultur und der Straßenbau", so Baum.

Unordnung im Garten hilft den Vögeln zu überwintern

"Besonders vermisse ich die Grünfinken", berichtet der Nabu-Vorsitzende. Von allen Vogelarten würde es von Jahr zu Jahr weniger Exemplare geben, aber den Grünfink habe es durch einen Erreger, der in den vergangenen Jahren unterwegs gewesen sei, besonders hart getroffen. Den Rückgang der Populationen beobachte Baum selbst täglich. "Vor vier Jahren konnte ich hier um die selbe Zeit noch etwa 100 Zeisige beobachten", berichtet er. Die Vögel, die er diesen Winter beobachte, seien die "handelsüblichen Arten". Der Artenrückgang bei Insekten stelle für die Vögel ein weiteres Problem dar.

Entgegen der Erwartung wäre ein sehr kalter Winter mit acht bis zehn Tagen Frost am Stück sogar hilfreich für die Vogelwelt. "Sind die Winter zu warm, können sich alle Vögel durchschleppen", erklärt er. Das würde dazu führen, dass sich auch kranke Tiere fortpflanzen können und die natürliche Auslese verhindert wird. Zudem würde die Anzahl von Schadinsekten zunehmen, was zu einem erhöhten Einsatz von Chemikalien und somit zu einer Gefahr für die Vögel führen würde.

Um die kleinen Tiere zu unterstützen, könne jeder etwas tun. "Füttern sollte man das ganze Jahr über und nicht nur im Winter. Aber in geringem Maß", erklärt der Experte. Die beste Fütterungszeit sei früh morgens. In dieser Zeit würden die Tiere auch das meiste Futter fressen. Nach dem Füttern solle man warten, bis alles weggepickt ist, oder erst am nächsten Morgen die Futterstellen wieder auffüllen.

"Ich füttere geschälte Sonnenblumenkerne und gebrochene Erdnusskerne", so Udo Baum. In herkömmlichem Mischfutter seien zu viele Zutaten enthalten, die die Vögel nicht fressen. Der Nabu-Vorsitzende stellt zusätzlich eigenes Fettfutter her, unter anderem aus Sonnenblumenkernen, Erdnusskernen und Schweinefett. Genauso geeignet seien auch klassische Meisenknödel, die man in Gartencentern bekommt. Zusätzlich könne man flache Trinkschalen aufstellen.

Einen weiteren Tipp gibt der Experte: Unordnung im Garten. "Kleine Äste und Holz kann man einfach in einer Ecke des Gartens liegen lassen", so Baum. Auch getrocknete Stauden, wie den Sommerflieder, solle man im Herbst einfach stehenlassen, damit sich die Vögel an den Samen bedienen können. Hecken aus heimischem Gehölz, Haselnuss oder Kornelkirsche, können Vögeln einen Zufluchtsort bieten. Generell sei es wichtig, im Garten größtenteils auf nicht heimische Pflanzen zu verzichten. Auch auf Chemikalien und Gifte solle man verzichten, um die Vögel und andere Tiere zu schützen.

Wenn es nachts kalt wird, hilft das Federkleid den Tieren, warm zu bleiben. Zusätzlich verkriechen sich viele Arten, so Baum. Deshalb rät er, Nistkästen im September zu säubern, damit diese über den Winter genutzt werden können. Werden die Kästen nicht sauber gemacht, bestehe die Gefahr, dass Parasiten oder Krankheitserreger die Vögel krank machen.

Deutschlandweit Vögel gezählt

Bei der Mitmachaktion "Stunde der Wintervögel" des Nabu wurden Menschen bundesweit dazu eingeladen, sich eine Stunde Zeit zu nehmen und Vögel zu zählen. Etwa 16.000 Teilnehmer aus Baden-Württemberg haben rund 390.000 Vögel gezählt, so der Nabu in einer Mitteilung. Bundesweit waren es etwa 146.000 Personen, die über 3,7 Millionen Vögel gemeldet haben. Die Zahlen seien vergleichbar mit dem Vorjahr. Insgesamt seien 113 Arten gesichtet worden. Die Spitzenreiter sind der Haussperling, die Kohlmeise, die Blaumeise, die Amsel und der Feldsperling. Allerdings nehme seit Jahren bei vielen Arten der Bestand ab. In vielen Bereichen, so auch im Garten, sei ein Vogelschwund zu verzeichnen.