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LZ-Check: Agenturen zur Personalvermittlung stehen vor Problemen, Industrie hat weniger Bedarf

Lahr - Der Rückgang vieler Industriezweige macht auch den Arbeitsvermittlern Probleme. Die Lahrer Zeitung hat sich angeschaut, welche das sind und wie es sich für Zeitarbeiter mit der Kurzarbeit verhält.

Außergewöhnliche Situation für Zeitarbeitsfirmen

Eine sich rasant wandelnde Wirtschaftslage und strenge Hygienevorschriften machen die Vermittlung von Zeitarbeitern zur Herausforderung. Lahrer Zeitarbeitsfirmen berichten von der besonderen Situation in der Krise.

 Acrobat: "Auch Zeitarbeiter können in Kurzarbeit gehen", erklärt Ingo Bronner, Niederlassungsleiter der Lahrer Zweigstelle der Firma Acrobat. "Dabei verhält es sich ganz genauso wie mit regulären Arbeitnehmern." Auf die Frage, ob es aus Arbeitgebersicht Sinn mache, das Zeitarbeitsverhältnis bei Auftragsmangel aufrecht zu erhalten, sagt Bronner: "Firmen planen gerne langfristig. Und einen bereits fest eingeplanten, eingelernten Arbeiter zu halten, ist daher im besten Interesse eines jeden Unternehmens."

Die Vermittlung von Arbeitskräften sei schwerer geworden, da von Seiten der Industrie ein verminderter Bedarf besteht. Ein Zuwachs bei den Landwirten blieb aus. "Die Bauern aus unserer Region sind für ihre Erntearbeiten ausreichend ausgestattet", erfuhr Bronner im Gespräch mit Landwirten aus der Region. Auch bei Acrboat selbst werde derzeit das Mittel der Kurzarbeit eingesetzt, erklärt Bronner. Im März sei man noch nicht davon betroffen gewesen, inzwischen befänden sich jedoch rund 25 Prozent der 300 Mitarbeiter in Kurzarbeit.

 Actief Lahr: "Es gibt immer mal Lücken zu füllen, wenn Mitarbeiter ausfallen", erzählt Heiko Einsiedel, Geschäftsstellenleiter bei Actief Lahr. "Aber im Allgemeinen ist die Auftragslage im Moment sehr prekär." Begründet sieht er dies zum einen in der reduzierten Nachfrage. Zum anderen hätten aber auch einige Unternehmen Sorge, "fremde Menschen in ihre Räumlichkeiten zu lassen und damit womöglich den gesamten Betrieb zu gefährden".

Bei Actief selbst sind derzeit drei von drei internen Mitarbeitern in Kurzarbeit. Unter den Externen gibt es 16 Kurzarbeiter. Zwar erkennt Einsiedel den prekären Charakter der Lage, jedoch lässt er sich einen letzten Rest Optimismus nicht nehmen. Jobsuchenden in der Krise empfiehlt er: "So bescheuert es vielleicht klingt, aber derzeit gibt es leider keine bessere Lösung. Die Krise wird vorbeigehen und dann werden wieder dringend Leute gebraucht werden", ist sich Einsiedel sicher.

Agentur für Arbeit: Die Nachfrage nach Zeitarbeitern ist stark gesunken, bestätigt die Agentur für Arbeit auf Anfrage unserer Zeitung. So habe die Corona-Pandemie weitreichende Folgen auf den Arbeitsmarkt im Ortenaukreis. Seit März haben 3984 Betriebe aus der Region Kurzarbeit für insgesamt 57 760 Beschäftigte angezeigt. Das saisonale Hoch in Hotels, Gaststätten und im Freizeitbereich blieb aus, während gleichzeitig neue Arbeitslosenmeldungen hinzu kamen, denen nun ein Rückgang der Stellenangebote gegenübersteht.

Ein vergleichsweise hoher Bedarf bestehe in den Bereichen Paket- und Postzustellung, Online-Handel und in der Landwirtschaft. 

Info: Voraussetzung

Anspruch auf Kurzarbeit besteht dann, wenn mindestens zehn Prozent der Beschäftigten einen Arbeitsentgeltausfall von mehr als zehn Prozent haben. Dies gilt auch für Zeitarbeiter. Diese benötigen zudem ein leeres Arbeitsstundenkonto, um in die Kurzarbeit gehen zu können.