Alt-Langenwinkel wurde abgerissen, nachdem der damalige Nato-Flugplatz Lahr zu nahe an des Dorf herangerückt war. Der alte Friedhof des Orts ist als Gedenkstätte erhalten geblieben. Foto: Schabel

Gremium beschäftigt sich mit dem früheren Friedhof des 1971 umgesiedelten Dorfs

Am alten Langenwinkler Friedhof sollen Bäume gepflanzt werden. In der Sitzung des Ortschaftsrats haben die Ratskollegen die Bedeutung des Orts für die Lokalgeschichte hervorgehoben.

Langenwinkel. Der alte Friedhof ist für den Ortschaftsrat ein Teil der Erinnerungskultur des Dorfes. Als Überbleibsel des alten Langenwinkels und Teil der Ortsgeschichte soll er erhalten bleiben und würdig gestaltet werden.

Wegen des Lärms des angrenzenden Nato-Flugplatzes und aus Sicherheitsgründen wurde Langenwinkel in den 1970er-Jahren bekanntlich umgesiedelt und das "Düsenjäger-Dorf" abgerissen. Der alte Friedhof erinnert am ursprünglichen Standort daran. Dort, außerhalb der Friedhofsmauer, ist ein Gedenkstein errichtet worden. Die Inschrift: "Dorf Langenwinkel 1790 – 1971." Ein weiterer Gedenkstein erinnert an den Jahrestag "30 Jahre Umsiedlung Langenwinkel" am 30. September 2001.

Im vergangenen Jahr mussten einige Bäume auf dem alten Friedhof gefällt werden, da sie ein Luftfahrthindernis für den Lahrer Flugplatz darstellten. Der Ortschaftsrat forderte danach ein Pflanzkonzept ein. In der Ortschaftsratsitzung am Dienstagabend stellte Richard Sottru von der städtischen Abteilung öffentliches Grün und Umwelt nun einige Ideen vor. Auch nach der Fäll-Aktion habe sich die "Silhouette" des Friedhofs nicht verändert, seien doch noch Bäume erhalten. Möglich wäre nun eine Bepflanzung außerhalb der Mauer mit Zierkirschen oder verschiedenen heimischen Bäumen, aber auch der Verzicht auf eine neue Bepflanzung, informierte Sottru.

Der Friedhof mit seiner Mauer solle sichtbar bleiben und nicht mit Sträuchern und Bäumen zuwachsen, forderte Martin Müller (Freie Wähler). Letztlich einigte sich der Rat auf das Anpflanzen von mehreren heimischen Bäumen.

Für den nächsten Haushalt möchte der Ortschaftsrat Langenwinkel den Einbau einer Behindertentoilette in der Turnhalle und eine Bedachung an der Aussegnungshalle auf dem Friedhof anmelden. In der Diskussion regte Victor Hager (Freie Wähler) auch an, den Abenteuerspielplatz in der Eichholzstraße zu überplanen. "Der Naturplatz ist eine Schande", sagte Hager und verglich die Anlage mit anderen, "wesentlich schöneren" Spielplätzen. Jedoch sei ein Abenteuerspielplatz wichtig für Kinder, weil er zum kreativen Spiel anrege, erwiderte Martin Müller. Nun wird Ortsvorsteherin Annerose Deusch (Freie Wähler) Kindergarten und Schule nach ihren Wünschen und Bedürfnissen für einen Spielplatz befragen.

Zudem forderte Martin Müller, die teils abgebrannte Hütte am Basketballplatz zu entfernen. Sie werde nicht vernünftig genutzt, auf dem Platz werde Abfall hinterlassen In einer der nächsten Sitzungen will sich der Rat mit dem Vorschlag beschäftigen.

INFO

Umsiedlung eines Dorfs

Anfang der 1950er-Jahre wurde der Lahrer Flugplatz zum Nato-Flughafen ausgebaut. Von da an nahm der Fluglärm für die Langenwinkeler rasant zu – ihr Dorf lag in der Verlängerung der Start- und Landebahn. 1962 rückte die damals verlängerte Rollbahn an ihrem südlichen Ende bis auf 400 Meter an das Dorf heran. Düsenjäger dröhnten täglich knapp über die Häuser hinweg. So kam es zum Beschluss, das ganze Dorf umzusiedeln. Von den damals rund 250 Einwohnern schlossen sich etwas mehr als 200 dem Umsiedlungsprogramm des Bundes an und folgten an den neuen Standort, wobei es für die Bewohner Entschädigungen gab. Das Dorf wurde zwei Kilometer südlich wieder aufgebaut. 1972 wurde Langenwinkel im Zuge der baden-württembergischen Gemeinde- und Gebietsreform in die Stadt Lahr eingemeindet und ist seither einer von sieben Stadtteilen. Das einst landwirtschaftlich geprägte Dorf ist heute vor allem Wohngemeinde, wobei rund die Hälfte der gut 2000 Einwohner Spätaussiedler sind.