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Südbadischer Verband pausiert freiwillig – wenig später zieht die Politik nach und untersagt Amateursport ab Montag. Von den Vereinen kommt Verständnis und Lob für die SHV-Entscheidung

Lahr - Womit schon seit einigen Tagen viele Handballer gerechnet hatten, ist am Mittwoch Realität geworden: Die Saison wird unterbrochen, erst mal bis Mitte November. Bei den Verantwortlichen aus der Region stieß die Nachricht vor allem auf Verständnis.

Lage bald neu bewerten

Wie wackelig der Spielplan sein kann, haben die Südbadenliga-Handballer des TuS Ottenheim erst am Sonntag erfahren müssen. Wenige Stunden vor dem Duell mit dem TuS Helmlingen erfuhr man von einem Corona-Fall im Umfeld, ein Spieler hatte mit dem Infizierten Kontakt. Das Spiel wurde daraufhin kurzfristig abgesetzt, auch trainiert wurde bis Dienstag noch nicht. Am Mittwoch konnte Trainer Ulf Seefeldt jedoch Entwarnung geben, der Test des Spielers war negativ.

Für das kommende Wochenende ist dieses Ergebnis jedoch nicht mehr relevant, am Mittwochmorgen gab der Südbadische Handballverband (SHV) bekannt, dass die Runde vorerst bis einschließlich Sonntag, 15. November, pausiert wird. Das hat das SHV-Präsidium am Dienstag einstimmig beschlossen. Drei Spieltage sind damit abgesagt, am 10. November soll "auf Basis der Entwicklung der Vorgaben der Landesregierung und den Daten des RKI" entschieden werden, wie es weitergeht. Auch über "eine möglicherweise weitere Aussetzung des Spielbetriebs" wird dann gesprochen.

Die Politik legt nach

Bereits am Mittwochabend wurde diese Planung jedoch schon wieder über den Haufen geworfen, als von Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten entscheiden wurde, Amateur- und Freizeitsport ab Montag für den November komplett auszusetzen. Eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs in diesem Jahr ist damit eher unwahrscheinlich. Auch der Appell von SHV-Präsident Alexander Klinkner, das Training im Rahmen der behördlichen Möglichkeiten aufrechtzuerhalten, wird durch diese Entscheidung nur schwer umzusetzen sein.

Verständnis der Trainer

"Es war wahrscheinlich unvermeidbar", sagte am Mittwoch der Ottenheimer Coach Seefeldt zu der Verbandsentscheidung. Er sprach jedoch gleichzeitig von zwei Herzen, die in dieser Situation schlagen: das der Vernunft sowie das Sportlerherz. Letzteres sei natürlich auch ein wenig enttäuscht. "Aber die Entscheidung ist sicherlich vernünftig", so Seefeldt, der am Donnerstag mit seiner Mannschaft im Training die kommenden Wochen besprechen wird.

So wie Seefeldt sehen es viele Trainer und Verantwortliche aus der Region. "Die Entscheidung ist zu einer Million Prozent richtig – hier geht’s um die Gesundheit jedes Einzelnen", findet Kim Kursch, Trainer des TuS Ringsheim. Mit seinem Team wollte er – solange es von behördlicher Seite erlaubt ist – weiter trainieren.

Laune weiter hochhalten

Für die Trainer dürfte die Trainingsplanung eine durchaus komplizierte Aufgabe werden, vieles wird sich auf Feldwegen und im Wald abspielen. "Jetzt gilt es, das Training entsprechend zu steuern, sodass man bei der Wiederaufnahme des Spielbetriebes auch bereit dazu ist", sagt etwa Michael Cziollek, Trainer der Altenheimer Reserve in der Landesliga. Den Beschluss des Verbands findet er "gut und richtig. So hat man zumindest für die nächsten Wochen eine klare und einheitliche Herangehensweise", sagt der TuS-Trainer. Ob der vom SHV anvisierte Termin für den Re-Start am 21. November allerdings zu halten sein wird, bleibt abzuwarten. Cziollek sehe diesen Termin als fraglich an, sagt er.

Das sieht auch der Meißenheimer Coach Christian Huck ähnlich. "Ich glaube nicht, dass wir dieses Jahr noch mal spielen", sagt er. Für die Entscheidung des Verbands hat er Verständnis. "Es ist ja keine Liga mehr, wenn nur vier oder fünf von acht Spielen stattfinden – von daher musste der SHV ja reagieren", findet Huck. So richtig überrascht war er von der Entscheidung auch nicht. "Es war von Anfang an klar, dass wir nur von Spiel zu Spiel schauen können", so der HTV-Coach, der seiner Sieben diese Woche trainingsfrei gegeben hat. Am Wochenende wollen die sportlich Verantwortlichen schauen, wie es weitergeht.

