Wie ist der Langenhard zu seinem Namen gekommen? Auch darüber informierte Walter Caroli. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Walter Caroli hat am Donnerstagabend den dritten und noch lange nicht

Walter Caroli hat am Donnerstagabend den dritten und noch lange nicht letzten "Appetithappen" auf die Sulzer Ortschronik serviert. Im Fokus stand dieses Mal die komplexe Geschichte des Langenhards. Im Herbst stehen zwei weitere Vorträge an.

Die Reihe der Appetithappen auf die Ortschronik von Sulz wird fortgesetzt. Am Donnerstag, 27. September, führen Walter Caroli und der Biologe Detlef Lingner im Vortragsaal der Volkshochschule in die "Flora und Fauna des Nationalen Naturerbes Langenhard" ein. Beginn ist um 19 Uhr. Am Donnerstag, 29. November, referiert Caroli im Rathaus Sulz über Bemerkenswertes und weitgehend Unbekanntes aus der Ortsgeschichte und stellt dabei auch einen Pfarrer vor, der zum Revolutionär wurde. Beginn der Veranstaltung ist ebenfalls um 19 Uhr.

Sulz. Die Recherchen sind abgeschlossen. Gut 350 Seiten, etwas mehr als die Hälfte der 2020 erscheinenden Dorfchronik, sind fertig. Walter Caroli hat längst damit angefangen, den Appetit auf die zum Dorfjubiläum erscheinende Chronik anzuregen. Seinen mittlerweile dritten Vordreher hat er ganz explizit dem Langenhard gewidmet, dem im 18. Jahrhundert knapp zwei Dutzend Höfe umfassenden Gewann am Hohberg. Sein Name leitet sich ab von der Bezeichnung "der lange Hardt", was so viel heißt wie "der lange Wald", von dem niemand so genau weiß, wann er sich in eine landwirtschaftliche Nutzfläche verwandelt hat. Die Geschichte der kleinen Hochebene ist komplex, genau genommen sogar einmalig, wie Walter Caroli in seinem Vortrag am Donnerstagabend betonte.

Der weitaus größte Teil des Areals gehörte bis 1845 zur Gemarkung Lahr und damit zur Grafschaft Nassau. Seine Bewohner waren aber Untertanen des Großherzogtums Baden und bekennende Sulzer. Hier besuchten sie am Sonntag den Gottesdienst, hier wurden Ehen geschlossen und Kinder getauft. Sulz war der Verwaltungssitz, an den auch die Steuern und Abgaben gezahlt wurden. Das Gemarkungsrätsel geht zurück auf das Jahr 1629, als die Zuständigkeit der Häuser Baden und Nassau neu geregelt wurden. Sulz fiel an Baden, Lahr an Nassau. Die strittige Zugehörigkeit des "langen Hardt" sollte schleunigst erörtert und geklärt werden. Tatsächlich waren die Bauern auf dem Langenhard aber mehr als zwei Jahrhunderte lang Diener zweier Herren. 1845 fiel der Langenhard schließlich an Sulz, der Wald zwischen den "vorderen Langenhard" und dem "hinteren Langenhard" blieb aber weiterhin in Lahrer Besitz.

Kurioses weiß Caroli auch über die Höfe selbst zu berichten, zu denen auch das heutige Gasthaus Eiche zählt, wo am Donnerstagabend gut 80 Zuhörer seinen Ausführungen folgen. Da gibt es das früher wohl von Tagelöhnern bewohnte "Freihöfle" unmittelbar am Ende des Aufstiegs von Sulz. Es war von den Steuern weitgehend befreit und besaß das Asylrecht. "Hier wurden die unehelichen Kinder von Lahr und Sulz geboren", wie Caroli erläuterte. Die "Eiche" war der "Fleighof", in dem der Vogt lebte. Nicht weit davon entfernt der Suttererhof, auf dem der einzige Protestant auf dem Langenhard lebte. Er widersetzte sich erfolgreich allen kirchlichen Anordnungen aus Sulz, weil unmittelbar neben seinem Hof der Lahrer Zollstock mit dem Wappen der Stadt in der Erde ruhte.