Als die Deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch gegen Tschechien ein Testspiel absolvierte, zeigte das Fernsehpublikum verhältnismäßig wenig Interesse. Auch in der Region verfolgen einige Sportler die Spiel der DFB-Elf nicht mehr so intensiv wie früher.Foto: Michael Foto: Lahrer Zeitung

Fußball: Einige Sportler aus der Region schalten bei Spielen der deutschen Nationalmannschaft nicht mehr ein

Der Glanz von 2014 ist verflogen: die Nationalmannschaft muss in Deutschland um Anerkennung kämpfen. Auch einige Sportler und Trainer der Region schalten derzeit bei Spielen der DFB-Elf nicht mehr ein, wie eine LZ-Umfrage zeigt.

DFB-Direktor Oliver Bierhoff sprach jüngst von einer dunklen Wolke, die über der deutschen Nationalmannschaft schwebe, im TV-Vergleich verlor die DFB-Elf vergangene Woche sogar gegen die Sendung "Bares für Rares". Es ist eine harte Zeit für den Weltmeister von 2014, dessen Spiele zuletzt bei immer weniger Fans auf Interesse stießen. Wir haben uns bei Sportlern und Fußballinteressierten der Region umgehört, wie sie zur Nationalmannschaft stehen. Eventcharakter bei den DFB-Spielen: Wann immer es die Zeit zulässt, geht Yannic Priéto zum SC Freiburg ins Stadion. Seit er 17 Jahre alt ist, hat der Spieler des SC Lahr eine Dauerkarte. Wenn es um die Nationalmannschaft geht, kühlt sein Fußballinteresse jedoch deutlich ab. "Das interessiert mich eigentlich gar nicht – außer EM und WM", sagt Priéto. Ähnlich gehe es vielen aus der SC-Fanszene, berichtet er, nur wenn es mal wieder ein Freiburger in den Kader schaffe, verfolge man dessen Leistung im DFB-Dress. Ansonsten aber haben die Länderspiele für Priéto zu viel "Eventcharakter", schon vor Corona fand er außerdem die Stimmung bei den Spielen nicht gut. Nations League als Testspiele mit neuem Namen: Auch wenn er selbst Handballer ist, hat Fußball für Jason Peter einen großen Stellenwert, die Bundesliga verfolgt er intensiv. Wenn aber die Elf von Jogi Löw kickt, ist der Kreisläufer der HSG Ortenau Süd derzeit nicht mehr wirklich interessiert. Vor allem den Spielen in der Nations League kann er wenig abgewinnen. "Da hat man Testspielen einen Namen gegeben", findet Peter. "Viele Weltmeister von damals sind nicht mehr so vertreten", sieht er im Kader einen Grund dafür. Bei den Quali-Spielen für die großen Turniere schalte er dann schon eher mal ein, sagt Peter. "Und natürlich bei den Turnieren selbst." Über gute Fußballspiele freuen: Auch Johannes Wirth, Kapitän beim SC Lahr, sitzt nicht bei jedem Nationalmannschaftsspiel vor dem Fernseher, vor allem nicht bei Freundschaftsspielen. "Aber die Ergebnisse verfolge ich immer", sagt er. Die Spiele der Nations League beobachte er etwas intensiver, weil dann auch mehr Wettkampfcharakter dabei ist. "Aber ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich mich beim Modus der Nations League nicht weitergehend informiert habe – da schaue ich eher rein und freue mich über gute Spiele", sagt Wirth. "Aber ich verfolge es nicht so intensiv wie eine EM oder WM." Verständnis für Löws Testphasen: Der Bahlinger Trainer Axel Siefert beobachtet die Debatte, die derzeit rund um die Nationalelf stattfindet, mit großem Interesse. Als Coach kann er dabei natürlich auch die Sichtweise des Bundestrainers verstehen, der viel ausprobiert. Auf der anderen Seite sehe er aber auch den Punkt, dass in der Nationalmannschaft immer die Besten deutschen Spieler auflaufen sollen. "Aber ich kann es als Trainer verstehen, dass man in Testspielen testet", sagt Siefert. Wenn die DFB-Elf spielt, sitzt der 51-Jährige regelmäßig aus fußballerischer Neugier vor dem Fernseher. Dass es derzeit in der Öffentlichkeit viel Kritik an der Nationalmannschaft gibt, sieht Siefert auch den vielen Gegentoren geschuldet. "Dann kommt einfach Unmut auf", so der Regionalliga-Trainer, der in der DFB-Abwehr Akteure von internationalem Format vermisst. "Da gibt es derzeit nur Matthias Ginter." Länderspiele haben ihren Reiz verloren: Die Bundesliga verfolgt Markus Höpfner, Trainer des FSV Seelbach, intensiv. Einer bestimmten Mannschaft drückt er dabei nicht die Daumen. "Ich freue mich über jedes schöne Fußballspiel", sagt er. Wenn die Deutsche Nationalmannschaft spielt, schaltet er den Fernseher jedoch mittlerweile nicht mehr ein. "Früher hat man es gerne geschaut – aber leider hat es seinen Reiz verloren", findet Höpfner. Er vertritt den Standpunkt, dass in der DFB-Auswahl die besten Spieler kicken sollen, das sei jedoch derzeit nicht mehr der Fall. Die Auftritte der Löw-Elf empfindet er daher als "nicht mehr sehenswert".