Nicht jeder Lahrer Einzelhändler klagt über Einbußen beim Weihnachtsgeschäft. So sind Spielwaren wie eh und je gefragt, freut sich Christa Metzger, die Inhaberin des Fachgeschäfts Haupt-Bucherer. Hier bedient sie Kunde Eric Haffner. Foto: Schubert

Die Läden sind zwar offen, doch das Weihnachtsgeschäft verläuft schleppend, heißt es von den Lahrer Einzelhändlern. Bei den meisten ist die Lage wenige Tage vor Heiligabend eher schlecht, wie eine Umfrage unserer Redaktion zeigt.

Viele Jahre lang liefen die Wochen vor dem Fest der Feste ähnlich ab: Die Lahrer Innenstadt war recht voll und die Händler machten den Umsatz des Jahres. Doch das gehört der Vergangenheit an. Mit Ausnahme von Geschäften des täglichen Bedarfs wie Supermärkte und Drogerien dürfen wegen der vierten Coronawelle zurzeit nur Geimpfte oder Genesene die Läden betreten – die 2G-Regel. Das dürfte eine Rolle dabei spielen, dass das Weihnachtsgeschäft in Lahr bereits das zweite Jahr in Folge eher mau verläuft.

Michael Schmiederer, der Vorsitzende der Lahrer Werbegemeinschaft, will auf LZ-Nachfrage die Lage nicht allzu düster malen, verweist darauf, dass in einzelnen Bereichen die Betroffenheiten unterschiedlich groß sind. In seiner Branche – der Mode – sehe es aber nicht gut aus.

Modehaus Feldmüller-Fank:

Man habe 50 Prozent weniger Umsatz als beim Weihnachtsgeschäft 2019, dem letzten ohne Corona-Beschränkungen, so Schmiederer. Dabei würde die 2G-Regel gar nicht Mal das größte Problem darstellen – die Kunden hätten sich daran gewöhnt, ihr Impfzertifikat vorzuzeigen –, vielmehr fehlten den Menschen die Anlässe, um sich festlich zu kleiden. Wenn etwa Weihnachtsfeiern reihenweise abgesagt werden, bräuchten viele kein neues Outfit.

Wie geht es nun weiter, wie lange hält er das noch durch? Schmiederer erwidert, dass er hier keine Prognosen abgeben könne. "Ich weiß ja nicht mal, ob ich mein Geschäft nach Weihnachten noch öffnen darf", verweist er auf einen möglichen Lockdown.

Nach schwierigen Pandemie-Monaten seien bei vielen Mitgliedsbetrieben der Werbegemeinschaft die finanziellen Polster aufgebraucht, so der Vorsitzende. Er hoffe darauf, dass betroffene Einzelhändler und Gastronomen staatliche Unterstützung erhalten, wobei die Gelder dann aber schneller fließen sollten als beim letzten Mal.

Modehaus Zinser:

Kai Ilter, der Leiter von Mode Zinser in Lahr, beziffert den Umsatzrückgang gegenüber dem Weihnachtsgeschäft in Vor-Corona-Zeiten auf 30 bis 40 Prozent. Die Pandemie-Beschränkungen hätten die Kunden verunsichert, gerade die Türkontrollen würden sich negativ auswirken. Trotzdem will Ilter die Lage nicht allzu schwarz malen: "Es könnte noch schlimmer sein", sagt er.

Lahrer Naschwerk:

Gabriele Lässle, Inhaberin des Lahrer Naschwerks, ist angespannt. "Es ist einfach keine gute Zeit für uns kleine Händler", sagt sie im Gespräch mit der LZ. 15 Prozent Umsatzeinbruch im Vergleich zum vergangenen Jahr, 25 bis 30 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie: "Im Moment gibt es keinen Lichtblick für mich". Ihre Chancen, als Einzelhändlerin zu überleben, seien schwierig, erklärt sie. Weihnachtsaktionen, um Kunden anzulocken, die seien in dieser Zeit auch nicht möglich: "Von was soll ich das bezahlen? In schlechten Zeiten wie diesen kann ich keine Aktionen machen." Sie sei "schlichtweg gefrustet", denn durch die 2 G-Regel kämen sehr viel weniger Menschen in die Innenstadt. "Das betrifft auch mich", sagt Lässle, auch wenn sie zu den Geschäften des täglichen Bedarfs zählt und keine 2 G-Kontrollen am Eingang anfallen.

Juwelier Spinner:

Mit dem Geschäft im Sommer sei er noch sehr zufrieden gewesen, so Inhaber Manfred Spinner auf LZ-Nachfrage. Doch jetzt laufe es weniger gut, der Umsatz sei geringer als an Weihnachten in Vor-Corona-Zeiten. Die Menschen seien nicht in der Stimmung zu einem entspannten Einkaufsbummel, "die Frequenz in der Innenstadt hat abgenommen", und das bekomme dann auch sein Geschäft zu spüren. "Mit den Kunden, die kommen, sind wir aber sehr zufrieden", betont der Juwelier.

Buchhandlung Schwab:

Die Abstandsregeln geben es vor, dass sich in den Räumen der Buchhandlung Schwab 20 Kunden gleichzeitig aufhalten dürfen. Entsprechend stehen am Eingang 20 Einkaufskörbe – jeder Kunde ist aufgerufen, einen zu nehmen, um den Zutritt zu regulieren. Das klappe gut, so Inhaber Martin Schwab. Im Unterschied zu den meisten anderen Lahrer Händlern sieht er keinen Grund, über das Weihnachtsgeschäft zu klagen. Im Laden sei viel los – Bücher sind eben ein klassisches Weihnachtsgeschenk, daran vermag auch die Pandemie nichts zu ändern. So ganz spurlos geht die Corona-Krise aber auch an der Buchhandlung Schwab nicht vorüber. Er habe keine genauen Zahlen parat, "aber gefühlsmäßig ist der Umsatz doch geringer als beim Weihnachtsgeschäft vor der Pandemie", so der Inhaber.

Spiel und Freizeit Haupt-Bucherer:

Christa Metzger, die Inhaberin des traditionsreichen Spielwarengeschäfts in der Marktstraße, geht pragmatisch mit der Situation um. "Wir sind zufrieden, weil wir zufrieden sein müssen", sagt sie. Dass die Bäume wirtschaftlich zurzeit nicht in den Himmel wachsen würden, sei klar, aber sie sei froh, überhaupt öffnen zu dürfen. Immerhin: Beim Besuch unserer Redaktion am Montag geben sich die Kunden bei ihr die Klinke in die Hand – auch Spielsachen zählen eben zu den typischen Geschenken.

Media-Markt:

Auch größere Märkte leiden unter der gesunkenen Kauflaune. So hat bei Media-Markt im Fachmarktzentrum der Kundenzulauf "deutlich abgenommen". Das gehe nun bereits seit Wochen so, teilt ein Mitarbeiter mit, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen will.

Info: Umfrage

Außer Supermärkten und Drogerien leiden Ladengeschäfte im Advent unter den pandemiebedingten Beschränkungen – das ist ein bundesweiter Trend, wie der Handelsverband Deutschland am Sonntagabend mitgeteilt hat. Eine Umfrage unter 1000 deutschen Einzelhändlern habe ergeben, dass zwei Drittel von ihnen auch nach dem vierten Adventswochenende vom Weihnachtsgeschäft enttäuscht sind. Als Grund sieht der Verband laut einer Pressemitteilung vor allem die Coronabeschränkungen an.