Ralf Kaufmann von der Polizei Offenburg spricht im Interview über die Entwicklung von Einbrüchen in der Ortenau

Offenburg. Die polizeiliche Kriminalstatistik besagt, dass die Zahl der Einbrüche in Deutschland deutlich abgenommen hat (151.265 gegenüber 167.136 Fällen im Vorjahr). Wir sprachen mit Ralf Kaufmann vom  Polizeipräsidium Offenburg, Referat Prävention, über die Entwicklung in der Ortenau.

Wie haben sich die Einbruchszahlen im vergangenen Jahr im Ortenaukreis entwickelt?

2016 stehen in unserer Statistik für den Ortenaukreis 515  Fälle gegenüber 457 im Vorjahr. Das bedeutet einen Anstieg von 58 Wohnungseinbruchdiebstählen und somit eine Steigerung von 12,7 Prozent.

Wie steht der Ortenaukreis, gemessen am Land Baden-Württemberg, da?

Im Land Baden-Württemberg war 2016 ein Rückgang an Wohnungseinbruchdiebstählen von insgesamt 9,5 Prozent zu verzeichnen. Dieser Trend war im Ortenaukreis letztes Jahr gegenläufig.

Was glauben Sie, woran es liegt, dass sich die Zahlen negativ entwickelt haben? Die strategisch günstige Lage mit der Rheinschiene, der A5und der Nähe zu Frankreichmit mehreren Grenzübergängen im Dienstbezirk sind sicherlich Faktoren, die diese Entwicklung begünstigt haben.

Wo sind in der Ortenau »Brennpunkte« vorzufinden,das heißt, Orte, indenen überdurchschnittlichhäufig eingebrochen wird?

Grundsätzlich ist das Tatgeschehen relativ breit gefächert.Besonders gefährdet sind jedoch immer wieder Objekte in Ortsrandlage und solche mit schlechter Einsehbarkeit auf das Haus oder Grundstück.

Kommen die ertappten Täter eher aus der Region oder handelt es sich vorwiegend um Auswärtige?

Beim Großteil der ermitteltenTäter handelt es sich um organisierte Banden aus Osteuropa. Darüber hinaus konnte einem ebenfalls aus Osteuropastammenden Einzeltäter nachträglich eine größere Tatserie nachgewiesen werden.

Was bringt am meisten, um sich vor Einbrechern zuschützen?

Ein Täter sollte durch mechanische Sicherungseinrichtungen daran gehindert werden, schnell in ein Objekt eindringen zu können. Wird der Aufwand zu groß, steigt das Entdeckungsrisiko und die Chancen sind hoch, dass ein Versuch abgebrochen wird. Im Übrigen sind in den letzten Jahren nahezu die Hälfte aller Wohnungseinbruchdiebstähle an Sicherungstechnik oder aufmerksamer Nachbarschaft gescheitert.

Was kosten Sicherungsmaßnahmenwie Türen oder Fenstersicherungen beispielhaft?

Für eine normgerechte Nachrüstung, beispielsweise eines Fensters, muss man durchschnittlich etwa 300 Euro investieren. Das kommt aber auch wesentlich auf die Voraussetzungen an, die das vorhandeneFenster bietet. In jedemFall sollte man sich einenKostenvoranschlag eines geschulten »Nachrüsters« einholen.

Sind Alarmanlagen sinnvoll?Wieviel Geld mussman dafür einplanen?

Alarmanlagen sind sehr sinnvoll und bieten in Kombination mit Mechanik eine sehr hohe Sicherheit. Die Kostenvariieren je nach Ausstattung der Anlage. Auch hier empfehlenwir die Verwendung geprüfter Produkte und die Montage durch ein Fach-Errichterunternehmen.

Wohin können sich Bürgerwenden, wenn sie Fragenzum Einbruchsschutz haben?

An die KriminalpolizeilicheBeratungsstelle des PolizeipräsidiumOffenburg. Dieseerreichen sie unter Telefon 0781/21 45 15 oder 0781/21 10 41 sowie per EMail an offenburg.pp.praevention@polizei.bwl.de.

Fragen von Thomas Kroll