Sandra Boser hat 2016 das Direktmandat im Wahlkreis gewonnen. Foto: Braun

Landtagsabgeordnete Sandra Boser will Landwirte unterstützen / »Beim Klimaschutz noch wahnsinnig viel zu tun«

Wolfach/Lahr - Sie hat noch lange nicht genug: die grüne Landtagsabgeordnete Sandra Boser kandidiert zum dritten Mal für einen Platz im Stuttgarter Parlament. "Ich habe noch viele Herzblut-Themen, die ich vorantreiben will", sagt die Wolfacherin.

2011 kandidierte Boser das erste Mal für den Landtag – und zog über ein Ausgleichsmandat gleich in das Parlament ein. Fünf Jahre später gewann Sandra Boser mit rund 31 Prozent der Stimmen das Direktmandat im Wahlkreis Lahr/Kinzigtal und stieß die CDU-Kandidatin vom Sockel, die sich mit dem Zweitmandat begnügen musste. Ihr Wahlkreisbüro richtete sie in der Lahrer Marktstraße ein, im Herzen der Stadt.

Nun will Sandra Boser es zum dritten Mal wissen – und sie ist auf keinen Fall wahlkampf-müde. "Ich habe noch sehr viele Themen, die ich vorantreiben werden, und für diese Themen noch viel Herzblut", sagt sie. Und so lange ihre Familie – Ehemann Carsten sitzt für die Grünen im Wolfacher Gemeinderat – so hinter stehe, wie sie es tut, denke sie nicht ans Aufhören. Bei allem Ehrgeiz ist ihr weiteres politisches Ziel nicht der Bundestag, wie sie betont: "Die Landesarbeit finde ich viel interessanter", sagt sie.

Auf ihrer Prioritätenliste stehen Verbesserungen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und deren Integration in die vorhandenen Strukturen der Region ganz weit oben. "Viele Gemeinden arbeiten an alternativen Konzepten. Wir haben bei deren Integration mit dem ÖPNV schon viel erreicht, aber es gibt noch Potenzial", führt sie aus und verweist in diesem Zusammenhang auf den Expressbau der Strecke Haslach-Elzach. Auch in der südlichen Ortenau geben es im Bahnverkehr noch Verbesserungsmöglichkeiten bei der Taktung.

Als weiteren und äußerst wichtigen Punkt nennt sie Klimawandel und Klimaschutz. "Wir haben im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg die Klimaziele erreicht, aber es gibt noch wahnsinnig viel zu tun", sagt Boser.

Kompromiss bei "Rettet die Bienen"

Auch beim Thema Bildungsgerechtigkeit gebe es gute Erfolge zu verbuchen, gerade im Bereich der frühkindlichen Förderung. "Wir haben an vielen Stellen darum gekämpft, dass es auch im U3-Bereich in Kindergärten Angebote gibt", sagt die Wolfacherin. Alles, was über die frühkindliche Bildung hinaus gehe, sei aber noch ausbaufähig, auch wenn in Baden-Württemberg viele Abiturienten den Weg über Real- oder Gesamtschule gehen.

"Ein Thema, das noch sehr zurückhaltend angenommen wird, sind die Ganztagsschulen", bedauert Boser. Diese sein zwar vorangebracht worden, aber "nicht so wie wir uns das gewünscht haben", meint die Landtagsabgeordnete. Auch hier bleibe also einiges zu tun.

Nachdem die Bürgerinitiative "Rettet die Bienen" im Land hohe Wellen geschlagen hatte, hatte Boser durchblicken lassen, dass sie auf der Seite der Landwirte stand, die angesichts der Forderungen um ihre Existenz fürchteten. Unter anderem sollte der Ökolandbau auf 50 Prozent bis 2035 ausgebaut werden und der Pestizideinsatz bis 2025 um die Hälfte reduziert werden.

Dass die Landesregierung einige Forderungen von "Rettet die Bienen" übernommen hat, aber "so dass die Landwirtschaft erhalten bleibt", wie Boser sagt, wertet sie als guten Kompromiss, "mit dem die meisten zufrieden sind" und als Erfolg. Sie betont, dass kleinere Betriebe unbedingt am Leben erhalten werden sollen. "Im Grund geht es um die Frage, wie die Landwirtschaft mit dem Klimawandel existieren kann", führt Boser aus. Gleiches gelte für den Forst und die Forstwirtschaft.

Im Wahlkampf setzt Boser unter den derzeitigen Bedingungen auf digitale Formate. Sie bietet beispielsweise Online-Gespräche an und erfährt bei diesen die Vor- und Nachteile des digitalen Wahlkampfs. "Keine Vor-Ort-Termine zu haben macht es schwierig, die Stimmung in den Gemeinden wahrzunehmen. Es ist weniger emotional als das persönliche Gespräch", berichtet sie. Andererseits bieten die Online-Formate Barrierefreiheit und sie kann mit Bürgern sprechen, die normalerweise nicht zu den üblichen Wahlkampf-Terminen kommen würden. "Ich werde die digitalen Angebote nach der Corona-Pandemie auf jeden Fall weiterführen", betont die Grünen-Politikerin.

Unterstützung im Wahlkampf bekommt die Wolfacherin aus der ersten Reihe der baden-württembergischen Landesgrünen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann kam persönlich zum Fraktionsgespräch mit Bürgern in die Offenburger Reithalle, die Videorunde wurde von vielen Hundert Zuschauern digital verfolgt. Auch mehrere Landesminister unterstützten die Kollegin im Wahlkampf mit Digital-Runden zu verschiedenen Themen.

Zur Person

Sandra Boser ist 44 Jahre alt und hat zwei Söhne. Sie studierte nach ihrem Abitur am Wirtschaftsgymnasium Hausach Betriebswirtschaft an der Berufsakademie in Mannheim und arbeitete danach als Diplom-Betriebswirtin bei der Sparkassen-Versicherung in Mannheim und Stuttgart.

Anschließend war sie ein Jahr lang Mitarbeiterin im Abgeordnetenbüro des damaligen Bundestagsabgeordneten Alexander Bonde. Seit 2007 ist Boser Mitglied der Grünen. Im Landtag ist sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion.