Macht "Ferien auf Sagrotan": Ingo Börchers. Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Kabarett: Ingo Börchers unterhält als bekennender Hypochonder im Stiftsschaffneikeller

Lahr. Der Hypochonder als Kabarettist ist eine ernst zu nehmende Gefahr. Der eingebildete Kranke Ingo Börchers hat auf Einladung des Kulturkreises am Samstagabend ein "keimfreies Kabarett" vorgestellt. Die Gäste im gut besuchten Stiftsschaffneikeller konnten bei "Ferien auf Sagrotan" aber auch mal ins Grübeln kommen.

Im gut zweistündigen Auftritt schaffte es der Kabarettist, fast ohne Punkt und Komma, Keime mit dem Brexit und den Schlagzeilen um Franz Beckenbauer zu verknüpfen. Das Bühnenbild war minimalistisch, eine Flasche Reinigungsmittel, eine Bank und ein Barhocker reichten, dass Börchers alle Ängste, die echten und die eingebildeten, durchspielen konnte. Man stelle sich vor, bei einem Stehempfang viele Hände zu schütteln, und dann gibt es am Büfett Fingerfood? Überhaupt die Keime. Bekannt ist, dass Darm und Mundhöhle des Menschen wahre Brutstätten sind. Was aber machen mit all den Lebewesen, die auf einem Zehn-Euro-Schein zu finden sind? "Da wird der Geldschein schnell zur Krankmeldung".

Börchers Wortspiele waren in den meisten Fällen treffend. Ab und an waren Doppeldeutungen sehr abrupt. So habe er am Übergang "Frösche laichen" und echten "Leichen" lange gefeilt, ergänzte er, als es darüber spontane Lacher gab. Am Ende hieße es: "Erde zu Erde, Asche zu Asche, Bits zu Bytes." Ein anderes Beispiel sind Frauen, die shoppen gehen. Das könnte man doch gut und gerne als Stoffwechselkrankheit bezeichnen. Wer bekennender Hypochonder ist, der sollte sich auch mit den Wartezimmern samt der Dekoration der verschiedenen Praxen auskennen. So sei doch jedem Zahnarzt abzuraten, Edvard Munchs "Der Schrei" auszustellen, meinte Börchers. Bei der Kunst angelangt, dachte Börchers laut über die Poesie eines Worts wie "blühender Gürtelrose" nach. Es folgte die Erkenntnis: "Vorhofflimmern klingt doch sehr nach Hölderlin."

Den eher flapsigen Sprachverdrehungen folgten am Ende der Vorstellung gezieltere Seitenhiebe. Börchers hatte allmählich aus dem Klamauk, den schnellen Sprachspielen und dem etwas überdrehten Auftreten Ernst gemacht. "Die Deutschen sind Weltmeister bei den Arztbesuchen." Diesen Satz ließ er – kurz und wirksam – nachhallen und stellte dann die eigentlich nicht mehr komische Frage. "Ist die Tatsache, Deutscher zu sein, hier schon die Diagnose?"