Während der Corona-Krise meiden Menschen den Gang in die Notaufnahme. Foto: Symbolfoto: Archiv

Pandemie: Auch Notaufnahme des Lahrer Klinikums stellt Rückgang fest / Arzt: "Angst vor Ansteckung unbegründet"

Lahr - Es ist eine Entwicklung, die nicht nur Mediziner verwundert: Während der Corona-Krise haben die Krankenhäuser bundesweit weniger Notfall-Patienten verzeichnet. Auch in der Notaufnahme des Lahrer Klinikums war es ruhiger als sonst.

Notfälle sind um bis zu 30 Prozent zurückgegangen

Die Zahl der Notfall-Patienten im Lahrer Klinikum sei im März und April um 20 bis 30 Prozent zurückgegangen. Und in den anderen Häusern des Ortenau-Klinikums würden die Zahlen ganz ähnlich aussehen, teilt Pressesprecher Christian Eggersglüß auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Was sind die Gründe? Wollen die Patienten den Ärzten und Pflegern in der Krise nicht zur Last fallen? "Wir vermuten, dass viele Menschen aus Angst, sie könnten sich im Krankenhaus mit dem Coronavirus infizieren, die Notaufnahmen meiden", sagt Chefarzt Bernhard Gorißen, Leiter der Zentralen Notaufnahme am Ortenau-Klinikum in Offenburg. Es gebe Hinweise darauf, dass Menschen sogar mit Anzeichen auf schwere Erkrankungen wie Lungenembolie, Herzinfarkt oder Blutvergiftung aus Angst vor einer Corona-Infektion eine Vorstellung in der Notaufnahme hinausschieben. Doch diese Haltung könne lebensgefährlich sein, warnt der Notfallmediziner: "Denn die Gefahr der Krankheiten jenseits von Covid-19 besteht unverändert weiter. Je schneller diese Erkrankungen erkannt werden, umso besser sind die Behandlungsmöglichkeiten."

Sehr gut aufgestellt für die Versorgung von Erkrankungen aller Art 

Die Notaufnahmen seien auch für die Versorgung von Erkrankungen jenseits von Covid-19 sehr gut aufgestellt. "Patienten und Personal werden im Krankenhaus separiert, um sie vor einer Infektion zu schützen. Wir wollen und können selbstverständlich weiter Patienten in Notfällen aller Art versorgen", betont der Chefarzt.

"Das Ortenau-Klinikum hat sein Möglichstes getan, um Patienten vor einer Corona-Infektion zu schützen", so auch Eggersglüß. Wer das Gefühl habe, schwer erkrankt zu sein, sollte auf jeden Fall ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, entweder durch den Hausarzt, einen Notarzt oder direkt in der Notaufnahme. Bei Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Blutvergiftung könne ein Aufschub lebensgefährlich sein.

Auch in Ettenheim war es ruhiger als sonst 

Auch Robert Ibig, mit Hubert Costa Leiter der DRK-Rettungswache Lahr/Ettenheim in der Bottenbrunnenstraße, hat eine Veränderung festgestellt: "Im März und April war es ruhiger als sonst." Ibig gibt aber auch Entwarnung, sagt, dass das DRK bei Anlässen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Geburten keinen Rückgang der Einsätze festgestellt habe. "Das geht ja auch nichts anders, das sind Sachen, die sich nicht aufschieben lassen", so Ibig. Abgenommen habe allerdings die Zahl der Transporte von Patienten zu Fachärzten. Die Motive, weshalb Menschen sich den Besuch beim Facharzt gespart haben, kenne er nicht. Er vermute aber schon, dass die Furcht vor einer Corona-Infektion dahintersteckt.

Info: "Es zieht jetzt wieder an"

In den vergangenen Wochen ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen kontinuierlich gesunken, damit einhergehend sind die amtlichen Beschränkungen des öffentlichen Lebens gelockert worden. Eine Entwicklung, die wohl auch mehr Menschen als bisher ermuntert, die Notaufnahmen aufzusuchen. "Im Mai ist wieder ein deutlicher Anstieg der Zahlen zu verzeichnen", sagt Christian Eggersglüß über das Ortenau-Klinikum. "Es zieht wieder extrem an", stellt auch Robert Ibig für den DRK-Rettungsdienst Lahr-Ettenheim fest.