Der gebürtige Dinglinger Axel Siefert (vorne) will zusammen mit seinem Trainerkollegen Dennis Bührer mit dem Bahlinger SC in der Regionallig für Furore sorgen. Los geht es am Samstag mit dem Derby gegen den SC Freiburg II. Fotos: Fissler Foto: Lahrer Zeitung

Fußball: Der Dinglinger Trainer Axel Siefert startet am Samstag mit dem Regionalliga-Aufsteiger Bahlinger SC in die neue Saison

Am Samstag (14 Uhr) startet der Bahlinger SC im heimischen Kaiserstuhlstadion mit dem brisanten Derby gegen die Bundesliga-Reserve des SC Freiburg in die Regionalliga-Saison. Es ist gleich zu Beginn ein echter Härtetest für den BSC, der in der vergangenen Saison erst nach einer furiosen Aufholjagd den Aufstieg in die 4. Liga geschafft hatte. Vater des Erfolgs ist der gebürtige Dinglinger Axel Siefert. Zusammen mit Trainerkollege Dennis Bührer hatte der 49-jährige A-Lizenz-Inhaber den Klub vor einem Jahr übernommen und auf Anhieb zur Meisterschaft geführt. Der Familienvater, der mit seiner Frau und den zwei Kindern in Orschweier lebt, sagt vor dem ersten Saisonspiel: "Bei uns herrscht kein Druck vor – nur Freude."

Herr Siefert, haben Sie den Aufstieg in die Regionalliga eigentlich schon realisiert?

Inzwischen schon, der ist ja nun auch schon einige Wochen her (lacht). Aber das war schon ein ergreifender Moment. Ich musste auf die Zähne beißen, um nicht zu weinen. Denn eigentlich hatten wir vor der Saison Platz sieben angepeilt gehabt, aber nach 14 Siegen und drei Unentschieden in der Rückrunde standen wir plötzlich ganz oben. Aufgrund von Knorpelschäden in beiden Kniegelenken im frühen Jugendalter war mein Traum vom Profifußball leider schnell ausgeträumt. Doch jetzt habe ich mich vom Kreisliga-Trainer bis in die Regionalliga hochgearbeitet. Das ist einfach sensationell und macht mich wahnsinnig stolz.

Sie bilden seit einem Jahr zusammen mit Dennis Bührer ein Trainerduo beim BSC. Wie läuft da die Zusammenarbeit?

Wir sind ein völlig gleichberechtigtes Gespann, was in dieser Spielklasse sicherlich einzigartig ist. Jeder muss sein Ego hinten anstellen, sonst funktioniert es nicht. Im Grunde läuft es zwischen uns bei Themen wie Aufstellungen oder Einwechselungen wie in der Führungsebene einer Firma. Wir diskutieren und am Ende geht es nicht darum, wer Recht hat, sondern wer die besseren Argumente auf seiner Seite hat. Was den Fußball angeht, denken wir allerdings ziemlich ähnlich. Da gibt es wenig Reibungspotenzial. Wir sind beide schließlich sehr defensiv geprägt. Aber für die Spieler und uns Trainer ist das natürlich schon ein Luxus als Gespann arbeiten zu können.

Als Aufsteiger kann es für den BSC ja eigentlich nur um den Klassenerhalt gehen. Oder haben Sie größere Ambitionen?

Die Spieler gehen auf den Platz, um zu gewinnen. Da kann der Gegner auch Homburg, Saarbrücken oder SC Freiburg heißen. Doch erst einmal müssen wir in der neuen Spielklasse ankommen. Ich sehe uns als Karpfen im Haifischbecken. Vom Budget her liegen wir auf den hinteren Plätzen. Doch spielerisch traue ich den Spielern die Regionalliga schon zu, immerhin haben fast alle bereits irgendwann so hoch gespielt. Aber natürlich werden wir in der Liga keine 16 Spiele am Stück mehr gewinnen.

Der Klassenerhalt ist das kurzfristige Ziel. Haben Sie noch weitere Zukunftsvisionen?

