Der Besuch der Lahrer Werkstätten ist bei den Motorradfreunden mittlerweile fest im Kalender notiert. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Wenn die Motorradfreunde Oberrhein die Lahrer Werkstätten besuchen, ist der Jubel unter den Beschäftigten groß

Von Christine Bohnert-Seidel

Lahr/Oberschopfheim. Einmal den Fahrtwind im Gesicht bei einem Motorradausflug spüren – das haben Beschäftigte der Lahrer Werkstätten erleben können, als die Motorradfreunde Oberrhein ihnen einen Besuch abstatteten. Dabei hatten sie 30 Fahrzeuge.

Gerhard Bergmann strahlt über das ganze Gesicht. "Toll", schwärmt der. Seit 35 Jahren kommen die Motorradfreunde Oberrhein einmal im Jahr zu den Lahrer Werkstätten der Johannes-Diakonie Mosbach, darunter Harald Ziegler und Martin Ehret, die beiden Vorsitzenden.

Mit 30 Fahrzeugen und mehr als zehn Kuchen sind die Vereinsmitglieder dieses Jahr gekommen. "Für uns ist das Ehrensache", betont Ziegler im Gespräch mit der "Lahrer Zeitung". Was vor 35 Jahren mit der "Aktion Sorgenkind" begann, ist für die Motorradfreunde mittlerweile Selbstverständlichkeit, diese Form des Miteinanders zu leben und den Beschäftigten der Werkstätten einen Erlebnistag auf Maschinen mit bis zu 130 PS zu schenken.

So stehen die Beifahrer beim Besuch der Motorradfreunde Schlange. Mit dabei Walter Kippel. Um nichts in der Welt wollte sich der 67-Jährige diesen Tag entgehen lassen.

Erstmals fahren die Motorradfreunde zusätzlich mit sechs Motorrädern mit Seitenwagen vor. "Wir haben gemerkt, dass sehr viele Bewohner nicht mehr hinten draufsitzen konnten", erklärt Ehret.

"Ob, das wohl wie Fliegen ist", fragt sich Sven Geiger, nachdem er aus dem Gespann mit Ulrich Weschle herausgehoben wurde. Auf jeden Fall hat er an diesem Tag ein Gespür für Freiheit bekommen. "Auf diesen Tag freuen sich unsere Bewohner schon wochenlang", betont Wohngruppenleiter Marc Arias-Siehl. "Das ist wie Weihnachten."

Andrea Weber will erst nicht so richtig. Die junge Frau mag eigentlich keine Berührung. Aber ihr Wunsch mitzufahren siegt. Vertrauensvoll überlässt sie sich den starken Armen der Motorradfreunde. Es ist der herzliche unkomplizierte Umgang, der alle Beteiligten zusammenschweißt. Das Lachen der Fahrgäste ist für die Motorradfreunde ein Geschenk. Mit diesem Lachen, erfüllt von Dankbarkeit und echter Freude, fühlten sie sich selbst reich beschenkt.

Im Hintergrund ist rockige Musik zu hören. Wer gerade nicht Motorrad fährt, lässt sich den Kuchen der Motorradfrauen schmecken. Max Brahms hat aber keine Zeit für Kuchen. Kaum ist seine Fahrt auf dem Motorrad vorbei, reiht er sich wieder hinten an der Warteschlange an. Längst hat er nicht mehr mitgezählt, wie viele Runden er mittlerweile schon gedreht hat. Motorrad, Quad oder Gespann – der 21-Jährige nimmt jede Fahrt mit.

Nach mehr als drei Stunden ziehen die Motorradfreunde wieder unter dem lauten Brummen ihrer Maschinen vom Platz "Im Dornschlag". Aber sie haben das Versprechen gegeben: "Nächstes Jahr kommen wir wieder!"