Foto: Röckelein

   Die Türkisch-Islamische Gemeinde Lahr feiert     Ramadan unter Einhaltung der Corona-Regeln

Lahr - Kein Essen, kein Trinken, keine Kontakte. Für viele muslimische Gläubige ist die diesjährige Fastenzeit zur Glaubensprobe geworden. Am heutigen Samstag endet die Zeit des Ramadan, den die Lahrer Gemeinde ganz anders als sonst gefeiert hat.

Moschee als Ort des Miteinanders 

Viele Muslime erleben die Moschee nicht nur als Ort des Gebets, sondern auch des Miteinanders. Zahlreiche Moscheen in Deutschland haben das Abendgebet wieder aufgenommen. Vielerorts wird auch wieder das Freitagsgebet praktiziert, insofern die Hygiene- und Sicherheitsanforderungen in den Gebetsräumen erfüllt werden können. In der Ulu-Moschee in Lahr ist das allerdings noch nicht möglich.

"An normalen Gebetstagen sind ungefähr 200 Leute in unseren Räumlichkeiten", sagt Gemeindeleiter Hasan Babur. "Aber wenn es mehr werden, wird es schwierig, den Mindestabstand einzuhalten", so Babur weiter. Man habe daher veranlasst, jedem Betenden eine Fläche von 0,8 Mal 2 Meter zur Verfügung zu stellen. Außerdem sei jeder der Gläubigen dazu aufgefordert, seinen Gebetsteppich und eventuell eigene Gebetsbücher mitzubringen. Für Möglichkeiten der Desinfektion sei in der Mosche gesorgt.

Gläubige bringen eigene Gebetsteppiche mit

Auch separate Ein- und Ausgänge habe man eingerichtet. Die rituelle Reinigung der Hände und Füße vor den Gebeten werde für die kommende Zeit in der Moschee nicht möglich sein. "Wir haben den Waschraum gesperrt und bitten die Gemeindemitglieder, sich bereits zuhause der rituellen Waschung zu unterziehen", sagt Babur.

Die Türkisch-Islamische Gemeinde Lahr habe schon sehr früh Vorkehrungen getroffen, als die Pandemie ihren Lauf nahm. So habe man alle Veranstaltungen und gemeinsamen Gebete umgehend abgesagt.

Täglicher Live-Chat über Facebook

Doch die gläubigen Muslime mussten während des Ramadans nicht gänzlich auf religiöse Inspiration verzichten. So ist es während der Fastenzeit auch Brauch, den Koran zu lesen. Über die Facebook-Seite der Moschee wurde daher ein allabendlicher Live-Chat eingerichtet, in dem ein Imam regelmäßig Passagen aus dem Koran vorliest.

"Einen richtigen Gottesdienst können wir auch per Livestream nur schwer realisieren", sagt Babur. "Aber mit dieser Form der Messe können wir zumindest den Kontakt mit den anderen Gemeindemitgliedern in der Krisenzeit halten". Das Streaming-Angebot laufe auch weiterhin bis zum heutigen Samstag, dem letzten Tag vor dem Zuckerfest, der Feier des Fastenbrechens, das diesmal ebenfalls nicht in der gewohnten Form stattfinden kann.

"In unserer Gemeinde ist mir bislang kein Corona-Fall bekannt" ist Babur froh. "Trotzdem steht für uns der Schutz unserer Gemeindemitglieder weiterhin an oberster Stelle."

Info: Warum Fasten?

Ähnlich wie im Christentum ist der Brauch des Fastens im Islam ein Mittel der Katharsis. Das Fest des Fastenbrechens, Ramazan Baiyrami, ist im Islam der zweithöchste Feiertag. Sollte ein Gläubiger aufgrund von Krankheit nicht am Fasten teilnehmen, so kann er die versäumte Fastenzeit laut Koran zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.