Freude bei der Preisvergabe (von links): Wendelinus Wurth, Willi Keller, Werner Weber, Bürgermeister Tilman Petters, Brigitta Neidig, Roland Burkhart und Kathrin Ruesch Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Mundart: Preise der "Lahrer Murre" vergeben / Niveau der eingereichten Arbeiten ist hoch, doch die Teilnehmerzahl geht zurück

Lahr. Bei der diesjährigen Vergabe des Mundartpreises "Lahrer Murre" sind am Montagabend in der Mediathek gleich sechs Autoren ausgezeichnet worden. Die mit Preisen bedachten Gedichte und Texte, haben ein ansprechendes Niveau, die Zahl der Teilnehmer ist aber rückläufig. Insgesamt wurden 2019 nur 16 Beiträge eingereicht.

Der 2013 von Tom Jacob initiiere, 2015 von der Mediathek übernommene Mundartpreis braucht dringend eine Werbeoffensive. Die Zahl der eingereichten Beiträge ist gegenüber den ersten Jahren spürbar zurückgegangen, hat sich mittlerweile fast halbiert, wie Brigitte König, die Leiterin der Mediathek, und die drei Juroren Ulrike Derndinger, Ludwig Hillenbrand und Stefan Pflaum übereinstimmend betonten.

Der quantitative Aderlass der "Lahrer Murre" hat zum Glück bisher aber noch nicht auf die literarische Qualität durchgeschlagen. Das Niveau sei hoch, wie die drei Juroren hervorhoben. In der Sparte Prosa, in der sechs Texte eingereicht wurden, musste die Jury am Ende sogar einen salomonischen Kompromiss finden: Der zweite Preis wurde hier gleich zwei Mal vergeben, zusätzlich wurde Werner Weber aus Seelbach mit einem Sonderpreis ohne "Murre" bedacht. Sein Text "D’ Bleispitzer" rangierte nur knapp hinter den beiden Zweitplatzierten.

In der Sparte Prosa werden nur sechs Texte eingereicht

In der Sparte Lyrik (zehn Beiträge) ging der zweite Preis an Wendelinus Wurth (Gutach) und das Gedicht "Bis zum geht nimm", eine moderne Sprach- und Wortschöpfung voller Lust am Fabulieren. Mit dem ersten Preis wurde hier Willi Keller (Offenburg) bedacht. Sein Gedicht "Raimlosi Zidde" umschreibt im Renchtäler Dialekt ein kleines familiäres Drama, das Heraufziehen dunkler Zeiten für den Großvater. Willi Keller hat damit bereits die dritte "Murre" eingeheimst, nachdem er bereits zweimal mit Prosatexten gepunktet hatte.

Mit einem zweiten Preis in der Sparte Prosa wurde Brigitta Neidig (Gengenbach) ausgezeichnet. Ihr Text "D‘ ledschd Staffel" erzählt von einer alten Frau, die auf der Bank vor ihrem Haus sitzt. Es ist Zeit, Abschied zu nehmen, ein letztes Mal umzuziehen und die Vergangenheit, das Haus und das Dorf hinter sich zu lassen.

Ebenfalls einen zweiten Preis hat Roland Burkhart aus Waldkirch erhalten. "Verloffe?" erzählt mit viel Humor die Geschichte von zwei Buben, die bei einem Spaziergang in den Auenwäldern am Rhein die Orientierung verlieren. Mit dem ersten Preis wurde hier Kathrin Ruesch (Freiburg) bedacht, die letztjährige Gewinnerin des Lyrikpreises. "S‘ End vu de Welt" erzählt von einem Kind, dass zum ersten Mal in die Vogesen kommt und feststellt, dass die Welt dahinter keineswegs zu Ende ist, wie sie aus ihrer kindlichen Perspektive heraus immer gedacht hat. Die wichtigere Erkenntnis des Tages ist aber eine andere: "S‘ Beschte vu de Welt isch elsässischer Gugelhupf".

Die Mediathek veranstaltet jährlich den Mundartwettbewerb "Lahrer Murre". Die eingesandten Arbeiten müssen vollständig in alemannischer Mundart verfasst sein. Eine Jury wählt unter den eingesandten Arbeiten die zwei Besten in jeder Kategorie aus, die mit je 300 Euro (erster Preis) und 200 Euro (zweiter Preis) prämiert werden.