Die Stadtkapelle Lahr unter der Leitung von Nicholas Reed kam wie das Gastorchester hervorragend an. Foto: Breuer

Die Stadtkapelle Lahr und die Miliz- und Trachtenkapelle Oberharmersbach beweisen ihre Klasse

Eine musikalische Begegnung der Extraklasse haben die Lahrer Besucher des Stadtkapellen-Konzerts am Samstagabend in der Stadthalle erlebt. Der Gastgeber teilte sich den Konzertabend mit der Miliz- und Trachtenkapelle Oberharmersbach.

Lahr. Ein Blasmusikorchester aus einer kaum 3000 Seelen zählenden Gemeinde im Harmersbachtal würde man normalerweise nicht unbedingt unter die Musiker der Weltspitze rechnen. Aber was ist denn schon normal? Wer die Miliz- und Trachtenkapelle Oberharmersbach gehört hat, ist schnell zu dem Schluss gekommen, dass er den Begriff "normal" für sich eventuell neu definieren muss. Denn die 75 Musiker sind sowohl im Repertoire als auch im musikalischen Niveau alles andere als das, was man gemeinhin als normale Musikkapelle bezeichnen würde.

Dem Publikum wurde ein musikalischer Genuss präsentiert, wie man ihn nur selten von Freizeitmusikern zu hören bekommt. Kein Wunder: Die Kapelle nimmt in diesem Jahr bereits zum dritten Mal an den Weltmusikfestspielen in Holland teil und hat das Konzert in Lahr quasi als Generalprobe gesehen.

Nun sollte eine Generalprobe eigentlich mindestens eine kleine Panne oder falsche Töne beinhalten, damit die eigentliche Aufführung gelingt. Zumindest will es der Aberglaube so. Doch wenn es danach geht, haben die Oberharmersbacher ein Problem. Denn hörbare Fehler oder auch Pannen hat es nicht gegeben. Und wenn, dann waren die so marginal, dass sie nicht aufgefallen sind. Was im Umkehrschluss wieder gut für den Aberglauben wäre.

Um auf diesen Stand zu kommen, braucht es laut Moderatorin Alice Jilg fleißige Probenbesuche, persönlichen Einsatz der Musiker, eine engagierte Vorstandschaft und einen Meister am Dirigentenpult, der es versteht aus all diesen Zutaten einen Genuss zu zaubern. Ebendieser Meister, Siegfried Rappenecker, übrigens ein echtes Lahrer Kind, könnte schon fast mit dem Rattenfänger von Hameln verglichen werden. Er hat die Musiker im Griff, lockte sie immer wieder und sie folgten ihm, wohin er sie auch führte. Die Spieler lasen ihm die Wünsche nicht von den Lippen oder Augen aber von den Händen ab. Der Lohn dafür: Nicht nur die Zuhörer im Saal applaudierten frenetisch. Auch der Meister bedachte seine Musiker mit Beifall – mehr Lohn geht nicht.

Die Stadtkapelle Lahr mit Nicholas Reed am Dirigentenpult stand den Gästen in nichts nach. Die beiden Dirigenten hatten sich gut abgesprochen und ein homogenes Programm ausgearbeitet, das die Stadtkapelle genauso gut dastehen ließ, wie die Oberharmersbacher, die ihren Musikerkollegen Hochachtung zollten. Und so wie Rappenecker zuvor hat auch Reed seine Musiker mit Beifall und mit einem Handkuss belohnt. Die Mitglieder des Orchesters aus dem Harmersbachtal mussten sich eingestehen, dass es in der Ortenau noch ein Orchester gibt, das auf solch hohem Niveau spielt.

Und eben dieses Niveau möchten die Lahrer Musiker 2021 auch auf die Probe stellen. Christopher Büttner hat verraten, dass sich die Stadtkapelle Lahr auf die nur alle vier Jahre stattfindenden Weltmusikfestspiele 2021 in Holland vorbereitet.