Lahr - In den ersten Wochen nach Lockerung der Corona-Maßnahmen waren die Frisöre restlos ausgebucht. Nun erhält man wieder wenige Tage nach einem Anruf Termine, die Regeln gegen Corona gelten es aber weiter. Wir haben den Test gemacht.

So läuft ein Besuch in Coronazeiten ab 

Ein Blick in den Spiegel: Sitzt die Frisur? Was in den vergangenen Monaten fast zur Nebensache geworden war, wird nun allmählich wieder wichtiger. Als die Frisöre ihre Salons wieder öffnen durften, gab es nach nur wenigen Stunden keine Termine mehr. Über Wochen waren auch die Lahrer Haarkünstler ausgebucht.

Inzwischen hat sich die Lage etwas beruhigt, doch Maske und Abstand sind in den Salons immer noch Pflicht. Aber wie läuft ein Frisörbesuch genau ab?

Der Friseur hat eine Ersatzmaske parat

Ich will gerade den Frisörsalon »Haarmode Jürgen Krämer« in der Alleestraße betreten, da reißt das Band meiner Maske. Aber kein Problem, mein Frisör Danny, der mich bereits kennt, wartet schon und wedelt mit einer Maske vor mir her. Gut, dass die Frisöre auch mit solchen Pannen rechnen und Vorrat angeschafft haben. Am Eingang steht ein Desinfektionsmittelspender, mit dem sich jeder vorm Eintreten die Hände reinigen kann. Die Tür steht offen, damit die Klinke nicht angefasst werden muss.

»Setz dich schon mal hin, ich bereite noch die Farbe vor. Ich mache ein paar Highlights in dein Haar, das dauert so zwei bis drei Stunden«.

Fast alles scheint normal zu sein

Als ich auf dem Stuhl sitze, bekomme ich erst einen Kittel angelegt und dann ein Stück Plastik um den Nacken herum, damit die Farbe nicht an die Kleidung kommt. Außer, dass der Kittel aus dickerem Material als üblich ist, damit er gewaschen werden kann, scheint alles  normal zu sein.  

In allen Schränken sind Unmengen von Farben in ganz verschiedenen Tönen, aber Danny hat genaue Vorstellungen, wie meine Haare später aussehen sollen. »Ich mache mir immer schon ein zwei Tage vor dem Termin Gedanken darüber, wie ich meine Kunden verschönern möchte«, erzählt er mir.

Unter dem Kittel wird es zunehmend wärmer

Dann fängt er auch schon an, meine Haare einzupinseln. Doch ist es in Corona-Zeiten nicht Pflicht, die Haare gewaschen zu bekommen? »Ja, ich wasche dir die Haare aber erst später, die Blondierung funktioniert nur mit trockenem Haar.« Nach und nach wird mein dunkelblondes Haar komplett grau durch die Farbe.

Inzwischen ist schon fast eine Stunde vergangen, unter dem schwarzen Kittel wird es zunehmend wärmer. Ein kühles Wasser wäre da doch genau das Richtige. »Wir dürfen leider keine Getränke anbieten. Unter den Regeln leidet unser Service wirklich«, erklärt mir der Chef Jürgen Krämer. »Viele haben auch jetzt noch Angst vor einer Ansteckung. Dafür habe ich mobile Trennwände hier, die ich verschieben kann, wenn es doch eng wird.«

Die Stühle und das Werkzeug würden nach jedem Kunden gereinigt. Bei einem Blick durch den Laden fallen mehrere Putzeimer auf, auf fast allen Schränken steht Desinfektionsmittel bereit. Viele Kunden sind aber nicht im Laden, zunächst bin ich die einzige, nach und nach kommen aber zwei weitere Frauen.

Sie sitzen aber so weit weg, dass ich trotzdem das Gefühl habe, allein hier zu sein. Die Präsenz des Virus gerät so schon fast in Vergessenheit, nur der Mundschutz beim Blick in den Spiegel und der dicke Kittel erinnern an die Vorsichtsmaßnahmen. Auch die Gespräche der anderen Kunden, die zu hören sind, kreisen immer wieder um Corona, das offenbar längst nicht vergessen ist.

Nach drei Stunden ist die Frisur fertig  

Nach dem Färben werden die Haare nun doch gewaschen,  das kühle Wasser sorgt wenigstens ein bisschen für Erfrischung. Inzwischen ist es noch wärmer geworden, ich sehne  wirklich das Ende herbei. Auch unter der Maske ist es langsam warm, obwohl das Atmen nicht viel schwerer fällt. »Es dauert nicht mehr lange«, verspricht mir Danny.

Immer wieder sagt er mir, wie schön die Farbe aussieht. Die Begeisterung und Leidenschaft lassen die Strapazen fast vergessen. Nach drei Stunden ist die neue Frisur fertig. Das Ergebnis lohnt den Aufwand allemal, aber gerade bei Hitze mit Maske habe ich gemerkt: Wer schön sein will, muss leiden.  

Info: Balayage

Balayage ist eine neue Färbetechnik, bei der die Haare aufgehellt werden und »wie von der Sonne geküsst« aussehen sollen. Es kann nur die untere Haarpartie oder auch der komplette Ansatz behandelt werden. Je länger die Farbe einwirkt, desto heller wird später das Ergebnis. Der Frisörbesuch unserer Volontärin hat inklusive Waschen, Schneiden und Föhnen 103 Euro gekostet.