Eine Bojenkette teilt den öffentlichen (rechts) vom gesperrten Teil des Waldmattensees. Nicht alle halten sich daran.Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Einsatz: 48-Jähriger stirbt im Kappeler See / 19-Jährige hatte sich am Waldmattensee selbst in Gefahr begeben

Lahr/Kappel-Grafenhausen - Einen Tag, nachdem eine junge Frau im Waldmattensee ertrank, hat es einen weiteren tödlichen Badeunfall in der Region gegeben: Ein 48 Jahre alter Mann kam am Sonntagabend im Kappeler Baggersee ums Leben.

Bekannte suchten zwei Stunden lang nach dem Mann

Bekannte des Mannes entdeckten seinen Leichnam gegen 23 Uhr auf der Wasseroberfläche treibend, nachdem sie bereits zwei Stunden nach ihm gesucht hatten. Reanimationsmaßnahmen konnten ihn nicht mehr ins Leben zurückholen, berichtet die Polizei. Zu den genauen Umständen des Todesfalls würden bisher keine Erkenntnisse vorliegen; man gehe aber von einem Unglück aus.

Am Ufer des Baggersees fanden die Rettungskräfte auch Kindersachen, deshalb schien es zunächst möglich, dass der 48-Jährige in Begleitung eines Kindes gewesen war. Mit einem Polizeihubschrauber wurde von der Luft aus alles abgesucht, während Kappeler Feuerwehrleute sich am Boden umsahen – ein Kind war nicht zu finden.

Unglück auch am Waldmattensee

Tags zuvor hatte am Waldmattensee eine 19-Jährige ihr Leben verloren (wir haben berichtet). Das Unglück ereignete sich am Samstagnachmittag, als das nördliche Seeufer dicht bevölkert war. Die Badegäste wurden Zeugen, wie gegen 16.30 Uhr ein Großaufgebot an Rettungskräften heraneilte.

Unter den Helfern war auch Patric Stippich in seiner Funktion als Boots- und Gruppenführer der DLRG-Ortsgruppe Lahr. Im Gespräch mit unserer Redaktion betont auch er, dass die Einsatzkräfte "massive Probleme bei der Anfahrt" hatten, da Falschparker die Wege zugestellt hätten (siehe Info-Kasten).

Stippich, der auch Vorsitzender der DLRG Lahr ist, kennt den Waldmattensee natürlich bestens. Nur etwa ein Viertel des Gewässers ist für die Öffentlichkeit freigegeben, im anderen, größeren Teil ist das Schwimmen verboten. Eine 250 Meter lange Bojenkette, die quer über den See gespannt ist, trennt den öffentlichen vom gesperrten Bereich. Die Markierung wird von etlichen Schwimmern ignoriert, weiß Stippich, der aber darauf verweist, dass es nicht die Aufgabe der DLRG sei, dies zu sanktionieren – sondern von der Stadt und der Polizei. Im mittleren und südlichen Teil des Sees ist auch das Ufer gesperrt, dort haben der Angelverein Kippenheimweiler und das Kieswerk Zäune errichtet; es gibt zahlreiche Warnschilder.

Gesperrter Bereich ist gefährlicher für Badegäste

Trotzdem hielt sich die 19-Jährige mit zwei Angehörigen in der südwestlichen Ecke des Sees auf, fast einen Kilometer von dem Bereich entfernt, der für die Öffentlichkeit gedacht ist. Dort, am Südufer, wird Kies abgebaut. "Im gesperrten Bereich des Sees ist das Wasser kälter und tiefer, dort gibt es auch eine Strömung", stellt Stippich fest. Manche Badegäste würden auch die Größe des Sees unterschätzen – so sei es immer wieder vorgekommen, dass die DLRG Kinder mit ihren Schlauchbooten aus dem gesperrten Bereich zurückholen musste, da sie keine Kraft mehr hatten, um selbst zurückzupaddeln.

Im gesperrten Seebereich sei auch das Ufer ganz anders, so Stippich. Es sei nicht so verfestigt, nicht so stabil wie im Norden, sondern weise gefährliche Abbruchkanten auf, die schlagartig im Wasser versinken können, wenn sie betreten werden. Personen, die auf einer solchen Sandbank waren, würden dann in Lebensgefahr geraten.

So kam es offenbar auch zu dem tödlichen Unfall am Samstag: Die 19-Jährige soll sich einer Augenzeugin zufolge auf einem Uferbereich aufgehalten haben, der abgebrochen und plötzlich im Wasser versunken sei. Laut Polizeiangaben war sie Nichtschwimmerin.

Rat vom DLRG: Baderegeln beachten

Stippich hat einen einfachen Rat, um Unglücksfälle am See zu vermeiden: "Man sollte die Baderegeln beachten." Eine elementare Regel besage, dass Nichtschwimmer tiefes Wasser zu meiden haben. Auch polizeiliche Verordnungen müssten beachtet werden, mahnt Stippich: Gesperrte Bereiche dürften nicht betreten werden.

Anders als in den Vorjahren ist die DLRG Lahr in diesem Sommer an den Wochenenden nicht ständig am Waldmattensee präsent. Den permanenten Wachdienst habe man wegen der Pandemie aufgeben müssen. Der Gesundheitsschutz der ehrenamtlichen Mitglieder gehe vor, so Stippich. Eine schnelle Einsatzgruppe der Ortsgruppe sei aber rund um die Uhr alarmierbar, um bei Wasserunfällen in der Region helfen zu können.

Info: Kontrollen von Falschparkern

Die Anfahrt der Rettungskräfte am Samstag zum Waldmattensee wurde von Falschparkern behindert. Dabei werde der See regelmäßig vom Kommunalen Ordnungsdienst und von der Polizei angefahren. Auch, um das Einhalten der Corona-Regeln und das Parkverhalten an der vielbefahrenen Kreisstraße im Auge zu behalten, antwortet der Erste Bürgermeister Guido Schöneboom auf eine Anfrage unserer Redaktion. Mit Blick auf Personalstärke und weitere Kontrollpunkte in Stadt und Ortsteilen sei es unmöglich, die Präsenz am See zu erhöhen.

Schöneboom wünscht sich stattdessen, die Verantwortung jedes Bürgers stärker in den Blick zu nehmen. In seiner Antwort an die Redaktion wirft er deshalb diese Fragen auf: "Warum verhalten sich Fahrzeugführer ordnungswidrig? Wieso werden Rettungswege zugestellt? Warum widersetzt man sich allgemeingültigen Regeln? Wo bleibt das Unrechtsbewusstsein und warum wird diese Kernfrage in Richtung Verwaltung verlagert?"