Oberbürgermeister Markus Ibert (rechts) besucht die Drogenhilfe und informiert sich bei Leiter Hermann Gilsbach und Martina Goedtler über die Einrichtung. Foto: Stadt

Suchtberatung: Markus Ibert informiert sich bei der Drogenhilfe Lahr / Erweiterung der Praxis geplant

Lahr - Lahrs Oberbürgermeister Markus Ibert hat sich bei einem Besuch der Drogenhilfe Lahr über das Angebot der Einrichtung informiert. Er betonte die wichtige Rolle der Einrichtung für die Patienten und deren Wiedereingliederung in die Gesellschaft.

Drogenhilfe in Lahr besteht seit 1977

Als privater Verein gestartet, gehört die Drogenhilfe Lahr heute als Einrichtung dem Baden-Württembergischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation an. Ihr Sitz ist seit vier Jahren in der Jammstraße im ehemaligen Pfarrhaus der Christuskirche.

Ziele der Drogenhilfe sind, Menschen so früh wie möglich individuelle Hilfe bei Suchtgefährdung und Suchterkrankung anzubieten und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse zu erkennen. Die sozialen Angebote der Drogenhilfe bestehen seit 1977, als engagierte Bürger den heutigen Förderverein gründeten.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Hilfesuchenden immer weiter angestiegen, durch die Coronakrise waren auch die kurzzeitig eingerichteten Telefonberatungen stark nachgefragt. Im Jahr 2019 suchten 549 Menschen Hilfe in der Jugend- und Drogenberatung – so viele wie nie zuvor, Tendenz laut Drogenberatung weiter steigend. Viele wandten sich wegen Abhängigkeit von Opioiden wie Heroin an die Suchtberatung. Diese Patienten bekommen in der Praxis für Suchtmedizin, die seit zwei Jahren ebenfalls im Gebäude in der Jammstraße untergebracht ist, unter Beaufsichtigung der dortigen Ärztin ein Ersatzmittel verabreicht.

80 Patienten erhalten Substitute in Praxis

Die psychosoziale Betreuung von Menschen, die diese sogenannten Substitute benötigen, ist ein Hauptteil der Arbeit der Drogenhilfe. Rund 200 Personen kamen im vergangenen Jahr zur Substitution nach Lahr.

Die enge Zusammenarbeit von Medizin und Sozialer Arbeit unter einem Dach erweise sich laut Drogenhilfe als Erfolgsmodell. Nahezu jeder zweite Patient, der in die Praxis für Suchtmedizin kommt, gehe einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Dass alle Abhängigen keine Arbeit hätten und obdachlos seien, wie es in der Gesellschaft verbreitete Stereotype seien, könne Leiter Hermann Gilsbach somit nicht bestätigen.

Mittlerweile werden 80 Patienten behandelt, die Nachfrage ist so groß, dass die Räumlichkeiten für dieses Angebot nicht mehr ausreichen. Zur Lösung dieses Problems ist ein Aus- und Umbau der bisher von der evangelischen Kirchengemeinde benutzten Räumlichkeiten geplant.

"Die Praxis ist ein wichtiges und – wie sich zeigt – wirksames Angebot in der Stadt, da viele Substituierte in Arbeit stehen. Das kann nur durch eine qualifizierte örtliche Versorgung gewährleistet werden", sagt Ibert. Die Stadt Lahr werde deshalb die überaus wichtige Arbeit der Drogenhilfe weiter unterstützen.

Info: Schwerpunkt

Die Drogenberater seien zuletzt vermehrt wegen Computer- und Mediensucht kontaktiert worden. Der Schwerpunkt der Suchtberatungsstelle liegt laut Leiter Gilsbach aber vor allem bei illegalen Suchtmitteln. Cannabis sei durch die Legalisierungsdiskussion vor allem bei Jugendlichen ein Thema.