Die Spieler der Region sind sich einige: Das normale Wettkampfschach kann nicht durch Online-Schach ersetzt werden. Symbolfoto: Augstein Foto: Lahrer Zeitung

Schach: Lahrer Mannschaft nimmt an Quarantäne-Liga im Internet teil / Trainingsbetrieb in den Vereinen ruht

Weil man sich derzeit nicht zum Schachspielen treffen darf, weichen viele Denksportler ins Netz aus. Dort gibt es sogar eine Quarantäne-Liga. Auch Spieler der Region sind hier am Start und messen sich virtuell mit anderen Teams.

Nimmt man den Handschlag nach der Partie mal außen vor, dann gibt es im Schach zwischen den Gegnern keinerlei Körperkontakt. Da jedoch bei Turnieren und Trainingseinheiten mehrere Personen in einem Raum sind, so ist auch das "königliche Spiel" im Verein derzeit nicht möglich. Den ganzen November über geht beim Schachklub Lahr nichts, Trainings- und Spielbetrieb sind derzeit eingestellt, berichtet der Jugendleiter Bernd Schmider.

Viele Online-Angebote

Im Gegensatz zu vielen anderen Sportlern, die zur Ausübung ihres Hobbys einen Ball, ein Tor oder anderes Zubehör brauchen, brauchen die Lahrer Schachspieler dazu nur einen Computer mit Internetzugang sowie einen Account auf einem Schachserver. "Es gibt jede Menge Möglichkeiten, online zu trainieren und zu spielen", sagt Schmider. Auch er selbst ist bei einem Schachserver angemeldet und spielt dort ab und an online eine Partie.

"Das ist aber schon noch mal was anderes", sagt Schmider. Und das nicht nur, weil das Anfassen der Figuren durch einen Mausklick ersetzt wird. "Das ganze Kommunizieren fehlt", sagt der Jugendleiter und meint damit Gestik und Mimik, mit der man den Gegner auch mal beeinflussen könne. "Etwa wenn man das Gesicht nach einem Zug vom Gegner verzieht", nennt Schmider ein Beispiel für die Schachpsychologie. Das sieht auch Klaus Müller, Vorsitzender der Schachfreunde Ettenheim so. "Schach lebt vom Gegenübersitzen", sagt er.

Sogar einen Ligenbetrieb gibt es mittlerweile im Internet, passenderweise als "Quarantäne-Liga" bezeichnet. Unter "lichess.org" loggen sich die Schachspieler ein und spielen dann im Team gegen andere Teams. Eine Mannschaft der Lahrer ist mit dabei, einige Ettenheimer nehmen in einer vereinsübergreifenden Mannschaft teil. Spieltage sind an donnerstags und sonntags, drei Stunden wird dann jeweils Online-Schach gespielt. Am Ende gibt es in jeder Spielklasse eine Tabelle, anhand der Auf- und Absteiger ermittelt werden.

Große Unterschiede

Die Unterschiede zwischen Schach am Tisch und im Netz sind aber immens. Um zu verhindern, dass Spieler zu unerlaubten Hilfsmitteln greifen, ist die Zeit zum Überlegen sehr gering, gespielt wird also Blitzschach. Die Resonanz der Spieler ist aber dennoch gut, teilweise werden Spiele sogar im Internet gestreamt. "Die Quarantäne-Liga wurde ungemein gut angenommen", sagt Schmider.

Nicht alle Clubmitglieder nutzen jedoch die Online-Schachseiten. Vor allem im Jugendbereich fehlen oft die technischen Möglichkeiten, so Schmider. Für die Nachwuchsspieler ist es "wichtig, dass man sich gegenüber sitzt", findet der Jugendleiter. Je nachdem wie lange die Zwangspause noch dauert, rechnet er daher mit dem ein oder anderen, der aufhören wird. Nachwuchssorgen hat man beim SK Lahr jedoch nicht. Denn sobald das Schulschach wieder stattfinden kann, "kann auch wieder ein Zulauf erfolgen", glaubt Schmider. Auch in Ettenheim sind nicht alle Spieler online aktiv. "Ich denke, die Mehrheit wartet mal ab", sagt Müller und hofft, dass bald wieder Treffen möglich sind. "Weil wenn es nur noch online geht, wird es für den Verein schwer", sagt er.

Eingeschränkte Saison

Wann sich die Schachspieler wieder von Angesicht zu Angesicht auf dem Schachbrett messen können, ist noch unklar. Daher hängt auch der offizielle Ligenbetrieb in der Schwebe. Die derzeit unterbrochene Saison ist aber sowieso nur eingeschränkt, Aufstiege sind nicht möglich. Im Herbst soll die Runde wieder normal starten. Solange halten sich die einige Spieler im Internet fit und hoffen, dass bald wieder Wettkampfschach möglich ist.