»Ich komme weiterhin hierher«, sagt Stammkundin Gülseren Cataltepe. Sie sei mindestens einmal pro Woche im türkischen Restaurant Elti, das von Yasar Sinan (rechts) geleitet wird. Foto: Fischer

LZ-Check: Gastronomen sind besorgt / Zelt  ist für viele die einzige Alternative

Lahr - Kaum eine Branche hat die Pandemie so hart getroffen wie die Gastronomie. Im Sommer hieß die Rettung Außen-Bewirtung. Doch jetzt kommt der Winter  – und nun droht auch noch eine Sperrstunde um 23 Uhr.

Die Zahl der Corona-Infizierten steigt weiter an, die Regeln sind verschärft worden – für die Gastronomen in Lahr eine schwierige Zeit. Das bestätigen ausnahmslos alle Gastwirte, egal ob in Café, Dönerbude oder Restaurant. Die LZ hat sich umgehört, wie die Stimmung bei den Gastronomen ist.   

Restaurant Elti 

»Bei mir wurden schon zwei Geburtstagsfeiern abgesagt, seit einer Woche habe ich abends weniger Kundschaft. Das Essen wird häufiger mitgenommen«, sagt Sinan Yasar, der in seinem Restaurant türkische Speisen anbietet. Im Moment sei die Nachfrage noch zufriedenstellend, »aber wer weiß, wie lange noch«. Wie viele andere Restaurants plane auch er, ein Zelt vor dem Laden aufzustellen. »Ich merke, dass meine Kunden eher draußen sitzen wollen«, erzählt Yasar.

Weil Gasheizstrahler nicht erlaubt sind, bevorzuge er die elektrische Variante. Wie viel das Aufstellen eines Zeltes kostet, wisse er noch nicht, er rechne aber mit mehreren Tausend Euro.  

Kneipentreff Platzhirsch

»Ich habe eine Genehmigung für mein Zelt, die Anträge gehen sehr schnell. Das Zelt ist eine super Lösung. Enttäuscht bin ich darüber, dass erst in zwei Wochen die Entscheidung kommen soll, ob Gasheizpilze genehmigt werden«, sagt Andrea Maurer vom »Platzhirsch« am Marktplatz.

Sie bevorzuge diese Art des Heizens klar, weil sich nicht jeder den zusätzlichen Strom der Elektroheizer leisten könne. »Das Gas ist einfach schöner und wärmer«, so Maurer.  

Restaurant Trattoria da Enza

Enza Geiger, die das italienische Restaurant  in der Kirchstraße betreibt, verzichtet auf ein Zelt. Sie habe bereits ihre Terrasse, auf der die Kunden auch im Winter sitzen könnten. Auch sie habe  in der vergangenen Woche allerdings wieder weniger Kundschaft gehabt. »Nach den neuen Einschränkungen und der Aufforderung, zuhause zu bleiben, haben Gäste eine Reservierung mit zwölf und eine mit acht Personen abgesagt.

Eigentlich habe ich auch bereits ein paar Weihnachtsfeiern in meinem Restaurant, die sind bisher noch nicht abgesagt, aber unsicher«, so Geiger. Unsicher sei auch die Beheizung auf der Terrasse: »Ich warte auf die Entscheidung, ob wir Gastronomen mit Gas heizen dürfen.«

Pizzaservice Milano 

Zelte, Heizpilze oder eine Sperrstunde ab 23 tangieren den Pizzaservice gegenüber der Lamm-Apotheke nur wenig. »Wir stellen keine Zelte auf und schließen sowieso um 23 Uhr«, erzählt Inhaber Hakim Özkan.

Die Corona-Einschränkungen gehen trotzdem nicht spurlos am Geschäft vorbei. »Es kommen weniger Kunden. Die vergangenen zehn Tage habe ich keine Tische mehr rausgestellt, weil es sich nicht lohnt.«  

Gasthaus Lamm 

»Bei mir im Gasthaus ist es mit dem Abstand schwierig. Wenn ein Tisch besetzt ist, muss der daneben frei bleiben«, sagt Ivanka Bursac, die das »Lamm« führt. Sie ist sichtlich besorgt um die Zukunft ihres Restaurants.

Wie viele andere Gastronomen, hat auch sie bereits Absagen für Feiern bekommen. Vor allem die Älteren hätten Angst, in ein Restaurant zu gehen. Auch die Elsässer Gäste fehlten, ebenso wie die Vereine, die abends nach dem Training oft herkommen.

»Eine Sperrstunde ab 23 Uhr wäre deshalb eine Katastrophe. Viele sind erst spät mit dem Sport fertig und kommen dann so um 22 Uhr zum Trinken. In diesem Fall hatte ich normalerweise auch mal bis 1 Uhr nachts geöffnet«.

Das Aufstellen eines Zeltes ist für Bursac keine Alternative, sagt sie. »Ich denke nicht, dass meine Kundschaft gerne draußen sitzen würde«. Stattdessen biete sie bald  Essen zum Mitnehmen an.  

Cappuccino-Bar 

»Wir haben uns ein großes Außenzelt zugelegt, um die Gäste bewirten zu können«, sagt Inhaber Andreas Just vom Café auf dem Marktplatz. Das verursache zwar Aufwand und nicht unerhebliche Kosten, doch die müsse man eben auf sich nehmen.  

Gasthaus Rebstock 

Peter Becherer ist mit dem Zulauf der Gäste in seinem markanten Zelt am Storchenturm zufrieden, wie er sagt. Es steht schon einige Tage und der Besuch sei gut, oft sei das Zelt sogar ziemlich ausgebucht. An die Kosten allerdings will er lieber nicht denken. Der finanzielle Aufwand sei enorm. Beheizt wird sein Zelt mit einer Ölheizung. 

Kontroverse um Heizpilze

Gas-Heizpilze bringen in der Regel mehr Leistung als solche, die mit Strom betrieben werden. Außerdem  sind sie  mobiler, da  sie keinen Stromanschluss brauchen. Gegen die von den Wirten bevorzugten Gas-Heizpilze gibt es allerdings Vorbehalte auf dem Lahrer Rathaus – sie könnten nicht risikolos betrieben werden, wird befürchtet.

Nachdem der Gemeinderat darüber diskutierte (wir berichteten),  wird sich auch der Technische Ausschuss mit dem Thema befassen. Dann steht fest, ob die Lahrer Wirte Gas-Heizpilze einsetzen dürfen.