Ein verwaistes Schlagzeug im Nebel: Das Foto vom vorerst letzten Drehtag zum Scaramouche-Film zeichnet unbewusst ein Bild der Corona-Krise. Die Menschen zum Dreh fehlen. Foto: Punchline Studio

Corona: Dreharbeiten für Dokumentation zur Lahrer Kultband unterbrochen / Termin für Vorpremiere im Dezember wackelt

Lahr - Die Corona-Krise hat die Dreharbeiten zum Dokumentarfilm "Heart and Soul" über die Lahrer Band Scaramouche gestoppt. Ob im Dezember die Vorpremiere zu sehen sein wird, ist mehr als fraglich.

Vorpremiere im Dezember derzeit nicht sicher 

"Unser Zeitplan mit der Vorpremiere im Dezember wackelt sehr. Die Produktion ist gerade komplett zum Stillstand gekommen", sagt Maik Styrnol, der zusammen mit seinem Bruder Pirmin das Lahrer Punchline Studio betreibt – und eigentlich gerne weiter Regie bei der Doku über die Kultband führen würde.

Doch das ist derzeit unmöglich. "Wir sind uns bei den Dreharbeiten gezwungenermaßen zu nah. Um die aktuellen Kontaktverbote auch einzuhalten, war für uns sofort klar, dass wir nicht weiter machen werden", so Styrnol. Die Zwangspause habe man sich freiwillig zum Schutz der Gesundheit auferlegt.

Projekte liegen derzeit fast vollständig auf Eis

Die Pause bringt das Studio der Styrnol-Brüder auch in finanzielle Nöte. "Wir haben jetzt enorme Geldprobleme. Denn auch unsere anderen Projekte liegen derzeit fast vollständig auf Eis", sagt Maik Styrnol. Beispielsweise musste der Dreh für einen Trailer von der bekannten Band "Uriah Heep" abgesagt werden.

Ein Tourmanager der legendären Band "Deep Purple" hatte sich außerdem zum Interview angekündigt, aber nur, weil er dies mit der Tour der Schweizer Band Gotthard verbunden hätte. "Gotthard" sagte die Tour aufgrund von Corona ab – und der Tourmanager blieb in seinem Wohnort in der Ukraine.

Finanzielle Lage der Mitarbeiter ist problematisch 

Für die Vorpremiere im Dezember, die nun aller Voraussicht nach nicht stattfinden kann, hätten auch bereits schon viele Sponsoren ihre Unterstützung zugesagt. "Jetzt kannst du gerade nach Sponsoren gar nicht erst fragen", so Styrnol. Viele Freiberufler wie die Kameraleute oder Zeichner vom Scaramouche-Film würden aufgrund der Krise derzeit "am Hungertuch nagen".

Das Punchline Studio wird zwar die zur Verfügung gestellten staatlichen Hilfen für Selbstständige, Freiberufler oder Künstler beantragen, ob die Mittel aber einfach zu bekommen sind, bezweifelt Styrnol jedoch.

Geld vom Staat ist schwer zu bekommen 

"Es gibt 9000 Euro für fünf Personen für drei Monate. Damit könnte man überleben. Es wird aber schwer, das Geld überhaupt zu bekommen. Nachweise sind nötig und wir können schlecht nachweisen, dass wir einen Auftrag aufgrund von Corona nicht bekommen haben."

Maik Stynol kann aber trotz der Notsituation auch positive Geschichten erzählen. Eine davon ist das "Project United". 70 Künstler aus zehn verschiedenen Ländern haben den 30 Jahre alten Scaramouche-Song "Side by Side" zusammen neu vertont (wir berichteten).

Trotz Krise gibt es Hoffnung 

Die Fäden für die Produktion liefen bei Maik Styrnol zusammen, der über das Telefon Regie führte. "Das war schon krass, dass ganze Projekt mit so vielen Leuten per Fernsprecher zu managen", sagt der Lahrer Produzent, der auch selbst Musik macht.

Projekte wie dieses würden ihm auch in der Corona-Zeit Hoffnung machen. "So schlimm das auch alles ist: Jetzt ist die Zeit, sich zusammenzuraufen und Zusammenhalt zu zeigen. Das geht auch mit Kontaktverbot."

Info: Die Band

"Scaramouche" entstand im Jahr 1993 als Nachfolgeband der in der Region bereits bekannten Rockformation "Acres Wild". 1995 veröffentlichten die Brüder Frank Vetter (Gesang, Keyboard) und Marc Vetter (Schlagzeug, Gesang) sowie Gert Endres (Gitarre, Gesang) und Thomas Schwendemann (Bass, Gesang) ihr erstes Studioalbum.

Die Gruppe stand auf Festivals mit James Brown, "Deep Purple" oder den "Scorpions" auf der Bühne. Die Dokumentation "Heart and Soul" soll besonders die private Seite von "Scaramouche" zeigen und auch ein Stück Zeitgeschichte von 1993 bis 2001 wieder auferleben lassen.