Auch bei der SG Scutro hatte man eigentlich geplant, den Trainingsbetrieb weiterlaufen zu lassen, wie der stellvertretende SG-Leiter Bernhard Eble sagte. Die Entscheidung des Verbands bezeichnete er als "notwendig, aber schade", man müsse sie respektieren. "Aber ich find’s gut, dass es erst mal nur zeitlich begrenzt ist", sagte Eble am Vormittag, bevor nachmittags dann die Politik die Handball-Pause in Südbaden verlängerte.

Kein einheitlicher BW-Weg

Die beiden anderen baden-württembergischen Verbände aus (Nord-)Baden und Württemberg hatten sich schon zuvor für eine längere Pause entschieden. Der Württembergische Verband setzt den Betrieb bis zum 28. November aus, an diesem Tag findet im HVW der virtuelle Verbandstag statt. Dort sollen alternative Konzepte zur Fortsetzung der Saison vorgestellt werden. In Nordbaden ist man sogar noch einen Schritt weitergegangen und hat die Saison bis zum Ende des Jahres unterbrochen. "In den drei Landesverbänden ist die Karte des Infektionsgeschehens deutlich unterschiedlich, weshalb auch die Entscheidungen unterschiedlich sein können und sollen", heißt es dazu vom Südbadischen Verband.

Aufgrund der Entwicklungen ist jedoch unwahrscheinlich, dass in diesem Jahr noch mal gespielt werden kann. Bis Ende November dürfen die Mannschaften wohl nicht in die Halle, anschließend bräuchten die Teams eine gewisse Vorlaufzeit, um wieder auf Wettkampfniveau zu kommen. Ansgar Huck, SHV-Vize-Präsident Spieltechnik, rechnete daher am Mittwochmittag in diesem Fall mit einer längeren Pause, die vermutlich erst im kommenden Jahr enden wird.

Der Plan in der Oberliga

Damit dürfte sich auch die Ungewissheit für den Oberligisten TuS Schutterwald erledigt haben. Denn die Oberliga wird von den drei Landesverbänden durch Handball Baden-Württemberg gemeinsam ausgerichtet. Bis Mittwochabend lief eine kurzfristig gestartete Umfrage, um ein Stimmungsbild der Vereine einzuholen, danach war eine Vorstandssitzung angesetzt, in der über den Spielbetrieb in der höchsten Spielklasse des Bundeslandes entschieden werde sollte.

Schutterwalds Trainer Nico Baumann äußerte sich am Mittwochvormittag skeptisch gegenüber der derzeitigen Lage. "Die Situation wirkt ein bisschen befremdlich", findet Baumann. Auf der einen Seite werde das gesellschaftliche Leben eingeschränkt, auf der anderen Seite betreibe man Kontaktsport. "Das passt nicht zusammen in meinen Augen und ist auch ein bisschen unverantwortlich", so Baumann.

Spiele nochmal am Wochenende? 

Die Lage im südbadischen Amateurfußball scheint klar: Ab Montag ruht der Spiel- und wohl auch der Trainingsbetrieb. Am Wochenende jedoch könnte der Ball in der Region noch mal rollen. Ob es jedoch so kommen wird, war am Mittwoch noch unklar. Man werde die Entscheidung treffen, "sobald wir neue Vorgaben des Bundes beziehungsweise des Landes Baden-Württemberg für den Sport vorliegen haben", hieß es am Mittag vom Südbadischen Fußballverband.

Eine Entscheidung, was die Entwicklungen dann für den weiteren Verlauf der Fußballsaison bedeuten werden, dürfte also am Donnerstag getroffen werden. Klar ist jedoch bereits, dass das Topspiel zwischen dem Offenburger FV und dem SC Pfullendorf abgesagt wird. Ein Spieler des OFV, der am Samstag noch im Kader stand, wurde Anfang der Woche positiv auf das Coronavirus getroffen, bestätigte Trainer Benjamin Pfahler am Mittwoch. Sein Team wird also wohl zumindest einen Monat lang kein Spiel mehr bestreiten dürfen. "Ich finde es schade, dass es so kommt", sagte Pfahler zu den neusten Entwicklungen.