Oh ja. Langfristig wollen wir uns in der Regionalliga etablieren. Wenn alles glatt geht, steht in drei Jahren ein neues Stadion für bis zu 7000 Zuschauer am Ortsrand. Aber das ist noch Zukunftsmusik, denn die Entscheidung muss noch durch viele Gremien.

Lohnt sich denn der ganze Aufwand für ein neues Stadion?

Ich denke schon. In der letzten Oberliga-Saison hatten wir einen Zuschauerschnitt von mehr als 1000 Besuchern pro Spiel. In der Regionalliga gehe ich von bis zu 2500 aus. Aus der ganzen Ortenau kommen viele Fans zu uns. Sie mögen die spezielle Wohlfühl-Atmosphäre im Kaiserstuhlstadion. Und auch diejenigen, die beim SC Freiburg auf der Haupttribüne sitzen, kommen uns gerne besuchen.

Das klingt ja ordentlich.

Das kann man so sagen. Beim Bahlinger SC wird sehr solide gearbeitet. Deshalb werden wir finanziell auch nie in die Bredouille kommen. Dazu kommt die familiäre Atmosphäre am Kaiserstuhl. An jedem Spieltag packen 25 bis 30 Ehrenämtler freiwillig mit an, damit alles einwandfrei läuft. Das Miteinander bei uns ist einfach unglaublich.

Zum Sportlichen: Mit Serhat Ilhan hat der beste Torjäger der letzten Saison den BSC verlassen. Wie will der Klub den Abgang kompensieren?

Dass sich Serhat für unseren Ligakonkurrenten TSV Steinbach Haiger entschieden hat, war natürlich ganz bitter, denn er ist eine richtige Tormaschine und ein Publikumsliebling. Sein Vertrag ist ausgelaufen. Wir hätten gerne mit ihm verlängert, aber er wollte nicht. Eins-zu-eins lässt er sich sicher nicht ersetzen. Deshalb müssen wir in der nächsten Saison mit unserer mannschaftlichen Geschlossenheit punkten. Aber natürlich fehlen jetzt die Automatismen, die wir mit Serhat hatten. Denn man darf nicht vergessen, dass er nicht nur unheimlich viele Tore geschossen hat, sondern auch 15 Tore vorbereitet hat.

Wie konkurrenzfähig ist denn der Kader in der neuen Spielklasse?

Wir haben eine gute Mannschaft, die nur punktuell noch verstärkt werden muss. Den Lahrer Sandrino Braun von Preußen Münster hätte ich allerdings gerne gehabt, aber er hat sich leider für die U23 des SC Freiburg entschieden. Innerhalb von zwei Tagen nach unserem Aufstieg hatte ich ungefähr 50 Angebote von Spielerberatern auf dem Tisch, die mir ihre Schützlinge angepriesen haben. Inzwischen hat selbst in der Oberliga schon fast jeder Spieler einen Berater. Viele Anfragen kamen von Beratern der U19-Spieler des SC Basel, vom VfB Stuttgart oder der TSG Hoffenheim. Die würde ich natürlich mit Kusshand nehmen, allerdings muss die Position bei uns im Kader auch verfügbar sein. Im letzten Jahr hatten wir zwölf Probespieler bei uns im Training. Einer reiste sogar extra aus Berlin an. Doch keiner von denen hatte mehr Qualität als die, die wir ohnehin schon im Kader haben.

Der Bahlinger SC wird ja manchmal auch scherzhaft als Filiale des SC Freiburg bezeichnet.

Bei uns kommen tatsächlich fast alle Spieler aus der Umgebung. Die meisten Jungs haben eine SC Freiburg-Vergangenheit. Unsere Philosophie ist es, jene Spieler zu bekommen, die es in Freiburg nicht geschafft haben. Der Vorteil bei uns ist, dass sie noch nebenbei arbeiten oder studieren können, was beim SC Freiburg selbst in der U23 nicht möglich ist. Vereinfacht gesagt gehören zu unserem Beuteschema jene Ex-Freiburger, die es woanders versucht haben und nun wieder zurück wollen.

Also setzt der BSC nur auf Spieler vom großen Nachbarn?

Nein, überhaupt nicht. Wir bilden auch selbst aus. So haben wir beispielsweise ein Nachwuchs-Leistungszentrum mit lizenzierten Trainern. Im letzten Jahr haben gleich fünf Spieler aus der U19 in der Ersten Einsatzzeiten bekommen. Für uns wäre es nun noch wichtig, dass unsere U23 endlich in die Landesliga aufsteigt. Auch von dem Team trainieren immer mal wieder Spieler bei uns mit.

Nach zwei Jahrzehnten auf der Trainerbank. Wo holen Sie sich eigentlich noch neue Inspiration für den Job?

Ich arbeite auch noch nebenbei als stellvertretender Verbandsgruppenleiter beim Bund Deutscher Fußball-Lehrer, wo ich Fortbildungen zur A-Lizenz gebe und Fußballlehrer begleite. Vor einiger Zeit habe ich bei Dieter Hecking hospitiert, als er noch Trainer bei Borussia Mönchengladbach war. Er ist ganz anders, als er im Fernsehen rüberkommt. Der haut vielleicht Sprüche raus. Ansonsten tausche ich mich viel mit Lars Voßler aus, dem Co-Trainer des SC Freiburg. Aber ich schaue mir auch Spiele in der Kreisliga an. Auch da kann ich mir von den Trainern manchmal noch etwas abschauen. Gute Trainingsarbeit ist ligenunabhängig.

Neben dem Trainerjob leiten Sie auch noch ein großes Unternehmen. Bleibt da eigentlich noch Zeit für die Familie?

Das ist oft schon schwierig. Ich versuche möglichst zügig nach dem Training nach Hause zu kommen, um Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Am spielfreien Sonntag ist Familientag. Aber auch sonst sehe ich meine Frau und die Kinder sehr häufig, da mich meine Familie schon zu Verbandsligazeiten in Endingen zu jedem Spiel begleitet hat. Meine Töchter sind im Grunde auf dem Platz groß geworden. Als ich meiner Jüngsten vor zwei Jahren gesagt habe, dass ich den SV Endingen nach acht Jahren verlassen würde, hat sie den ganzen Tag kein Wort mehr mit mir geredet. Da war sie neun. Und ich hatte gedacht, alle würden jubeln, da ich nun mehr Zeit für sie hätte. Das liegt wohl auch daran, dass meine Frau mit vier Brüdern aufgewachsen ist, die alle Fußballer sind. Ohne ihre Unterstützung würde es auch nicht funktionieren.   Die Fragen stellte Sebastian Klaus

Als Spieler hatte der heute 49-jährige Axel Siefert bereits einiges vom Fußball in der Ortenau gesehen. FV Dinglingen, SC Friesenheim, FSV Altdorf und SC Kappel hießen die Stationen für den in Dinglingen aufgewachsenen Siefert, der heute in Orschweier wohnt und dort das Reinigungsunternehmen Twenmark leitet. Mit dem SC Friesenheim kickte der A-Lizenz-Inhaber sogar in der damals vierthöchsten Spielklasse (Verbandsliga). Als Trainer hat der Hobbygolfer noch ein paar Vereine mehr in seiner Vita stehen: FV Dinglingen (Kreisliga A), SC Orschweier (Kreisliga A), SC Friesenheim (Bezirksliga), SV Niederschopfheim (Bezirksliga), TuS Königschaffhausen (Bezirksliga), FV Herbolzheim (Landesliga), SV Endingen (Verbandsliga) und nun der Regionalliga-Aufsteiger Bahlinger SC. Der DFB-Honorartrainer Siefert hat sich kontinuierlich nach oben gearbeitet. Doch vielleicht geht es ja sogar noch weiter: "Mein Wunschtraum ist die Bundesliga. Aber auch jetzt Regionalliga trainieren zu dürfen, ist schon der absolute Wahnsinn", schwärmt Siefert.